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Blicke ins Jenseits
 

 

Von Alexander Stern, Pfarrer in Bern

Das Buch   
(umfasst 247 Seiten und wird kontinuierlich ergänzt)
(Es ist zur Zeit vergriffen – der wurde in er Zeit um 1913 verfasst)


Heinweis


Sein früheres Buch: „Das Jenseits. Der Zustand der Verstorbenen bis zur Auferstehung nach der Lehre der Bibel und den Ergebnissen der Erfahrung“


Inhalt                                                                                                                      Seite

Einleitung. Die sorglose Welt                                                                   1 – 6

Warum ist uns die jenseitige Welt verborgen?

I Teil: Visionen und mediumistische Kundgebungen

Brief von Julia: Licht aus dem Jenseits                                                   12 – 20

Pfarrer Blumhardts Kampf mit der Macht der Finsternis                             20 – 25

Die Seherin von Prevorst                                                                      25 – 29

Die Somnambülen                                                                               29 – 34

Mitteilungen der Somnambüle Bäurle zu Weilheim (Württemberg)
über jenseitige Zustände                                                                     34 – 46

Eine Vision von Pastor Samuel Keller                                                     46 – 61

Vision eines Missionars                                                                       61 – 64

Vision einer Missionarsfrau                                                                  65 – 75

Die Seherin Katharina Schlienz                                                             75 – 82

Die Traktate von Joseph Hahn                                                              82 – 87

Eduard Weitzel über das Jenseits                                                         87 – 92

Hans Arnold über das Jenseits                                                            92 – 104

Der Spiritist Hermann Döring                                                             104 – 108

Warnung eines Spiritisten vor den Gefahren des Spiritismus                  109 – 116


II Teil: Visionen und mediumistische Kundgebungen

Auf der Schwelle zwischen Diesseits und jenseits                                 117 – 122

Abteilung A

Beispiele von Verstorbenen, die unmittelbar nach ihrem Abscheiden erschienen sind.

Einige merkwürdige Beispiele                                                            122 – 124

Erscheinung eines verstorbenen Vaters                                               124 – 126

Erscheinung eines verunglückten Dieners                                             126 – 128

„Es gibt eine Hölle“                                                                          129 – 131

Ein Mädchen, das sich das Leben genommen hatte, zeigt ihrem
Verführer seine Todesstunde an                                                         131 – 133

Die Predigt des toten Rheinschiffers                                                   133 – 137

Erscheinung eines ertrunkenen Seeoffiziers                                          137 – 138

Ein ertrunkener Bruder erscheint seiner Schwester                                138 – 140

Eine fromme Schwester erscheint ihrem ungläubigen Bruder                   140 – 145

Abteilung B

Erscheinungen und Offenbarungen von Verstorbenen kürzere oder längere Zeit nach ihrem Ableben


Ein selig Verstorbener erscheint am Sterbebett seines Freundes             145 – 148

Ein Verstorbener erscheint nach Verabredung seinem Meister                 148 – 150

Erscheinung eines hingerichteten Mörders                                            150 – 152

Ein unseliger Arzt warnt vor der Vivisektion                                         152 – 162

Eine verstorbene Braut erscheint als Schutzgeist ihres Bräutigams          163 – 165

Eine verstorbene Mutter erscheint als Schutzgeist ihrer Kinder                165 – 166

Erscheinung einer Seligen aus der himmlischen Welt                             167 – 170

III. Teil Verschiedenes

Kremation; ist sie anzuraten?                                                            171 – 175

Beispiele von Verstorbenen, die um die Bestattung ihrer Leichname
besorgt waren                                                                                 175 – 177

Sollen wir für Verstorbene beten?                                                       177 – 182

Heilige Engel bilden eine Schutzmauer                                                182 – 183

Engelsmusik und -gesang bei frommen Sterbenden                               183 – 185

Engelsmusik beim Sterben einer frommen Jungfrau                               186 – 191

Eine Erscheinung Jesu auf einem russisch-japanischen Schlachtfeld         191 – 195

Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn, die frommen Kindern zuteil wurden 195 – 199

Seliger Heimgang eines frühvollendeten Töchterleins                            199 – 203

Seliger Heimgang der frühvollendeten Tochter eines Pastors                  203 – 205

Eine schwer leidende von Schutzengeln getröstet                                 205 – 208

Blicke in die himmlische Welt, welche einer frommen Tochter zuteil wurden          209 – 212

Die Entwicklungsstufen im Jenseits nach Johannes Gommel                   213 – 220

Die enge Pforte zur himmlischen Seligkeit                                           220 – 224

Das Hochzeitskleid                                                                          225 – 228

Schluss                                                                                          229 – 230

Anhang

Warnung eines Selbstmörders vor Selbstmord                                      231 – 247


Vorwort

Wer mein früheres Buch – „Das Jenseits, der Zustand der Verstorbenen bis zur Auferstehung“ – gelesen hat, wird gerne tiefere Blicke in jenseitige Zustände zu erlangen suchen. Solche finden sich im vorliegenden Werk; tief erschütternde, als auch hoch erhebende.

Möge der Geist der Wahrheit, den der Herr Seinen verheissen hat, das er uns in alle Wahrheit leite (Joh. 16, 13), die Leser erleuchten, dass sie vor Irrtum und trügerischen Meinungen bewahrt werden und den Weg finden zur himmlischen Welt und zum ewigen Leben, der uns in Jesu bereitet ist! Joh. 14, 6 (im Frühjahr 1913)


Einleitung

Die sorglose Welt                           (Seiten 1 – 6)

Was ist das Leben? -  Was ist der Tod?

Ein Seher, der sich Christoffel Truber nennt, beschreib beides in drastischer Weise unter der Überschrift: „Das unheimliche Festmahl*“ folgendermassen: Ich sah ein grandioses Festmahl in einem unermesslichen Saale: unabsehbare Reihen von gedeckten Tafeln, Legionen von Sesseln und jeder Platz war besetzt. Man ass und trank, diskutierte und disputierte, lache und scherzte, vergaffte sich zwischenhinein in die Herrlichkeit des Saales, oder lies sich von den Tönen der auserlesenen Musik tragen ins Reich der Träume. Jedermann schien guter Dinge zu sein.   (* = Aus „Knüppel und Knorren2 von G. Fankhauser, Redakteur der „Brosamen“.)

Plötzlich ertönte ein lautes und scharfes Pochen an der Türe. Stille wurde es im Augenblick im weiten Raume. Ehe ich mir über das Was und Warum Rechenschaft geben konnte, veranlasste mich ein seltsames Geräusch dicht an meiner Seite, rasch umzublicken.

Ich hatte mich eben rechtzeitig genug umgewandt, um etwas zu sehen, darob sich meine Haare sträubten, mein Blut zu stocken begann. Mein Nachbar zur Linken, der soeben den Becher erfasst hatte, um sich über die unheimliche Stille des Augenblicks hinweg zu trösten, er versank mit Sessel und Becher, versank in den Erdboden. Eh ich ein Wörtlein sagen konnte, war er verschwunden, spurlos verschwunden, und der Boden hatte sich über ihn geschlossen. Automatisch war ich aufgesprungen, hatte den Mann halten wollen – zu spät. Verwirrt und entgeistert schaute ich um mich her, wähnend dass meine Verwirrung auch die übrigen ergriffen hatte. Allein die sassen da, wie wenn nichts geschehen wäre, ja es schien, als ob sie sich über nichts verwunderten als über meine Verwunderung. Im Handumdrehen war das Gespräch wieder im Gange, und die Musik spielte weiter. Wie ich mich endlich auf den Sessel nieder liess, bemerkte ich, dass der Platz zur Linken bereits wieder besetzt war durch einen andern, jüngeren Mann. Natürlich konnte ich mich nicht enthalten, meinen Nachbarn zu fragen, was es denn mit diesem unheimlichen Vorgang für eine Bewandtnis habe. Herablassend erklärte man mir, der Tod habe eben geklopft, und so oft der klopfe, werde einer auf diese Weise abgerufen. „Was geschieht denn mit den Abgerufenen? Wohin kommen sie?“ forschte ich weiter. Mit einem Lachen, das mir wie ein Grinsen vorkam, sagte der vorherige Sprecher: „Sie sind aber ein Grüner! Das weiss man nicht. Es ist noch nie wieder einer gesehen worden. Er bleibt verschwunden für immer. Er ist halt tot.“ „Und Euch kommt die Sache nicht unheimlich vor?“ „Man ist’s eben gewöhnt!“ sagte er achselzuckend.

Noch während mein Gegenüber also sprach, ertönte wieder das Pochen am Tor, und mich mit Blitzesschnelle unwillkürlich umsehend, erblickte ich eben noch die emporgehobenen Hände eines Versinkenden am Nachbartisch, von denen die eine noch die Gabel empor hielt mit einem Bissen  daran.

Die Umsitzenden warfen einen flüchtigen Blick nach der Stelle, ohne sich jedoch im Essen und Geniessen weiter stören zu lassen. Eh ich mich umsah, war auch jener Platz ausgefüllt. Jetzt erst bemerkte ich beim näheren Nachschauen zu meinem ungeheuren Schrecken, dass unter jedem Platze eine Art von Falltüre angebracht war, auf welcher der Sessel stand. Also keiner war sicher, auch ich nicht. Da wurde mir der Platz heiss. Diesen ort musste ich verlasen. Allein ich wurde mit überlegenem Lächeln aufmerksam gemacht auf die starke Wache an der Pforte, die wohl immer wieder Ersatz herein, aber niemand von innen nach aussen passieren liess. Ich musste mich also fügen. Ich kann nicht sagen, wie unheimlich mir der Ort wurde.

Von Zeit zu Zeit, in ungleichen, unberechenbaren Zwischenräumen ertönte das Klopfen des Todes, das jedes Mal mit mathematischer Sicherheit die unheimliche Abberufung eines Dasitzenden bedeutete. Lautlos versank da einer und dort einer. Jedes mal ein flüchtiges Aufschauen der Nachbarn, aber kaum dass einer ein wenig mit dem Stuhl rückte, geschweige, dass man sich stören liess in seiner Mahlzeit oder im Genuss der Musik, oder dass man in de Unterhaltung irgendwie Bezug genommen hätte darauf. Im Gegenteil, als ich mehr als einmal, veranlasst durch einen in der Nähe Versinkenden, das Gespräch auf dem unheimlichen Vorgang zu lenken versuchte, gab man mir mit unmissverständlichen Blicken zu verstehen, dass es hierzulande als ein grosser Mangel an Anstandsgefühl empfunden werde, wenn man dies unangenehme Thema anzuspinnen suche. So blieb mir denn nichts übrig, also die Sache möglichst ruhig und reserviert zu betrachten.

Gewöhnen konnte ich mich nicht an den unheimlichen Vorgang, ob er sich gleich Dutzende von Malen wiederholte in meiner Anwesenheit. Ich stellte meine Betrachtungen an über die sonderbaren Menschen. Es war mir nach und nach gewiss geworden, dass ein jeder der Gäste früher oder später dem Schicksal des Verschwindens verfallen sei. Sie mussten das wissen; denn sie waren von Jugend auf mit den Gesetzen des Landes vertraut. Und doch diese Ignoranz dem Sichersten gegenüber, was es gab, diese Gleichgültigkeit, diese Ablehnung! Ich hatte mit Mühe herausgebracht, dass in einem gewissen alten Buche einiges über das Schicksal der Abgeschiednen zu vernehmen sei; aber es galt als unmodern, rückständig und verächtlich, sich intimer mit jenem Buche zu befassen. Und doch war es die einzige Quelle, aus der man Sicheres schöpfen konnte über das Sicherste, was e gibt in jenem Lande. Sie werden sich nicht wundern, dass mir jene Leute wie ein Rätsel erschienen. Ich konnte mich nicht auf sie verstehen. Ich fühlte mich fremd und immer fremder in ihrer Mitte. Schon hatte die Tischgesellschaft um mich her eine ganz andere Physiognomie angenommen. Nur ganz wenige der anfänglichen Nachbarn sassen noch da. Alle andern waren verschwunden und ersetzt worden, auch mein gegenüber, der aufgeklärte Herr.

Wann wird dieses dunkle Schicksal mich ergreifen? Da nahte mir ein Bote des Gastgebers. Er flüstert mir zu, dass mir als einem Landsfremden freier Abzug gestattet sei. Sie können gewiss die Gefühle der Erleichterung verstehen, die mich beim Verlassen des Ortes beseelten!


Warum ist uns die jenseitige Welt verborgen?

Ja, das dunkle Schicksal, wann wird es mich ergreifen?

„Ich lebe, ich weiss nicht wie lang.
Ich sterbe;  ich weiss nicht wann
Ich fahre; - ich weiss nicht wohin
Mich wundert, dass ich noch fröhlich bin“.

Aber können wir denn nichts Sicheres über das Jenseits wissen? Ist es überhaupt gewiss, dass es ein Jenseits gibt? Ich verweise auf ein früheres kleines Buch: das unter dem Titel: „Das Jenseits. Der Zustand der Verstorbenen bis zur Auferstehung nach der Lehre der Bibel und den Ergebnissen der Erfahrung“, in fünfter Auflage erschienen ist. Der aufmerksame Leser wird in demselben unwiderlegliche Beweise finden, das die menschliche Seele auch ohne den materiellen Leib existieren und sich offenbaren kann, dass die aus dem Diesseits abgeschiedne Seele in einem jenseitigen Zustand existiert und dass schon manche Geister verstorbener Menschen ihre Existenz im Diesseits kundgegeben haben.

Aber wen diese Tatsachen auf Wahrheit beruhen, warum können wir keinen regelmässigen Umgang mit den Verstorbenen unterhalten? Warum können wir keine sichere Kunde von jenseitigen Zuständen und Gegenden erlangen? Wie würden alle Zweifel in Bezug auf die Unsterblichkeit der menschlichen Seele niedergeschlagen; wie würde der Tod seine Schrecken verlieren, wie getrost könnten wir diesem so tief einschneidenden und grauenhaften Wechsel entgegengehen, wenn wir über die jenseitige Welt zum voraus schon gut orientiert wären! Warum das so ist, warum die jenseitige Welt uns verhüllt, in undurchdringliches Dunkel gehüllt ist, - auf diese Frage mag es verschiedene Antworten geben. Die richtigste Antwort ist sicher diejenige, das wir anerkennen: Gott hat nach seiner Weisheit es so geordnet, dass wir hier im Glauben und nicht im Schauen wandeln sollen. Gott hält uns hier in einer Prüfungs- und Vorbereitungsschule für ein unendlich wichtiges und hohes Ziel, für ein Leben in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Für einen seligen Vollendungszustand sollen wir hier erzogen werden. Und hier, in der irdischen Welt hat uns Gott Aufgaben gegeben, in denen wir unsere Gaben, unsere Pfunde verwerten sollen. Einen regelmässigen Umgang mit der jenseitigen Welt zu pflegen, wäre für uns nicht heilsam; wir würden dadurch von unserem irdischen Beruf abgezogen und für denselben untüchtig gemacht werden. Ein reicher Weltmann wurde bekehrt und wurde ein gläubiger Christ. Mit der Zeit kam er in Verbindung mit der jenseitigen Welt; und er lebte sich so sehr in diese ein, dass er nicht nur seinen irdischen Beruf, sondern auch seine Familienpflichten vernachlässigte. Auch für Mithilfe am Bau des Reiches Gottes hatte er keinen Sinn; und er endete sein Leben mit Selbstmord.

Gott will nicht, dass wir in der jenseitigen Welt leben, so lange Er uns im Diesseits erhält. Bibelgläubige Christen können darum auch die Bestrebungen des Spiritismus nicht billigen; nicht weil sie auf Wahn und Täuschung beruhten. Dass es Medien gibt, Menschen, die veranlagt sind, mit abgeschiednen Menschengeistern zu verkehren, kann nicht geleugnet werden. Aber diese Veranlagung ist etwas Unnormales, eine Krankhit, die nicht sollte entwickelt und gepflegt werden. Es war darum auch in Israel, im Gesetz Mosesstreng verboten, die Toten zu befragen und Totenbeschwörer unter dem Volk zu dulden. 5. Mose 18, 11.

Ich möchte nun nicht die Spiritisten unserer Tagesamt und sonders zu der Kategorie der heidnischen Totenbeschwörer und Goëten zählen, die in Israel nicht durften geduldet werden. Es gibt unter den heutigen Spiritisten solche, die von aufrichtiger Wahrheitsliebe beseelt und von der Überzeugung durchdrungen sind, dass sie gegenüber dem überhandnehmenden Unglauben und materialistischen Sinn eine göttliche Aufgabe haben, die Realität einer jenseitigen Welt und eines Lebens nach dem Tode darzutun. Aber immerhin ist das Bestreben auch wahrheitsliebender und frommer Spiritisten ein gefährliches, denn sie werden leicht Lügengeistern, die sich für gute Geister ausgeben, beeinflusst und irregeführt. Nicht umsonst warnt der Apostel Johannes: Prüfet die Geister, ob sie von Gott sind, denn viele falsche Propheten sind ausgegangen in die Welt (1. Joh. 4, 1) und der Apostel Paulus erklärt, Satan könne sich verstellen in einen Engel des Lichts (2. Kor. 11, 13); und dem Timotheus schreibt er, dass in den letzten Zeiten werden etliche vom Glauben abtreten und verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen anhangen (1. tim. 21, 1). Und zu solchen, die sich von Lügengeistern und Dämonen haben beeinflussen lassen, zähle ich einen hochbegabten und gelehrten Spiritisten der neueren Zeit, den Swedenborg, de ine eigene Kirche gründete und heute noch eine grosse Anhängerschaft besonders in Amerika hat.

Dass er fähig war, mit Geistern verstorbener Menschen in Verbindung zu treten und von ihnen Eröffnung zu erlangen, die den Hinterlassenen von Wert waren und ihnen aus Bedrängnis halfen, davon hat er unwiderlegliche Beweise gegeben. Aber dies soll uns keineswegs veranlassen, seinen religiösen Lehren Vertrauen zu schenken.

In der Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche von D.A. Hauck (1907) wird uns gesagt, das er aus seinem Kanon nicht nur eine Reihe alttestamentlicher Bücher ausschliesst, sondern auch alle Briefe des Neuen Testaments samt der Apostelgeschichte. Wer die teuersten Vermächtnisse, die der Herr seiner Kirche in den apostolischen Briefen gegeben hat und die uns eine unerschöpfliche Fundgrube christlicher Wahrheit und Erkenntnis sind, also hintansetzt und sine eigene Weisheit über dieselben stellt, der ist ein von Lügengeistern betörter Irrgeist, von dem gilt was Paulus in oben erwähnter Stelle an Timotheus schreibt. Es ist somit auch nicht zu verwundern, wenn Swedenborg nur e i n e göttliche Person kennt; wenn er die Versöhnungslehre und somit auch die Rechtfertigungslehre erwirft, ja diese für die einzige Ursache der Finsternis in den Kirchen hält.
(Siehe in obigem Werk Bank 19, Site 189ff)

Nach dem Calwer kirchengeschichtlichen Lexikon hielt Swedenborg Engel und Dämonen für verstorbene Menschengeister und behauptete zum Beispiel David und der Apostel Paulus seien Dämonen geworden und König Georg II und der lasterhafte Ludwig XIV seien Engel geworden. Überhaupt müsse Swedenborg nach seinem erst später aufgefundenen Tagebuch geistesgestört gewesen sein.



1. Teil
Visionen und mediumistische Kundgebungen

Briefe von Julia; Licht aus dem Jenseits (
S. 12 – 20)

Unter diesem Titel ist ein kleines Buch erschienen, das in England schon viele Auflagen erlebt hat. Eine Reihe von Botschaften über das Leben jenseits des Grabes, durch automatische Schrift, von einer Vorausgegangenen erhalten. Von W. Stead. Aus dem Englischen von G. Sulzer.

Julia und Ellen, zwei Frauen in der Blüte der Jahre, waren durch lebenslängliche Freundschaft aufs innigste miteinander verbunden. Der Herausgeber schildert sie als aufrichtige Christinnen, die sich fleissig übten in Gutes tun. Sie hatten sich das feierliche Versprechen gegeben, dass diejenige, die zuerst abberufen würde, der Hinterbliebenen, falls dies erlaubt sei, von Zeit zu Zeit erscheinen werde. Julia starb und Ellen war untröstlich und sehnte sich nach einer Offenbarung der Abgeschiedenen. Nach einigen Monaten erwachte sie plötzlich in der Nacht und fand trotz dunkler Nacht das Zimmer von Licht erfüllt und nahe an der Seite ihres Bettes sah sie Julia in dem Gewand, das sie bei Lebzeiten zu tragen pflegte, strahlend von Leben, Friede und Freude. Lächelnd, aber schweigend stand sie einige Augenblicke da und dann schwand die Gestalt langsam, fast unmerklich dahin und Ellen war wieder allein. Einige Monate später hatte Ellen wieder dieselbe Erscheinung von Julia; sie sah sie wieder an der Seite ihres Bettes stehen, und wiederum verschwand sie allmählich, an der Stelle, da sie gestanden, einen Glanz zurücklassend. Diesmal war ein Freund, Herr Stead, im Hause anwesend, der auch die verstorbene Julia gekannt hatte.

Herr W. T. Stead ist in England wohl bekannt als mutiger Bekämpfer der Unsittlichkeit, als eifriger Befürworter der Rechte der Buren und als begeisterter Förderer der Idee des allgemeinen Friedens. Weniger bekannt ist, dass er Spiritist und selbst ein Medium ist, und zwar ein automatisches Schreibmedium; das heisst, er leiht seine Hand einer unsichtbaren Intelligenz oder einem Geist, und schreibt unter dessen Antrieb, ohne vom Inhalt der Geistesoffenbarung ein Bewusstsein zu haben.

Offenbar war es dem Geist der Julia nicht möglich, ihrer Freundin Ellen direkte Mitteilungen zu machen; durch das Schreibmedium Stead aber war ihr dies möglich geworden, und sie machte reichlichen Gebrauch davon. Die Botschaften, die Herr Stead in dieser Weise während einer Reihe von Monaten für die Freundin Ellen erhielt und die Offenbarungen, welche Julia später Herrn Stead selbst machte, hat dieser in der erwähnten Schrift niedergelegt, und wir haben keine Ursache zu bezweifeln, dass es echte Kundgebungen aus dem Jenseits sind. Was nun den Inhalt derselben betrifft, so enthalten sie erhebende Aussagen über Gottes Natur oder Wesen, „Er ist Liebe, Liebe, Liebe“; und dass wir diese Natur gewinnen müssen, um in Gott und somit im Himmel zu sein. Diese Wahrheit finden wir in zuverlässiger Weise auch in der Bibel; besonders im 1. Brief Johannes.

Aber von Gottes heiliger Majestät und dass Er ein verzehrend Feuer für den Sünder ist, weiss Julia nichts zu sagen. Sie will Jesum gesehen haben und nennt Ihn Herr und Heiland. Sie erklärt: “Es ist die Freude des Himmels, stets an der Erlösung der Hölle zu arbeiten. Wir lernen immer, wie man durch Liebe retten und durch Opfer sühnen kann. Wir müssen Opfer bringen, ohne diese gibt es keine Erlösung.“ Ist damit nicht das einzige und ewig gültige Opfer, das unser Herr auf Golgatha für die Sünde der ganzen Welt dargebracht hat, für ungültig, oder doch für ungenügend erklärt?

Über jenseitige zustände sagt Julia manches Beachtenswerte, z.B. „Der Sünder fühlt sich nach allen Seiten hin von beständig sich erneuenden Visionen seiner Taten umgeben. Er sieht auch diejenigen, denen er Leiden zugefügt hat und fürchtet sich.“ An anderer Stelle sagt sie uns Lebenden: „Ihr seid nie auch nur einen Augenblick untätig, die Ewigkeit zu beeinflussen. Ihr selbst bildet euch die Welt des Jenseits in eurer irdischen Welt in weit höherem Masse, als ihr euch vorstellt.
Am Webstuhl der Zeit webt ihr in der Fabrik dieser irdischen Welt. Ihr macht euch euer zukünftiges Leben und ihr macht es hier auf dieser irdischen Welt. Ich tut dies Tag für Tag und Stunde für Stunde. Ihr formt hier euer zukünftiges Leben.“ Diese Wahrheit, die uns die Wichtigkeit und Verantwortlichkeit unseres irdischen Lebens so lebendig zum Bewusstsein bringt, findet sich auch bei anderweitigen Offenbarungen aus dem Jenseits. Über ihren Zustand sagt sie folgendes:

Ich bin hier in einem seligen Zustand, wie wir es uns nie auf Erden vorzustellen vermochten. Ich bin mit allen meinen Freunden, die vorangegangen sind, beisammen. Niemand scheint alt zu sein. Wir alle sind jung, wie mit unsterblicher Jugend angetan. Wir können, wenn es uns gefällt, den alten Körper oder die geistige Form desselben wieder anziehen, wie man seine alten Kleider wieder umlegen kann, um sich eher erkenntlich zu machen. Unsere neuen geistigen Körper sind jedoch jung und schön; das schönere Abbild dessen, was wir auf Erden waren, so das wir den neuen Körper an der Ähnlichkeit mit dem alten erkennen, trotzdem er sehr verschieden ist. Die entkörperte Seele legt bald dieses neue Gewand er Jugend an, von dem alle Gebrechlichkeiten entfernt sind. – Wir werden nie müde, und fühlen auch kein Bedürfnis zu schlafen, wie auf Erden, noch wünschen wir zu essen oder zu trinken; denn alle diese Dinge sind nur für den materiellen Körper notwendig; hier brauchen wir sie nicht. Hier überall ist Schönheit Freude und Liebe. Liebe, Liebe ist das Geheimnis des Himmels. Gott ist die liebe und wenn du in Liebe aufgehst, findest du dich wieder in Gott.

Wenn nun aber Julia es für ihre Aufgabe hielt, ihr Schreibmedium, Herrn Stead, zu veranlassen, ein Bureau einzurichten, vermittelst dessen Lebende mit ihren verstorbenen Angehörigen in Verbindung treten und von ihnen Offenbarungen aus dem jenseits erlangen könnten und umgekehrt durch das jenseitige Geister ihren Hinterlassenen Botschaften zusenden können, - so muss jeder Bibelgläubige dies Bestreben für eine schwere Verirrung halten.

Julia gibt zwr zu, das Bureau könnte von manchen Diesseitigen missbraucht werden und könnte ihnen zum Schaden gereichen. Aber für die Mehrheit, meint sie , wäre der Nutzen, der Gewinn doch so gross, so überwiegend, dass sie es für ihre Pflicht hält, ihren zögernden Freund ernstlich zu drängen, dies Bureau unverzüglich einzurichten. Julia setzt sich damit in Widerspruch nicht nur mit dem erwähnten alttestamentlichen Verbot im Gesetz Moses, die Toten zu befragen (5. Mose 18,11), sondern auch mit der Lehre Jesu. Der reiche Mann im Hades wünschte ja, seinen lebenden Brüdern möchte eine Botschaft aus dem Jenseits gebracht werden. Die Antwort, mit der Abraham dies Begehren abweist, ist uns bekannt.

Und in der Tat, wenn Gott eine derartige Einrichtung eines Verkehrs zwischen Lebenden und Abgeschiedenen für heilsam erachtet hätte, hätte Er gewartet, bis es einem jenseitigen Geist eingefallen wäre, eine solche Anstalt einzurichten?

Julias Bestreben scheint mir ein Beweis zu sein, dass sie, wenn auch schon dem Lichtreiche angehörig, sich noch in niederen Sphären bewegt. Hätte sie schon zu höheren Sphären bewegt. Hätte sie schon zu höheren Sphären Aufnahme gefunden, so hätte sie das Verkehrte ihres Strebens einsehen müssen. Sie scheint überhaupt keine Einsicht zu haben von der Entwicklung des Reiches Gottes auf Erden, Wiederkunft des Herrn, erste Auferstehung, Millenium, allgemeine Auferstehung und Weltgericht – von diesen zukünftigen Ereignissen scheint sie kein Bewusstsein zu haben. „Unser Lebenszweck, erklärt sie, sei den Gott in unserm Innern zu erwecken und zu entwickeln2. Dies lautet pantheistisch. Der gläubige Christ wird erleuchtet vom Heiligen Geist, der uns in die Wahrheit leitet, der Christum in uns verklärt und durch dessen Einwohnung wir der göttlichen Natur teilhaftig werden.

Seitdem ich obiges geschrieben habe, ist die Kunde gekommen, das Herr Stead bei Titanic Katastrophe umgekommen ist. Ersoll ein Bewusstsein davon gehabt haben, das er nicht eines natürlichen Todes sterben werde, aber nicht davon, das er in der grausen Tiefe des Ozeans sein Grab finden werde. Er soll die Musikbande der Titanic veranlasst haben, vor dem Untergang des Schiffes das schöne Lied zu spielen: „Näher mein Gott zu dir, näher zu dir.“

Die Offenbarungen, die er von Julia und andern jenseitigen Geistern erhielt, zeigen uns, wie sehr wir auf der Hut sein müssen, dass wir uns von solchen Kundgebungen nicht irre führen lassen, und dass es nicht unsere Aufgabe und nicht dem Willen Gottes gemäss ist, einen Verkehr mit den Geistern von Verstorbenen zu unerhalten. Damit soll jedoch nicht gesagt werden, dass alle Offenbarungen aus dem Jenseits sollen unbeachtet und abgewiesen werden. Es gibt Menschen, die dazu beanlagt sind, ohne künstliche Mittel solche Offenbarungen zu vernehmen. Schon viele Fromme, besonders Sterbende, haben herrliche Blicke in die himmlische Welt erlangt. Warum sollten wir diese nicht beachten? Denken wir an Stephanus, der den Himmel offen und die Herrlichkeit Gottes sah und Jesum stehen zur Rechten Gottes (Apostelg. 7, 55), an Paulus, der in den 3. Himmel und ins Paradies entrückt wurde (2. Kor. 12, 2 ff). Ähnliche Visionen sind schon vielen Gotteskindern zuteil geworden und wir tun gewiss wohl daran, zur Stärkung unseres Glaubens und zur Belebung unserer Hoffnung solche selige Erfahrungen zu beachten.

Und auch wohlbeglaubigte Offenbarungen aus dem düsteren Totenreich, aus den Regionen der Unseligen mögen Zweiflern und Spöttern zur Erschütterung dienen. Es mag der göttlichen Ökonomie entsprechen, dass in unserer materialistischen Zeit des völligen Unglaubens und der Gottentfremdung mehr als zu anderen Zeiten solche Kundgebungen gewährt werden. Der Zweck dieser Blätter ist, solche aus der himmlischen Welt sowohl als aus der höllischen Welt bekannt zu machen. Mögen sie den Gläubigen dazu dienen, völligen Ernst zu machen mit der Zubereitung auf die himmlische Welt;und mögen sie durch Gottes Gnade vielen Ungläubigen zur Warnung und Bekehrung dienen!


Pfarrer Blumhardt’s Kampf mit der Macht der Finsternis
(Seiten 20  - 25)

Grauenvolle Blicke in die höllische Welt erhielt Pfarrer Blumhardt (Vater) während seines zweijährigen Kampfes um Heilung und Befreiung einer von Dämonen und unseligen Menschengeistern besessenen Jungfrau Gottliebin Dittus zu erlangen. Blumhardt war damals Pfarrer von Möttlingen und führte diesen Kampf mit grosser Nüchternheit und Vorsicht. Dass er kein Schwärmer war, das wissen alle, die diesen Mann – man kann wohl sagen von europäischem ruf – kannten. Die Gottliebin sah während ihrer Krankheit oft ein zwei Jahre zuvor verstorbenes Weib mit einem toten Kind auf den Armen bei ihrem Bette stehen und sich gegen sie bewegen mit den Worten: „Ich will eben Ruhe haben“. Ruhe für ihre Seele hatte sie vielfach zu Lebzeiten gesucht. Sie kam oft ins Pfarrhaus, um den Pfarrer seelsorgerlich zu beraten. Nach ihrem Tod fuhr sie um Ruhe zu finden in die Gottliebin. Als Blumhardt davon Kenntnis erhielt und bei der Gottliebin unheimlich Bewegungen wahrnahm und eine fremde Stimme aus ihrem Munde hörte, fragte er (voraussetzend, dass es jene Person sei): „Hast du denn keine Ruhe im Grabe?“ „Nein! Ich habe zwei Knaben im Acker begraben.“ „Weißt du den keine Hilfe mehr? Kannst du nicht beten?“ „Beten kann ich nicht.“ „Kennst du Jesum nicht, der Sünden ergibt?“ „Den Namen kann ich nicht hören. „Bist du allein?“ „“Nein“ “Wer ist bei dir?“ „Der Allerärgste“ usw. Sie klagte sich auch der Zauberei an, um deren willen sie auch gebunden sei. Schon siebenmal sei sie ausgefahren, jetzt gehe sie nicht mehr heraus. Blumhardt erklärte ihr, in der Gottliebin dürfe sie nicht bleiben, sie müsse ausfahren. Bei späteren Besuchen flehte sie dringend, Blumhardt möge für sie beten, damit sie vollends aus des Teufels Gewalt befreit werde, in die sie fast unwissend durch getriebene Sympathie und Zauberei gefallen sei und dass sie irgendwo einen Ruheort erhalte. Sie wolle des Heilandes und nicht des Teufels sein. „Darf ich nicht in die Kirche gehen?“ fragte sie. Blumhardt sagte: Wenn du mir’s versprichst, dass du niemals stören und nie dich sichtbar machen willst und unter der Voraussetzung, dass Jesus es erlaubt, habe ich nichts dagegen.2 Sie gab sich zufrieden und fuhr dem Anschein nach freiwillig aus. Zuvor schon waren Hunderte von Dämonen aus der Besessnen ausgefahren. Blumhardt sagt: „Was ich im Geist und Gemüt damals ausgestanden habe, lässt sich mit keinen Worten beschreiben“. Die Beschwerden und Qualen, welche die Dämonen ihrem Opfer verursachten, sind grauenerregend.

Und noch war das Schwerste nicht überstanden. Die nähere Beschreibung dieser Erlebnisse sind zu lesen in einer Schrift, deren Titel lautet: „Die Teufelaustreibung in Möttlingen“, herausgegeben von Thomas Freimann, Verlag von Karl Rohm in Lorch (Württemberg) 1910. ((oder auch andere Verlage – siehe auch unsere www-page, unter Joh. Chr. Blumhardt)).

Blumhardt berichtet: Das Schlimmste war, dass jetzt auch der halbblinde Bruder und Katharina, eine Schwester der Gottliebin, von diesem Zustand ergriffen und besessen waren. Er hatte nun für diese drei besessenen Geschwister zu gleicher Zeit den verzweifeltsten Kampf zu kämpfen; aber er hatte auch den Vorsatz, alles zu wagen, zu siegen oder zu sterben. Er fastete, wache, betete, rang mit Gott vierzig Stunden lang. Der Bruder war am schnellsten wieder frei. Auch Gottliebin schien endlich frei zu sein. Desto schlimmer stand es mit Katharina; sie war so rasend geworden, dass sie nur mit grösster Anstrengung festgehalten werden konnte.

Sie drohte Blumhardt zu zerreissen; er durfte nicht wagen, ihr nahe zu treten. Auch mache sie unaufhörlich Versuche, sich den Leib aufzureisen. Listig lauerte sie umher, ob sie nicht an denen, die sie festhielten, etwas Grässliches verüben könne. Dabei plärrte sie so fürchterlich, als ob Tausende von Lästermäulern in ihr vereinigt wären.

Bei scharfen Ermahnungen gewann ihr eigner Sinn wieder die Oberhand, so dass sie klagte, sie könne nicht anders werden und handeln, man möge sie nur recht fest halten, dass nichts Böses durch sie geschehe. Daneben liess sich wieder der Dämon aus ihr vernehmen, der sich als einen vornehmen Satansengel ausgab und als das oberste Haupt aller Zauberei. Plötzlich, gegen 12 Uhr um Mitternacht vom 27. auf 28. September 1843 war es, als erblickte er den geöffneten Feuerschlund und aus der Kehle des Mädchens ertönten gegen eine Viertelstunde dauernd ein Schrei der Verzweiflung mit einer Stärke, als müsste das Haus zusammenstürzen. Dabei befiel die Besessene ein so starkes Zittern, dass es war, als wollten sich alle Glieder vom Leib abschütteln. Viele Bewohner des Ortes hörten das Jammergeschrei und vernahmen im Freien die Worte: „In den Abgrund! In den Abgrund!“ Endlich um 2 Uhr nach Mitternacht kam der ergreifendste Augenblick. Der Satansengel brüllte mit einer Stimme, die man kaum aus einer menschlichen Kehle für möglich halten sollte, die Worte heraus:

“Jesus ist Sieger! – Jesus ist Sieger!“
und damit war die Macht des Dämons gebrochen. Das Mädchen wurde ruhig; die krampfhaften Bewegungen hörten nach und nach auf. Die Katharina war bald wieder völlig hergestellt. Die schweren Gebrechen der Gottliebin, die den Ärzten wohl bekannt waren, gegen die sie aber nichts ausrichten konnten (die hohe Site, der kurze Fuss, die Magenübel, die entsetzlichen Blutungen usw.) wurden gänzlich gehoben und damit war der zweijährige Kampf zu Ende gekommen.

Die Wiederherstellung der Gottliebin wurde als ein wirkliches Wunder Gottes betrachtet. Ihr christlicher Sinn, sagt Blumhardt, hat auch auf eine erfreuliche Weise zugenommen, so dass sie ein gesegnetes Werkzeug für viele wurde. Als eine Kleinkinderschule errichtet wurde, konnte Blumhardt keine geeignetere Person als die Gottliebin für dieselbe finden, denn sie hatte eine besondere Gabe, mit Kindern umzugehen. In späteren Jahren hat sie sich verheiratet mit einem Herrn, der bei Blumhardt Heilung fand und der sich in seiner Anstalt in Bad Boll niederliess.

Die Seherin von Prevorst                   (Seiten 25 – 29)

Dass unselig Verstorbene bei lebenden Hilfe und Ruhe suchen, das hat die Seherin von Prevorst, eine Frau Hauffe in Weinsberg (Württemberg), reichlich erfahren. Sie war medial beanlagt und darum befähigt, mit Verstorbenen in Rapport zu treten.

Der bekannte Dr. Justinus  Kerner hat ihre Erlebnisse ausführlich beschrieben. Aus denselben geht hervor, das Unselige, die in den Regionen des Zwischenreiches Jahrzehnte, ja Jahrhunderte lang in Finsternis und Jammer gebunden waren, durch ihre Vermittlung Hilfe und Trost suchten. Es wird von einem Geist erzählt, der der Seherin sieben Tage lang in wachendem, sowie in schlafwachem Zustand erschien bei Tag und bei Nacht. Er hatte eine schwere Schuld auf sein Gewissen geladen und war dabei von einem Wahn befangen, der ihn nicht zur Ruhe kommen liess.

Sie wies ihn auf das Wort Gottes und belehrte ihn, dass nur der Heiland sein Erlöser sein könne, dass er im Gebet zu Ihm sich wenden müsse. Sie betete selbst stundenlang mit ihm. In der siebenten Nacht gegen Mitternacht erschien der Geist zum letzten Mal, dankte ihr, das sie ihn zum Erlöser geführt und kündigte ihr an, dass die Stunde seiner Befreiung komme. Er kniete vor ihrem Bett und betete mit ihr zum letzten Mal. Seine Gestalt war um vieles lichter und freundlicher anzusehen. Auf einmal erschienen sieben Kinder, weiss, freudig und licht; - es waren seine Kinder. Sie schlossen einen Kreis um ihn und sangen in unbeschreiblich schönen Tönen. Der Geist sang mit und die Seherin auch. Dann nahmen die zwei grossen Kinder den Vater bei der Hand und schwebten mit ihm und den andern dahin.

Aus diesem Erlebnis, wie aus andern Erfahrungen, die Frau Hauffe im Umgang mit Geistern machte, zieht der Berichterstatter folgende Wahrnehmungen.

Die Seelen der Abgeschiedenen, die in den unteren Regionen des Zwischenreiches verweilen, können Töne, Bewegungen, Geräusche verursachen. Sie tun es, um die Aufmerksamkeit der Lebenden rege zu machen. Sie erscheinen in der Gestalt und Kleidung, die sie bei ihren Lebzeiten trugen. Sie sprechen die Lebenden um Hilfe an, verlangen gewisse Dienstleistungen und werden zornig, wenn man ihnen diese verweigert. Sie lassen sich aber auch belehren, von Wahn und Irrtum abbringen und zur einzigen Quelle alles Heils, zum Heiland sich hinweisen. Sie lernen beten und empfinden auch die Kraft und Wirkung des Gebets. Wenn der von den Lebenden erhaltene Unterricht auf einen gewissen Grad gediehen ist, werden sie lichter und freundlicher, nehmen dankend Abschied und schweben einer besseren  Stufe ihres Daseins entgegen.

Ihre Stimme ist keine eigentliche Menschenstimme; sie sprechen hohl und wie hinhauchend, einem leisen Wehen gleich. Sie sehnen sich in ihrem ruhelosen, unglückseligen zustand nach Ruhe und Erlösung, irren aber in den Mitteln, sie zu erlangen.

Gott versetzt die Selen, die in unbussfertigem Zustand in die Ewigkeit übergehen, die aber gegen die Wirkungen des göttlichen Lichtes und der göttlichen Liebe nicht völlig unempfänglich sind, in die unteren Gegenden des Zwischenreiches, wo sie solchen Züchtigungen unterworfen werden, die ihrem Seelenzustande angemessen sind. So verschieden die Selenzustände sind, so verschiedenartig sind auch die Zuchtmittel. Es sind mehr oder minder scharfe Läuterungen, die geeignet sind, sie zur Busse und zur Sinnesänderung zu führen. Aber oft hält es sehr schwer und erfordert lange Zeit, bis Gottes Absicht mit ihnen erreicht ist. Wenn sie aber die göttliche Gerechtigkeit anerkennen und sich demütigen lassen, so werden sie in bessere Gegenden versetzt und s werden ihnen selige Geister gesandt, die sie im Erlösungswerk Christi unterrichten und sie anleiten, was sie tun müssen, um von der Sünde befreit zu werden und die Seligkeit zu erlangen. Ihr ganzes Erdenleben mit allen ihren Gedanken, Reden und Handlungen wird ihnen zum Bewusstsein geführt; sie müssen einsehen, wo und wie sie gefehlt und gesündigt haben und welche Gnadenmittel Gott angewendet hat, um sie vom Bösen abzulenken und sie zur Busse zu leiten.

Aber nicht alle Seelen werden dadurch zu bussfertigen Gesinnungen gebracht. Diejenigen, bei denen das Böse so in ihrem Willen eingewurzelt ist, dass sie es nicht lassen können noch wollen, geraten in völlige Verstockung und stürzen allmählich zur Feuerhölle hinunter, aus der keine Rettung mehr möglich ist.

Eine Frage drängt sie hier auf: Warum wenden sich Seelen der Verstorbenen an lebende Menschen, um Tost und Belehrung von ihnen zu erlangen? Es ist dies ohne Zweifel gegen die göttliche Ordnung, denn dazu sind selige Geister und Engel bestimmt, um solchen Unseligen, die sich nach Erlösung sehnen, beizustehen. Gewöhnliche Menschen sind dazu auch nicht befähigt. Ausnahmsweise jedoch scheint s Gott nach seiner Barmherzigkeit zu gestatten, dass Unselige bei dazu veranlagten Menschen Hilfe suchen. Eine solche Person war die medial veranlagte Frau Hauffe. Gott liess sie gewähren, den unseligen Geistern, die bei ihr Trost und Hilfe suchten, zu dienen. Dass dies aber für sie etwas Unnatürliches war, geht daraus hervor, dass sie spürte, wie die Geister, mit denen sie in Rapport trat, Lebenskraft von ihr einsogen, so dass sie sich nach dem Verkehr mit ihnen sehr ermattet fühlte. Hüten wir uns drum, ohne besonderen Beruf uns mit solchen unglücklichen Wesen einzulassen. Begehren sie unsere Hilfe, so mögen wir sie der Gnade und Barmherzigkeit Gottes in Jesu anbefehlen.

1. Teil
Visionen und mediumistische Kundgebungen
S. 29 ( - 34)
Somnambulen

Blicke ins Jenseits geben uns die Somnambulen, die Hellsehenden, welche Blicke in die jenseitige geistige Welt erhalten. Im Zustand des Hellsehens sind gewöhnlich die äusseren Sinne verschlossen. Während die Seele in tiefem Schlafzustand liegt, erwacht ein innerer Sinn, der sie befähigt, die jenseitige Welt zu schauen, mit der Geisterwelt in Verbindung zu treten und aus dieser Offenbarungen zu erhalten. Dabei sind sie befähigt, Mitteilung zu machen von (S.30) dem, was sie empfinden und wahrnehmen. Bei ihrem Erwachen aber haben sie meistens kein Bewusstsein und keine Erinnerung von dem, was sie geschaut und erlebt haben. Verdienen solche Offenbarungen Beachtung und Glauben? Es war gewiss nicht ohne göttliche Fügung, dass, als im vorletzten Jahrhundert der Rationalismus und Materialismus alles beherrschte und die Wahrheiten des göttlichen Wortes als unvereinbar mit der Vernunft hinstellte, die Erscheinungen des Somnambulismus sich kundgaben und Aufsehen erregten. Vernehmen wir, was der bedeutende Theologe Oelitsch in seiner biblischen Psychologie über diese Erscheinungen sagt: „Es ist immer die Grenze des Diesseits und des Jenseits, auf welcher die Somnambulen sich befinden, das eine Mal nach göttlicher Fügung, das andere Ml unter menschlicher Vermittlung (durch magnetische Behandlung) dorthin versetzt. Der wahre religiös-sittliche Grund eines auf sich selbst zurückgezogenen und darum mächtig potenzierten Innern, welcher sich im Wachzustande nicht zu offenbaren vermag, wird offenbar, und es sind wirklich Gottes- und Geisterwirkungen, welche auf die hellsehenden ausgehen und in ihrem nach dem Jenseits erschlossenen Innern sich abspiegeln. Insofern liegt in dieser Erscheinung eine Beschämung des materialistischen Unglaubens und, da (S.31) überall den religiösen Somnambulen das verschiedne jenseitige Geschick der Frommen und der Gottlosen in einer göttlichen Heiligkeit entsprechenden Weise sich darstellt, so liegt darin ein gellender Ruf zur Busse. Auch ist nicht zu leugnen, dass die Aussagen aller Somnambulen in gewissen visionären Tatsachen zusammentreffen, welche mit der Heiligen Schrift zusammengehalten, das Zeugnis dieser bestätigen, oder als erfahrungsmässige tatsächliche Erläuterung desselben gelten können. Abgesehen von diesen Grundtatsachen bemisst sich der Wert der Aussagen nach der Stellung, welche die Somnambulen im tiefsten Grunde ihres Herzens zum Worte Gottes und zum Erlöser haben.

Aber die physische Basis des Somnambulismus ist immer eine chronisch-krankhafte; diese wirft in das Hellsehen oft ihre finstern Schatten. Das jenseitige, das sich wirklich objektiv zu schauen gibt, erleidet, wegen des krankhaften Hintergrundes des erschlossenen inneren Sinnes, eine mehr oder minder entstellende Brechung. Auch mischen sich unter die guten Geister böse, die sich in das Gesichtsfeld eindrängen, um die Seher und durch sie andere zu äffen; und bei der geistigen Überlegenheit, deren die Hellsehenden sich bewusst sind, regt sich nur zu leicht, und von der Umgebung häufig in unverantwortlicher Weise gereizt und genährt, die Sünde aller Sünden, die Sünde hoffärtiger Selbstbespiegelung. -
(S. 32)
So gehen in den Aussagen der Somnambulen göttliche, subjektivistische und dämonische Elemente durcheinander. Es wäre Abfall von Gottes Wort, sich auf solche Aussagen, wie auf göttliche Offenbarungen zu stützen, aber nicht minder wäre es Selbstverblendung gegen die Zeichen der Zeit, dem Erfahrungsbeweise für die biblische Offenbarungswahrheit, dem Bussrufe und dem Posaunenstosse des kommenden Gerichts, welche in dieser Erscheinung liegen, Kenntnisnahme und Anerkennung zu versagen. Dass sie psychologisch unendlich lehrreich ist, liegt am Tage.“

Aus diesen Darlegungen des erleuchteten Theologen Delitsch, der die Erscheinungen des Somnambulismus gründlich prüfte, ergibt sich, dass dieselben Beachtung verdienen; dass wir Offenbarungen über jenseitige Zustände Glauben schenken dürfen, wenn dieselben von verschiedenen hellsehenden gemacht werden und ihre Aussagen übereinstimmen, hauptsächlich wenn sie mit der Bibel im Einklang sind.

Aber vielfach sind auch ihre Visionen gefärbt durch ihre subjektiven Meinungen und Anschauungen; sie sind verschieden, wenn die Somnambulen katholisch oder protestantisch oder indifferent sind. Daraus ergibt sich, dass wir die (S. 33) objektive Realität ihres Schauens nur in sehr bedingter Weise anerkennen dürfen. Und auch wenn Somnambulen glauben, den Thron der göttlichen Majestät und Herrlichkeit zu schauen, so sind solche Visionen als blosse Phantasmen zu betrachten. Öfters kommt es vor, dass sie von jenseitigen Dingen Anschauungen haben, denen symbolische Bedeutung, nicht aber objektive Realität zukommt. Besonders aber müssen wir uns hüten vor Offenbarungen, die von einem Lügengeist herrühren; und darum, was nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmt, abweisen.

Auf der andern Seite aber gibt sich bei frommen Somnambulen in ihrem schlafwachen Zustand eine Erhebung des Geistes kund, die uns in Erstaunen versetzt. Die stumpfen und bedeutungslosen Gesichtszüge veredeln sich und durch die Hülle des alten, gewöhnlichen Daseins scheint plötzlich ein neuer Mensch hindurchzublicken. Schlichte Menschen aus den untersten Ständen, ungebildete Mädchen und Frauen, denen im natürlichen Wachen das gewöhnliche Vermögen angemessenen Ausdrucks und fliessender Sprache gebricht, zeigen in jenen Zuständen eine Begeisterung, eine Sicherheit und Tiefe des religiösen und sittlichen Urteils und einen originellen oft poetischen (S. 34) Schwung der Rede, dass hochgebildete Leute sich vor ihnen schämen müssen. Der innere Mensch gibt sich da kund in seiner freien, ungehemmten Kraft des Denkens, Fühlens, geistigen Auffassens und Darstellens; und was besonders zu beachten ist, das Bewusstsein ist das hellste und intensivste Gedächtnis geworden, vor welchem auch die verborgenen Falten und längst vergessenen Züge des bisherigen Daseins wieder hervorleuchten. Es zeigt sich dabei, dass der Seele auch kein einziges Wort, kein Gedanke aus der Erinnerung verloren gehe. Die schlafwachende Seele sieht in diesem Zustand alles, was sie je getan, gedacht und geredet hat und was ihr, so lange sie im Leibe war, geschehen im klaren Lichte. Wir können daraus abnehmen, was wir dereinst im Zustand gänzlicher Trennung von unserer materiellen Leiblichkeit und unserer Scheidung aus dem Erdenleben in Bezug auf unser Erinnerungsvermögen zu hoffen oder auch zu fürchten haben.

Mitteilungen der Somnambule Bäurle zu Weilheim (Württemberg) über jenseitige Zustände.
S. 34 /35)
Von einer frommen Tochter, die nicht durch einen Magnetiseur, also nicht auf künstliche Weise in den schlafwachen Zustand versetzt wurde, sondern bei der sich diese Gabe auf spontane Weise kund gab, seien nun folgende Kundgebungen mitgeteilt.
S. 35
Phlippine Bäuerle wurde am 2. Juni 1816 zu Weilheim geboren. Sie war die Tochter frommer Eltern. Ihre Gaben im Lernen waren ganz mittelmässig. Für alles Religiöse hatte sie eine besondere Vorliebe. Die öffentlichen Gottesdienste besuchte sie fleissig, nach denselben blieb sie meistens zu Hause und benützte die Zeit mit Lesen in geistlichen Büchern. Das neue Testament und Arndts wahres Christentum waren ihr vor allen andern besonders wichtig. Besonderes Vergnügen fand sie darin, Arme und Notleidende zu erquicken. Dabei hütete sie sich, über Nebenmenschen Übles zu reden. Ihre Eltern forderte sie öfters auf, sie zu warnen, wenn sie sich im geringsten vergehe.

Der Schlaf des Hellsehens stellte sich zuerst ein im März 1832. Dabei wurde sie von einem Führer abgeholt, der sie in das Jenseits geleitete. Dieser Führer war ein verstorbener Bruder und ihr. Zuerst wurde sie ins Totenreich zu den Unseligen und Verbannten geleitet und sagt darüber: Hier ist nichts als ein schreckliches Seufzen, Murren, Wehklagen und Zähneklappen. Die Gestalten sind mehr als abscheulich und hässlich und fast nicht zum Anschauen. Sie verwünschen und verfluchen sich untereinander und zürnen mit Gott und dem Heiland.  (S. 36)
Es herrscht hier die allerdickste Finsternis und was ich sah, kam nur von der Helle, welche mein Führer um sich her verbreitete. Liebe Eltern und Geschwister, rief sie aus, ich bin unvermögend, die Qual der so ewig Verdammten zu schildern. Von einem Spötter befragt über das Aussehen der Verdammten sagte sie: Ich habe die entsetzlichsten scheusslichsten Gestalten gesehen und viele in abschreckenden Tierleibern, die von den Teufeln, die auch an diesen Orten der Unseligen hausen, arg gequält werden. Gottlose, die auf der Erde Menschen und Tiere gequält und andere Sünden verübt haben, finden keinen Moment Ruhe, ihre Schmerzen sind fürchterlich, dazu das immerwährende Verfluchen und Anklagen, das Toben und Auflehnen gegen Gottes Gerichte, - das alles ist mit menschlichen Worten nicht auszusprechen. Und das lasset Euch gesagt sein, die Verstorbenen erinnern sich in der Ewigkeit weit lebhafter und vollständiger an all ihr Tun und Lassen in der Welt, als sie bei Lebzeiten getan. Auch jede von ihnen unerkannte Sünde wird ihnen hier offenbar , alle Gedanken werden einem jeden ganz deutlich und klar. Strafe, sowie Belohnung richtet sich ganz nach dem Verhalten bei Leibesleben, denn in der andern Welt geschieht niemand um ein haar breit weder zu viel noch zu wenig, sowohl bei den Unseligen und Verdammten als bei den Seligen; es waltet überall die grösste Ordnung; deshalb sind auch unendlich viele Abstufungen.
(S. 37)
Viele, die auf unserer Erde als grosse Gelehrte erscheinen und sich auszeichnen, kommen in der andern Welt meist als Unwissende an und müssen selbst bekennen: wir haben den richtigen Weg verfehlt. Wie werden sich die Gottesleugner und Bestreiter eines zukünftigen Gerichts einst wundern, dass sie sich in ihren Meinungen und Ansichten so entsetzlich getäuscht und betrogen haben! Könnten sie einen ihrer Genossen, der nun alles aus Erfahrung kennt, nur einige Minuten lang wehklagen und seufzen hören, es würde ihnen angst und bange werden. Mein Führer sagt mir, dass weder die erschaffenen Engel, noch selig verstorbene Menschen, noch viel weniger sündhafte kurzsichtige Erdenbewohner sich einen Begriff machen können von der Allmacht, Heiligkeit, Grösse und Gerechtigkeit Gottes. Vor ihm gilt kein Ansehen der Person; ein jeder Mensch wird nach dem Mass einer Treue und wie er bei Leibesleben getan und gehandelt hat, gerichtet. Die Gerechtigkeit Gottes lasse sich weder fassen noch begreifen.

Nachdem die Somnambule die Qualen der Unseligen gesehen hatte, wurde sie von ihrem Führer in einige Sterne geführt. Dieser war ein Bruder von ihr, der als sechsjähriger Knabe starb und seiner Schwester mitteilte, dass er als Lehrer in der Sonne tätig sei und Kindern, die auf Erden 8 – 9 Jahre alt wären, Unterricht erteile.
(S. 38)
In den Sternen, so erzählte die Somnambule, sei die Pracht der Gegenden verschieden, je nach der Stufe, aber alles unbeschreiblich schön, mit menschlichen Worten nicht auszudrücken. Berge, Täler, Seen, Flüsse, Waldungen, Gärten, Landhäuser, Schlösser, Paläste, Städte, mit solchen auf der Erde nicht zu vergleichen. Farbe und Duft der Blumen, Gesang der Vögel, alles über die Massen herrliche, die Atmosphäre himmlisch erquickend.

Wenn die Somnambule vom Schlaf erwachte, war sie meist sehr betrübt darüber, dass sie von dem, was sie gesehen und gehört, nichts mehr wisse, sich an nichts erinnern könne. Ihr Führer aber sagte ihr wiederholt, dass hier die edelste Weisheit Gottes zugrunde liege, dass sie für diese Welt ganz unbrauchbar wäre, wenn sie durch eigene Anschauung im wachen Zustand sich bewusst wäre, was für Herrlichkeiten sie gesehen.

Zu den Reisen in die Sonne und in das neue Jerusalem hatte sie zwei Führer; der zweite war ein Vetter von ihr. Von einem Geistlichen gefragt, ob sie auch zur Anschauung Gottes komme, erwiderte sie: (S. 39)
das wird mir nicht gestattet. Mein Führer sagt mir, in den himmlischen Wohnungen seien viele Millionen Selige, die noch nicht zur Anschauung Gottes gekommen sind; dies erfordere den höchsten Grad von Seeligkeit. In den Millionen von Sternen gibt es unendlich viel Grade von Seligkeit, alle sind bewohnt von erschaffenen Engeln und selig gestorbenen Menschen aus allen Nationen.

Freilich werde unter denjenigen, die das offenbarte Wort Gottes gehabt und nicht danach gelebt haben ein grosser Unterschied gemacht mit denen, die dasselbe nicht gehört, aber der Stimme ihres Gewissens und dem ihnen ins Herz geschriebenen Gesetz Folge geleistet haben. Die ewige Weisheit wisse alles so auszugleichen, dass wir uns nur wundern müssen. So seien denn auch in den Sternen grosse Gebäude, welche Versammlungssäle genannt werden. Die Säle selbst seien sehr gross und prächtig anzuschauen. Die Lehrer, welche dort tätig sind, reden in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Ihr Angesicht und ihre Kleider glänzen wie die Sonne, kein Sterblicher würde ihren Anblick ertragen, wenn er nicht zum voraus dazu befähigt wird. Auch die Musik ist so wunderbar schön, dass sie gar nicht zu vergleichen ist mit irdischer Musik. Die Liebe, Eintracht und Glückseligkeit und die freundschaftlichen Beziehungen, welche zwischen Engeln und selig verstorbenen
(S 40) Menschen bestehen, ist in menschlicher Sprache nicht möglich auszudrücken. Erstere haben feste Körper, letztere aber nicht, denn deren angenommene Leiber sind zu sehr verfeinert und ätherisch. (Hiermit ist die Hülle gemeint, mit welcher die Seele im Zwischenzustand vor der Auferstehung angetan ist.) Alle glänzen mehr oder weniger je nach dem Grad ihrer Seligkeit. In der Sonne ist dieselbe grösser als in den Sternen, die ich bereiste. Dort sind auch wunderschöne Gegenden und eine Stadt mit zwölf Toren; dieselben sind von Edelsteinen, aber nicht zusammengefügt, sondern jedes wie aus einem Gusse und von verschiedenen Farben, alle in Strahlen erglänzend und weit herum sichtbar. Die Strassen sind wie aus lauter Gold gepflastert. Auch ein Tempel ist da, von bewundernswerter Grösse, Glanz und Schönheit. Im Innern ist eine Galerie, die ringsherum geht und welche für die Sänger und Harfenspieler ist.

Nachdem die Somnambule mehrere Sterne bereist hatte, was aber stets nur kurze Zeit dauerte, wurde sie von ihren beiden Führern in die Sonne geleitet und berichtet darüber folgendes: Die Pracht, die sich hier meinen Blicken darbietet, übertrifft alles bis jetzt Gesehene. Wie leid tut es mir, dass ich die Schönheiten nicht mit Worten ausdrücken kann. Je höher, desto herrlicher und schöner; aber auch je höher die Seligkeit, desto weniger die Zahl der Seligen. Wer hierher kommt, wird von Engeln mit Musik und Gesang abgeholt. Mein Führer sagt mir, es sei gar nicht möglich, dass ein Seliger, sei es ein Engel oder auch ein verstorbener Mensch, sich über die Grösse, Allmacht, Heiligkeit, Liebe, aber auch Gerechtigkeit, alles was zu seiner Gottheit gehöre, satt sehen oder dieselbe erforschen könne; aber er komme zu einer immer grösseren und tieferen Ehrfurcht gegen Gott und dies erhöhe seine Seligkeit. O dass doch die Menschen das Gebet nie versäumen würden, denn dies hat zur Folge, dass die Welt und der Teufel freien Zutritt erhalten und sie daran hindern, ihre Knie vor dem Allmächtigen zu beugen. Aber die Spötter werden noch bekennen müssen, dass Er der Herr ist, der Lebendige und Tote richten wird. Derjenige, welcher die Seligkeit erlangt, wird zwar um des Verdienstes Jesu Christi willen aus lauter Gnade und Barmherzigkeit selig; aber andererseits ist die Seligkeit doch auch eine Belohnung lebendigen Glaubens und der Gottseligkeit. – Die Leute wollen es nicht glauben, wie genau es Gott mit der Sünde nimmt; von den allergröbsten und solchen, die man nicht mit Worten nennen mag, gar nicht zu reden. Auch an den Tieren tun sich die Menschen schwer versündigen; wer hart und unbarmherzig gegen dieselben ist, zieht sich ein Gericht zu; es sind Geschöpfe von Gott erschaffen und von Ihm gekannt. Müssen sie getötet werden, so soll es auf die schmerzloseste Art geschehen.
(S. 42)
Wenn die Erdenbewohner die Grösse Gottes nach der ihnen von Gott geschenkten Vernunft beachten würden, wenn sie mit offenen Sinnen das Firmament, Sonne, Mond und Sterne betrachten würden, so sollte es gar nicht möglich sein, dass es noch einen Gottesleugner auf Erden geben könnte. Solche Menschen, die Gott verleugnen und also auch die Unsterblichkeit der Seele nicht anerkennen, haben keine besonderen Schutzengel mehr; sie werden derselben nicht mehr für würdig geachtet. Glaube ja niemand, dass Gott nur im mindesten etwas entgeht; der geringste Wurm und das unserm Auge kaum sichtbare Insekt ist Ihm nicht unbekannt, wie viel weniger Menschen, für die Jesus, um sie zu retten, sein Leben in den Tod dahin gegeben hat. Weshalb gibt es so viele, die Freude daran haben, andere mit ihrem Unglauben anzustecken und ins Verderben zu ziehen? Lehrer, welche durch ihre Reden oder ihren Wandel die Jugend auf Abwege bringen, laden auf sich Gericht und Verdammnis, denn die Seelen derer, die dadurch verloren gehen, werden von ihnen gefordert werden. Welch entsetzliche Verantwortung! Was aber die Lehrer betrifft, die das Wort Gottes verkündigen und durch ihren Eifer und Treue im Dienste des Herrn mehrere zur Seligkeit führen, so haben diese ausserordentlich viel voraus; ebenso auch gutgesinnte und gottesfürchtige Regenten.
(S. 43)
Über die Sonne und die Sterne berichtet sie folgendes
Alle Sterne, die wir sehen, sind bewohnt, und von der Sonne aus erblickt man noch Millionen von Sternen, die von den Menschen nicht gesehen werden können. Wenn ich die Sonne nach dem einzelnen, was mir gezeigt wurde und nach menschlicher Weise bereisen wollte, so hätte ich nach Aussagen meiner Führer viele tausend Jahre damit zuzubringen. In der sonne befindet sich auch das Kinderreich, das je nach dem Alter in viele Abteilungen geteilt ist. Die Kinder haben Lehrer und bis zu ihrem neunten Jahre auch Wärterinnen und Aufseherinnen. Sie kommen hier im Stande des Wachstums zu einer immer grösseren Vollkommenheit und so auch die Lehrer, Wärterinnen und Aufseherinnen. Kinder von allen Nationen. Kinder von allen Nationen vom ganzen Erdkreis sind hier beisammen. Einen schöneren und lieblicheren Anblick kann sich kein Mensch vorstellen, als diese kleinen, seligen Geister in den Gärten und auf den Spielplätzen herumspringen und sich freuen zu sehen. Und welch eine Liebe und Eintracht herrscht unter diesen Kindern. (S. 44)
Sie sind alle weiss gekleidet und mit rosafarbenen Bändern verziert. Engel und selige Geister kommen oft um sie zu besuchen, denn alle haben eine grosse Freude, die Kinder zu sehen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Die Entfernungen haben in der jenseitigen Welt nichts zu bedeuten. Die seligen Geister wandern weit schneller als ein Blitz. Schon der Wunsch, da oder dort zu sein, versetzt sie dahin. Das Kinderreich macht einen sehr grossen Teil des Reiches Gottes aus. Die Mutter Jesu, des Sohnes Gottes, hat die erste und höchste Aufsicht über die Kinder. Sie ist eine Königin über dieselben, ihr Angesicht und ihre Kleidung und ihre Krone mit Edelsteinen und Perlen geziert glänzen wie die Sonnenstrahlen. Es wurde der Seherin auch geoffenbart, dass Jesus drei Jahre früher als nach unserer Zeitrechnung geboren sei, und zwar den 30. Dezember morgens zwischen 3 und 4 Uhr.

Als sie ihre Führer fragte, was das Los der Heiden, Juden und Mohammedaner sei, welche ohne Kenntnis des Evangeliums sterben, so wurde sie belehrt, Gott richte diese nach ihrer Gewissenstreue und nach dem einem jeden in sein Herz geschriebenen Gesetz. Der allwissende Gott wisse zum voraus, wie weit ein jeder, wenn er in dem  ganzen geoffenbarten Worte Gottes unterrichtet worden wäre, gekommen sein würde; nach diesem wird er gerichtet. In dem Monde seien für diese besondre Lehranstalten angelegt, woselbst ihnen der Sohn des Allerhöchsten nach seiner Gottheit und nach seinen Verdiensten für die Menschheit bekannt gemacht werde.
(S. 45 / 46)
Den 7. Januar 1833 wurde sie vom seligen Johann Arndt zur Reise in das neue Jerusalem im Beisein von ihren beiden Führern und zwei Engeln eingesegnet auf einem Berge in der Sonne. Die Handlung ging in einem Tempel auf diesem Berge vor. Ehe sie in den Tempel eingeführt war, wurde ihr von den Engeln ein stärkendes Wasser zu trinken gegeben. Arndt erschien auf einmal mit einer Krone auf dem Haupte und mit solch hoher Würde, dass ich es kaum aussprechen kann. Die Worte, mit denen er mich segnete, lauteten wie ein Donner. Dem ungeachtet war er gegen mich und gegen die vier Zeugen voll lauterer Liebe und Freundlichkeit. Ich dachte nachher bei mir, wenn die Diener so sehr erhaben und herrlich sind, wie muss der Herr selbst sein? Über das neue Jerusalem sagte sie: Wäre ich dazu nicht bei meiner Einsegnung besonders gestärkt worden, ich könnte diese Herrlichkeiten unmöglich ertragen. Ich habe meine Führer gefragt, ob ich denn einer solchen Gnade und  Barmherzigkeit würdig sei? Sie erwiderten darauf, wenn die Gott dazu würdig findet, so musst du dich beruhigen, aber nie deshalb über deine Nebenmenschen dich erheben; bleibe in immerwährender Demut, Glauben und in der Liebe.

Nach ihren Reisen in die Sonne und ins neue Jerusalem nahmen ihre Führer von ihr Abschied mit ernstlichen Ermahnungen, die ihr gezeigte Krone nicht zu verlieren und mit allem Ernst sich zu bestreben, einst in ihre Gesellschaft zu kommen. Ihr Bruder sagte ihr, er werde sie zwar noch öfters besuchen, sich aber ihr nicht mehr sichtbar machen.

Eine Vision von Pastor Samuel Keller
(S. 46)
Auf die Visionen der Somnambulen will ich eine Vision aus neuester Zeit folgen lassen, nämlich einen merkwürdigen Traum von Pastor Samuel Keller, den derselbe in einer Nummer seiner Monatsschrift „Auf dein Wort“ vom Jahre 1909 veröffentlicht hat. Er erzählt folgendes:
Soeben war ich gestorben. Da lag mein Leib starr und schwer im Bett, Weib und Kind knieten schluchzend daneben, - aber das Merkwürdigste war, ich selbst war los von jenem mir plötzlich fremd und unangenehm scheinenden Körper: ich war nicht mehr darin, sondern schwebte wie ein schmaler Nervenschatten über ihm. Wie hatte ich’s in ihm so lange aushalten können? Ein ungeheurer Druck war von mir gewichen. Ich hatte die Empfindung von Ton und Licht, ich konnte mich leicht und frei bewegen, ich dachte klar und scharf, - nur eins empörte mich, dass meine Lieben gar keine Notiz von mir nahmen, meine veränderte Existenzweise nicht zu spüren schienen, sondern all ihr Augenmerk dem schnöden, fremden Gesellen, dem starren Körper zuwandten! Ehe ich aber vergebliche Versuche machen konnte, ihre Aufmerksamkeit von ihm weg auf meine eigentliche Persönlichkeit zu lenken, hob und schob und drängte mich eine unfassbare Kraft blitzschnell aus dem Zimmer fort. Wohin es ging, wie lang diese rasend schnelle Fahrt gedauert, die der es mir erst heiss und dann eiskalt und dann wieder wohlig warm ward, weiss ich nicht. Die Augen meines Nervenleibes hatte ich auch nicht öffnen können, während es mir in den Ohren klang, wie vom Brausen grosser Wasser.
(S. 47/48)
Plötzlich, wie dieser unerwartete Flug begonnen, hörte er auf. Ich fühlte Boden unter mir und schlug beim Aufstehen die Augen auf. Es war eine milde Helligkeit um mich her, wie beim Morgenlicht, kurz ehe die Sonne aufgeht. Wenigstens sah ich keine Sonne, und die Sträucher und hochragenden Bäume warfen keine Schatten. Aber ich hatte keine Zeit, mich umzuschauen; denn dort schwebten zwei Gestalten mir entgegen. Die eine war über Menschenmass und majestätisch in jedem Zuge und jeder Bewegung. Sie war so hell und rein, dass ich es nicht ertragen konnte, sie anzuschauen. Wie ich aber die Augen niederschlage, sehe ich, wie grau und hässlich mein Nervenleib gegenüber dieser strahlenden Schönheit sich ausnimmt. Niemand brauchte mir zu sagen, mit wem ich zu tun habe: es war der Herr. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchzuckt mich: warum habe ich einen solchen Herrn nicht noch viel lieber gehabt! Warum bin ich ihm nicht treuer gewesen! Und im Gefühl meines Unwertes sinke ich zu seinen Füssen nieder. Weinen konnten die Augen meines Zwischenleibes nicht; sonst hätte ich mir mit Tränen Luft gemacht.

Jetzt spricht der Herr: „Ich kenne dich und dein Leben, deine Sünden und deine Untreue, - aber du hast mir vertraut und mich geliebt und meinen Namen vor den Leuten nicht verleugnet. Darum will ich an dir tun, was jetzt möglich ist. Alle Sünde und Schuld mit ihrer Wirkung und Folge sei von Stund an für alle Ewigkeit von dir genommen!“
(S, 49)
Damit rührte er mich an, dass es mich wie ein elektrischer Schlag durchzuckte. Wie ich aufjauchzend emporschnelle, fällt etwas Graues, Hässliches, Schweres von meiner ganzen Erscheinung ab, so dass ich dem Begleiter des Herrn an Heiligkeit ähnlich werde. Zu gleicher zeit konnte ich Jesus ansehen und da wird mir die Schönheit und Herrlichkeit seines Wesens noch erhabener und grösser als vorher, als sei ein störender Nebel von meinen Augen gewichen. Dann sprach er weiter und der gütige Ausdruck seiner Augen beseligte mich:

“Zur Gemeinschaft der Heiligen im Licht kommst du aber erst, nachdem du einiges gelernt und getan, wofür du jetzt erst reif wirst. Hier ist einer deiner Jugendfreunde, der sich auf dein Kommen freut. Er wird jetzt dein Begleiter und dein Lehrer sein, bis die nächste Stufe erreicht ist.“ Damit war der Herr entschwunden, und die andere Gestalt, deren Gesichtszüge etwas Kindliches, Freundliches hatten, fasste mich an der Hand, und wir gingen oder schwebten, - ich weiss nicht genau, wie ich diese Bewegung nennen soll, - rechts an der grossen Baumgruppe vorbei.

“Wer bist du? Wie heisst du?“ fragte ich. „Nenne mich Amikus. Meinen alten Erdennamen zu nennen, hat jetzt doch keinen Sinn, und der neue Name wird erst gegeben, wenn die Vollendung der Seligen kommt am Tag der grossen Auferstehung. Wir haben als Kinder in Arensburg zusammen gespielt, und ich habe dich von dorther schon lieb gehabt.“
(S. 50)
Es wehte mich wie ein trauliche Beruhigung aus diesen freundlichen Worten an und so fragte ich weiter: „Und was soll ich jetzt tun?“

“Zwischen dem Warteort der Unseligen und dem Paradiese, an dessen Saum der Herr jeden der Seinen empfängt und entsündigt, ist eine grosse traurige „Kluft“* befestigt, wie geschrieben steht. ( * Luc. 16, 26). Ohne Erlaubnis oder Geleit aus dem Paradiese kann keiner von uns Seligen hinein. Darin befinden sich Seelen, die auf Erden nicht zu klarer Entscheidung gelangt sind, ohne dass sie bewusst die eine Sünde getan hätten, die auch hier nicht vergeben werden kann, die verstockte Ablehnung gegen den heiligen Geist. Nun sind dort einige solche, denen du auf Erden nahe gestanden hast, so dass sie, sobald sie dich erkennen, aus ihrem hoffnungslosen Träumen erwachen werden und mit Teilnahme und Sehnsucht nach Erlösung auf deine Botschaft von Jesus achten werden. Solche sollst du für die Seligkeit zu gewinnen suchen und dabei hast du eine Hilfe an deinem heller gewordenen Zwischenleibe: sie sehen an dir, was du durch Jesus geworden bist. Ausserdem haben sie sich schon seit ihrem Tode nach Erlösung aus dem trostlosen Zustande gesehnt. Ich kann dir auch nicht verhehlen, dass einige unter ihnen in ganz besonderer Weise dich angehen: du hast in eurem Zusammentreffen auf Erden nicht Licht und Kraft, Weisheit und Geschick genug gehabt und bewiesen, um sie damals zum Entschluss zu bringen. Wenn du mich nicht missverstehst, hast du an ihnen etwas gutzumachen. Und ich habe gerade dadurch, dass du einst an mir solchen Führerdienst getan, wo keine Seele in meinem Elternhause an mein Gläubigwerden dachte, das schöne Recht bekommen, jetzt dir hilfreich zur Seite zu stehen. Es ist ja nur etwas Geringes, was ich dir leisten darf. Später, ich freue mich dessen schon jetzt, wirst du heller und herrlicher leuchten dürfen als ich, denn ich habe dich lieb.“
(S. 51)
Ahnend zog mir eine Erinnerung aus meiner Knabenzeit durch die Seele: ein lieber adliger Junge lag todkrank, und ich durfte ihn an einem Sonntagnachmittag besuchen. Da war ich durch die Veränderung seines Gesichts so erschüttert, dass ich mit ihm anfing, vom Heiland zu sprechen. Wir waren etwa zwölfjährig und in derselben Klasse des Gymnasiums. Am andern Tage war er gestorben. Damals hatte kein Mensch erfahren, was wir gesprochen hatten!

“Berni!“ rief ich plötzlich und fasste ihn fester an. Ein Druck seiner Hand antwortete, und ich hätte jauchzen mögen vor Freude.
(S, 52)
 „Nenne mich nur Amikus!“ bat er mit sanfter Stimme.

Wir schwebten weiter. Der helle Schein vom Paradiese her nahm schnell ab, - die Gegend wurde öde. Hier einige kahle düstere Felsen, dort ein grosser See, dessen Oberfläche bleigrau und ohne Bewegung dalag. Über dem Ganzen ein fahler Schein, wie ich ihn zuweilen in den Steppen Südrusslands vor einem Gewitter gesehen.

Bald begann meine Arbeit. Verwandte, Jugendgenossen, Studenten aus meiner Dorpater Studienzeit, Gemeindeglieder aus meinen verschiedenen Kirchspielen in Russland und Deutschland, Leute, mit denen ich auf den vielen Reisen meines Erdenlebens zusammengekommen war, selbst einige Seelen aus den Sprechstunden meiner Evangelistenzeit!  Die Aufgaben waren sehr verschieden. Hier musste ich einen, der im Anfall von Schwermut sich das Leben genommen hatte, mit der grossen Barmherzigkeit trösten, die sich rühmt wieder das Gericht, - dort einen Gläubigen, der sich durch gefährliche Irrlehre vom Gnadengenuss selbst ausgeschlossen hatte, seiner Sünde überführen und wieder mit des Lammes Blut trösten, - oder eine Seele, die in Kleinmut und Zweifelsucht sich gegen die Führung des Herrn versündigt hatte, den tiefen Sinn seiner Wege klar machen - , (S. 53)
bei allen war der Erfolg, dass sie aus ihrem dumpfen traurigen Brüten erwachten und schliesslich sehnsüchtig die Hände ausstreckten mit der Bitte: Jesu, erbarme dich meiner! Sobald sie das gesagt, ward ihre Seele aufwärts den Pforten des Paradieses zugeführt, so dass sie unserm Blick entschwanden. An einen einzigen schien alles vergeblich. Er blieb dabei, man hätte ihm Unrecht getan: er wäre jahrelang ohne Sünde gewesen, und Gott und Menschen hätten ihn nicht recht anerkannt und er hätte auch hier noch nicht die rechte Behandlung erfahren. So musste ich auch in der Geisterwelt die Erfahrung machen, die mich auf Erden oft schon so schmerzlich niedergedrückt hatte, dass alle anderen Sünden leichter zu vergeben sind als der geistliche Hochmut. Alle andern Sünden fliegen vor Gott; nur der Hochmut nicht; der trotz selbst Gott.

“Was wird dieses alten Sektierer Los werden?“ fragte ich meinen Begleiter, als wir weiterschwebten.

“Entweder schickt der Herr ihm noch einen demütigeren, liebreicheren Boten, als du bist, der es besser versteht, ihn zu überzeugen, oder er wird am jüngsten Tage bei der Auferstehung gleich an der Farbe und Form seines dann auferstandenen Leibes selbst sehen, wie er sich von der Ähnlichkeit des Bildes Christi entfernt hat. Dann kommt er ins Gericht. Wer früher die Gnade annahm, wir nicht gerichtet.“
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Wir schwebten abwärts, wie mir schien. Etwas wie Bangigkeit überkam mich. Auch schien es mir, als würde es kälter und dunkler. Aus der Tiefe, der wir zustrebten, drang ein dumpfes Getöse an mein Ohr.

“Wohin geht’s jetzt?“ fragte ich zaghaft.
“Wir sollen einen Eroberungszug durch das Land der Unseligen machen. Jeder der Seligen hat jetzt, so lange das jüngste Gericht noch nicht die endgültige Entscheidung gebracht hat, die Aufgabe, wie Jesus nach seinem Tod den Geistern im Gefängnis seinen Glauben zu verkündigen, weil manche seiner Bekannten dort sind, für die sein strahlendes Auftreten ein Beweis ist, dass er mit seinem Glauben auf Erden Recht und sie mit ihrem Unglauben Unrecht gehabt.“

Das Getöse nahm zu, ich unterschied ein Gewimmel von dunklen schmalen Schattenleibern, - jetzt waren wir mitten in einer Art von Volksversammlung. Redner standen auf, schrieen in ungeheurer Aufregung ein paar Sätze in die Versammlung, die hier Beifall, dort Widerspruch erregten, aber keiner konnte seine Sache zu Ende bringen. Denn der nächste Redner wartete den Schluss der Rede nicht ab, stiess den Vorredner fort und bemühte sich, seine Sache anzubringen. So kam es, dass drei, vier Redner an verschiedenen Stellen sich vergeblich abmühten, Gehör zu finden.
(S. 55)
“Siehst du, dass die Schrift recht hat, wenn sie sagt, dass die Hölle ein Land ist, wo Unordnung ist?“ flüsterte Amikus mir zu.

“Was wollen denn alle die Leute?“ fragte ich beklommen.

“Sie beraten, wie sie sich aus diesem Zustande selbst befreien und wie sie Gott gegenüber ihren Trotz durchsetzen können.“

Plötzlich brach der Lärm ab: man hatte uns erkannt, und mein Begleiter sagte ruhig, aber so klar, dass alle diese Tausende es hören konnten:

“Hier ist ein Bote aus dem Paradiese, Pastor Samuel Keller, den manche auf Erden gehört haben.“

“Dann lass ihn dorthin gehen!“ schrie eine Stimme, die mir bekannt vorkam; damit deutete der Mann nach links, wo eine kleine Gruppe sich von den andern Getrennt haltend zu erblicken war. „Da zankten sich
die unbekehrten Pastoren, wer von ihnen recht gehabt hat! Soll erst die bekehren!“
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Im nächsten Augenblick kam aber ein Geist der Kraft über mich und ich erkannte den Spötter. Blitzschnell sah ich an ihm seine Sünden offenbar werden. Ich nannte ihn mit Namen und richtete meine Rede nur an ihn, indem ich ihn an unsere letzte Begegnung in Südrussland am Vorabend seines Todes erinnerte und des Heilandes Gnade anbot. Aufheulend stürzte der Mann davon. Ähnlich ging es mir noch mit vielen anderen, die ich erkannte und ansprach. Die menge aber war verstockt und wandte sich nach kurzer Zeit von meiner Rede weg, ihr altes grauses Spiel der Verzweiflung aufzunehmen. Eine einzige Seele brach zusammen und wollte sich retten lassen: es war eine frühere Konfirmandin von mir, die nachher durch allen Schmutz der Sünde gegangen war. Auf Amikus Rat sagte ich ihr: sie dürfe uns folgen, und wenn der Heiland sie am Eingang des Paradieses entsündige, sei sie gerettet. Mir schien, als würde ihre dunkle Gestalt schon etwas heller.

Dann suchten wir noch verschiedene Gruppen auf; aber meistens vergeblich. Uns schlossen sich nur sehr wenige Seelen an, obschon ich mit vielen Tausenden gesprochen. Sie waren zu abgestumpft, verblendet, verhärtet und wollten nichts von Jesus hören. Zuletzt suchte ich jene Pastorengruppe auf. Hier liess man mich gar nicht recht zu Wort kommen. Einige flohen, so dass ich sie nicht erkennen konnte. Die meisten aber bestürmten mich mit ihren Zweifeln, ihrer Weisheit, ihren Vorurteilen und ihrem Alles besser wissen wollen. Den lautesten Lästerer brachte ich zum Schweigen, als ich ihm zurief:
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“Gedenke daran, was mir dein Weib über dich gebeichtet hat.“

Darauf kehrte er mir den Rücken und verschwand im Dunkel.

Ich war noch mitten im Disputieren mit einem kleinen Kreis, als mein Begleiter mich plötzlich anrührte und wir weiter schweben mussten. Darüber seufzte ich so laut, - dass ich erwachte! -

Diese Vision von Pastor Samuel Keller finde ich sehr bedeutsam und das um so mehr, als Herr Keller, wie er mir versicherte, dieselbe, wie sie ihm geworden, ohne Beifügung von eigenen Gedanken und Phantasien kundgab. Er schreib mir: „Ich möchte jenes Erlebnis ein prophetisches Gesicht nennen, eine Antwort auf vorausgegangene Grübeleien und Gebete in der betreffenden Richtung hin.“ Die Wahrheiten, die sich aus dieser Vision ergeben, stimmen mit vielen Kundgebungen aus der jenseitigen Welt überein und sind darum besonders beachtenswert. Zu diesen zähle ich die Annahme, dass die Seele, nachdem sie vom materiellen Leib losgelöst ist, mit einem ätherischen Zwischenleib begabt ist, mittelst dessen sie sich frei bewegen, ton und Licht, Wohl und Wehe empfinden kann. Dass dem Visionär sein Nervenleib grau und hässlich vorkam, ist ein Beweis, dass seine Heiligung noch lange nicht vollendet war.
(S. 58) Aber wunderbar gibt sich die Heiligungskraft Jesu kund, durch dessen Berührung das Graue, Hässliche, Schwere vom Nervenleib abgestreift wurde und derselbe heil und schön wird, ähnlich dem himmlischen Leib des Führers Amikus, der sich Keller als einen früh verstorbenen Jugendfreund zu erkennen gibt. Über den Zustand der Unseligen im Totenreich erhalten wir wichtige Aufschlüsse. Gewöhnlich nimmt man an, dass die Verstorbenen bei ihrer Ankunft im Jenseits alsbald von ihren falschen Meinungen und Irrtümern überzeugt würden. Das Gegenteil ist der Fall; sie scheinen wie festgebannt in ihren Meinunen und Anschauungen. Die Mehrzahl der Bewohner des Haders scheint in ein dumpfes, trauriges Hinbrüten versunken zu sein, aus dem sie erst erwachen, wenn ein Bote aus der Lichtwelt sich ihnen naht, sie aufrüttelt, und ihnen das Verlangen nach Erlösung erweckt. Aber wie schwer hält es für die Bewohner des Haders, diese zu erlangen, zur Busse und zum Glauben zu kommen! Zur Busse ist erforderlich eine entschiedene Abkehr von der Sünde und dazu fehlt diesen Geistern die Energie des Willens; sie können sich nicht loslösen von ihren alten Begierden, die zu sehr mit ihrem Wesen verwachsen sind. Eine besonders traurige Rolle spielen in des Visionärs Gesicht die
ungläubigen und unbekehrten Pfarrer. Bei ihnen zeigt sich eine gewisse Energie, aber nur um ihre Eigengerechtigkeit und ihren Widerspruch gegen die göttliche Wahrheit festzuhalten, dass ihr Leben ein verfehltes war. Dass sie blinde Blindenführer waren, das wollen sie nicht anerkennen, unter Gottes Gerichtsurteil wollen sie sich nicht beugen und so verharren sie in ihrem Widerspruch gegen die göttliche Wahrheit und in ihrem Trotz.
(S. 59)
Mit vielen Tausenden verkehrte der Bote aus dem himmlischen Paradies, um ihnen zur Seligkeit zu verhelfen; aber sie wollen nichts von Jesus hören; sie waren zu verhärtet. Nur wenige schlossen sich an ihn an. Es ergibt sich daraus einerseits die tröstliche Wahrheit, dass Gott auch unter den Verstorbenen im Hades solche zu retten sucht, die sich retten lassen. Aber andererseits ergibt sich auch die ernste Wahrheit: Hüten wir uns, unsere Bekehrung auf das jenseits verschieben zu wollen. Wird uns Gottes Gnade in dieser Welt angeboten und wir verschliessen unsere herzen gegen dieselbe, so haben wir keine Gewissheit, dass sie uns nochmals im Jenseits angeboten wird. Jedenfalls ist eine Bekehrung im Totenreich viel schwieriger, weil die unselig Verstorbenen nicht mehr im Besitz ihrer vollen Willens- und Geisteskräfte sind. Sie sind darum auch in der Bibel „Tote“ genannt. Darum auch die ernste Mahnung: „Heute, so ihr seine Stimme höret, so verstocket eure Herzen nicht.“ Wahrhaft lebendig sind nur die Verstorbenen, welche durch Jesu Geist das neue leben der Wiedergeburt erlangt haben und als solche befähigt sind, bei ihrem Abscheiden alsbald in die himmlische Welt aufgenommen zu werden.
(S.60)
Eine weitere Wahrheit, die sich mir aufdrängt beim Gedanken an pastor Kellers Vision ist diese: Wie wichtig ist doch unser Umgang mit Angehörigen und Fernerstehenden! Wie hat er Folgen für die Ewigkeit zu ihrem Heil oder Unheil! Wie viel Gutes kann durch unsern Einfluss gewirkt, wie viel aber auch versäumt werden! Wie mancher unselig Verstorbene mag uns einmal anklagen: „Du hättest mich auf den rechten Weg zur Seligkeit weisen können; hast es aber nicht getan, hast mich nicht gewarnt vor dem Weg des Verderbens, den ich gegangen bin.“ Merkwürdig ist mir, dass der Geist des Visionärs angewiesen wird, an Verstorbenen, die ihn in ganz besonderer Weise angingen, Versäumnisse gut zu machen, die er sich auf Erden bei seinem Umgang mit ihnen zu schulden kommen liess, indem er durch seinen Mangel an Licht und Kraft, Weisheit und Geschick nicht einen entscheidenden Einfluss auf sie auszuüben vermochte. Wie viele Überraschungen mag es auch für einen gläubigen Diener des Herrn im Jenseits geben; tief demütigende, aber auch erhebende! Wie schön, dass der Paradiesesbewohner Amikus, Kellers einstiger Schülerfreund, den er bei seinem Sterben zu Jesum weisen durfte, nun im Jenseits sein Führer ist!
(S. 61)
Noch manches wäre zu sagen über dies merkwürdige Gesicht. Doch ich will mich nicht länger dabei aufhalten. Ich füge obigem einiges aus einer Vision eines sterbenden Missionars bei, die Pastor Keller in seiner Monatsschrift vom März 1908 veröffentlicht hat.

Mit Recht fügt Herr Keller bei, dass eine solche Vision nicht den Anspruch erhebt, objektiv absolut wahre Aufschlüsse über jene Gebiete zu bringen, denen sich jeder als einer göttlichen Offenbarung zu fügen hätte. Und dies gilt meines Erachtens teilweise auch von den mitgeteilten Visionen der Somnambule. Ich übergehe darum auch die astronomischen Eröffnungen, die dem Visionär über die Sonne, den Mond und besonders den Saturn mit seinem Ring wurden, und erwähne nur, was auf die abgeschiedenen Menschenseelen Bezug hat und was mit der eigenen Vision Kellers teilweise übereinstimmt.

Vision eines Missionars
(S. 62)
Nun verliess ich die Welt der Materie und kam in die unvermessliche Kluft zwischen dem Materiellen und dem Himmlischen, in das vacuum tenebrarum, die Region der äussersten Finsternis, was Eph. 6,12 meint, wo die Fürsten, Gewalten und Herren der zeitlichen Finsternis und ihre Werkzeuge und Agenten, die bösen Geister, ihr Wesen haben, gegen die der Christ der ganzen Waffenrüstung bedarf.....
S. 62
Hier erblickte ich die abgeschiedenen Seelen der Erdbewohner, wie sie zahllos von der Erde wegeilen. Aber welch ein Unterschied unter ihnen! Einige von ihnen, und zwar die wenigsten, waren schön und hell und hatten hellleuchtende Lampen in ihren Händen, deren Flammen (der Glaube) sie ganz durchleuchtete und ihnen den Weg wies, den sie mit der Schnelligkeit eines Gedankens zurücklegten, bis sie in die Lichtregion kamen. Dort – hiess es – würde die Flamme ihr Lichtkleid und die Lampe zu einem grünenden Palmzweig in ihren Händen.

Die meisten Seelen aber waren wie dunkle Schatten, und als sie in diesen finsteren Raum kamen, wurden sie verwirrt und eilten hin und her rastlos suchend, was sie nicht finden konnten und schienen sich sehr unglücklich zu fühlen. Was mich aber dort länger verweilen liess, war die Wahrnehmung, dass himmlische Evangelisten in diesen Raum kamen für die Seelen, die auf Erden keine Gelegenheit gehabt hatten, das Evangelium zu hören. Wenn von diesen welche sehend und verlangend wurden, nahmen sie sie mit bis an die Grenze der Vorhöfe, wo sie dann durch das Anschauen der Bilderaufführungen aus der Ferne weiter von göttlichen Dingen lernen konnten, bis sie in den ersten Vorhof eintreten durften. Diese Evangelisten nahmen auch die Seelen verstorbener Kinder mit, die sich gleich herzlich an sie anschlossen. Ferner sah ich auch viele Himmlische in dem Planetenraum, besonders zur Erde und wieder zurück, unaufhörlich hin- und herblitzen, um den Dienst Gottes an der Kreatur zu versehen.
S. 63
Endlich schaute ich die Umrisse der Vorhöfe des Himmels, nichts als Lichtkörper, einer schöner wie der andere; keiner dem andern gleich; eine Farbenpracht des Lichts, dessen Nuancen zu beschreiben die Ewigkeit erfordert. Sie rotieren und fliegen nicht dahin, wie die materiellen Körper der unteren Welt, sondern formen in himmlischer Harmonie die allerherrlichsten Licht- und Farbenbilder, die den seligen Seelen, die noch in den Vorhöfen weilen, zum Anschauungsunterricht von Gottes Grösse, Allweisheit, Heiligkeit und Herrlichkeit dienen. Die himmlischen Vorhöfe bilden nach menschlicher Redeweise drei Abteilungen mit stufenweise steigender Herrlichkeit in Licht und Farbennuancen. In die dritte wurde St. Pauli Geist entzückt, wo er für Menschen unaussprechbare Worte hörte und auch den Herrn sah.
S. 64
Die seligen Seelen der Menschen müssen in den Vorhöfen gradweise erstarken, um in das „Heilige“ eingehen zu können. Der Gottes- und Menschensohn, Christus Jesus, ist König und Hohepriester der Vorhöfe und des Heiligen und als solcher geht er auch in das Allerheiligste zu Gott, - um sein Mittleramt zu verrichten. Wäre er blosser Menschensohn, so wäre sein unmittelbares Nahen zu Gott unmöglich und wir wären ohne Mittler. Nach seinem Willen und Wort richtet sich alles, hier herrscht als Gesetz das „Band der Liebe“ und die göttliche Harmonie und der heilige Geist erfüllt alles und alle, wie mit der Gegenwart Gottes, die durch ihn die Seligen so überaus selig macht; denn nun leben und weben und sind sie in ihm völlig ohne Hindernisse. Welch eine Herrlichkeit hat Gott geschaffen aus Liebe zu seinem Sohn und denen, die seine Miterben werden. Die Weisheit spielte dazu die Bilder Ihm vor, Sprüche 8, 22 – 31, wie sie es tun wird, bis Gott sein wird alles in allem.


Vision einer Missionarsfrau
(Aus dem Englischen)
S.65
Auf die Bision des sterbenden Missionars in Holländisch-Indien möge die Vision einer Missionarsgattin folgen, deren Geist ins himmlische Paradies entrückt wurde. Sie hatte manche nacht am Bette eines schwerkranken Kindes gewacht. Ein gesunder Schlaf hatte sich bei ihm eingestellt und verkündete die zurückkehrende Genesung. Beim Morgengrauen wurde sie von unwiderstehlicher Müdigkeit befallen; sie schlief ein und fand sich im Traum an der Pforte des Paradieses stehend. Unter ihr hatte sie eine dunkle Wolke und einen jähen Abgrund erblickt; über ihr eine unaussprechliche Herrlichkeit. An der Pforte des Paradieses sah sie verschiedene Gruppen harrender Seelen. Ein Engel stand am Eingang und als sie sich ihm näherte, sagte er: „Kind, der Erde, was bringt dich zum Land des Lichts= Sprich und fürchte dich nicht!“ „Wahrlich,“ antwortete ich, „ich weiss weder wie, noch warum ich hieher kam, aber ich bin müde und schwach; wenn dies das Paradies ist, so lasse mich ein, ich bitte dich, und erfreue mich mit dem Anblick seiner ewigen Freuden.“ Der Engel lächelte. „Du bist also eine von den Träumenden auf Erden, deren Seelen zu Zeiten erlaubt ist, wenn der Körper schläft, für einige Augenblicke die Heimat der Seligen zu besuchen. Tritt ein meine Liebe.“ Bei diesen Worten winkte er einer der schönsten dieser leuchtenden Gestalten, welche ich an der Ostpforte bemerkt hatte, und übergab mich ihrer Sorge, indem er sagte: „Gabriele, nimm diese Erdenpilgerin mit dir und zeige ihr solche Dinge, welche ihre Seele zu fassen vermag.“ Da ergriff Gabriele meine Hand und führte mich durch die Ostpforte. „Du bist müde,“ sagte sie, „darum setze dich erst zur Ruhe nieder an der Quelle des lebendigen Wassers“. Wir setzten uns unter die prächtigen Friedenspalmen, welche sich über einen kristallenen Strom neigten, der von einer Quelle ausging und in vielen Mündungen den Weg zum Meere nahm.
S. 66
Ich blickte umher und versuchte die Schönheit, welche meine Blicke fesselte, in die Seele aufzunehmen. Wie aber das, was ich in jenem Augenblicke sah, alles überstieg, was die noch nicht einfesselte Seele zu fassen vermag, so würden mir auch die Worte fehlen, wenn ich alles beschreiben wollte von der Heimat der Seligen. Ich könnte erzählen vom himmlischen Lichte, das gleich dem Glanze eines kostbaren Edelsteines in unendlicher Helle alle die verklärten Gestalten der Seligen umfloss, welche den Äther mit ihrem melodischen Gesang erfüllend in überirdischen Hainen, unter himmlischen Bäumen lustwandelten; ich könnte erzählen von den ewigen Hügeln, deren äusserste Linien in weiter Ferne in vergoldetem Neben lagen, die mir von Gabriele als die Hügel des himmlischen Landes bezeichnet wurden, wo der König in ewiger Herrlichkeit, die entzückende, die reinste Freude erweckende Vollkommenheit dieses himmlischen Landes mit menschlichen Worten zu schildern.
S. 67
Ich übergebe, was die Seherin von den wunderbaren Paradiesesblumen berichtet und lasse sie weiter erzählen.

Wir begegneten nun vier lieblichen Mädchen, die ich ihrer Ähnlichkeit nach für Schwestern hielt. Sie waren von einer seligen Freude erfüllt. Als sie zu uns kamen, hören wir ihre Stimmen: „Gabriele freue dich mit uns“, sagte eine derselben, „sie kommt endlich, der Engel des Herrn ist auf dem Wege, sie abzuholen und wir gehen zur Pforte, um sie zu empfangen. Glaubst du, dass sie uns wieder erkennen wird?“ „Sicherlich, meine Lieben,“ sagte Gabriele, „sicherlich wird, wie auf Erden, so auch im Himmel eine Mutter die ihrigen wieder erkennen.“ Sie eilten zur Pforte hin und ich sah sie nicht mehr, aber mein Herz freute sich, als ich an das Wiedersehen dieser lang Getrennten dachte. S.68
“Du bist auch eine Mutter,“ sagte ich zu meiner schönen Begleiterin, deren ernster Ton mir aufgefallen war. Sie aber antwortete: „Mein Mann und mein Kind sind noch auf Erden. Als mich der Herr rief, schien es mir, als ob ich vieles zu verlassen hätte und doch, ich weiss nicht, wie es kam, als ich seine Stimme hörte, ergab sich meine Seele und wie jene begnadigte Maria schnell aufstand, als ihre Schwester Martha die Nähe des Herrn verkündete, so eilte auch ich, Ihn fröhlich zu empfangen. Und nun finde ich, dass die Liebe und Seligkeit des Paradieses der irdischen Liebe weit vorzuziehen ist, denn obgleich sichtbar getrennt, sind wir geistig einander nahe und über ein Kleines sind wir wieder vereinigt.“ „Hast du sie wieder gesehen seit jener Stunde der Trennung?“ fragte ich. „Ja,“ erwiderte sie, „zweimal hat mich der Herr auf die Erde gesandt. Einmal, um mein Kind von einem schrecklichen Tode zu retten. Ich fand es am Rande eines verborgenen Brunnens liegen und brachte es wieder zurück zu denen, welche in Sorge und Angst vergeblich nach ihm suchten.“ „Sahen sie dich?“ fragte ich. „Das Kind sah mich, und als es davon sprach, sahen sich die andern nach mir um, wussten aber nicht, dass ich neben ihnen stand. So kehrte ich wieder heim, um meinen Liebling hier zu erwarten. Dann besuchte ich noch einmal die Erde, als aus seiner Einsamkeit die Gebete meines Gatten heraufdrangen, welcher in dem Kreuz, das ihm der Herr auferlegte, den Ruf erkannte, sein ferneres Leben Ihm und seinem Dienste zu weihen und sich nun bereit erklärte, den Namen Christi in den Heidenländern zu verkündigen. Damals sandte mich der Herr in der Nacht, in welcher er absegelte, als er sich in dem Schiffe zur Ruhe gelegt hatte, zu ihm zu sagen, er solle guten Mutes sein. Ich weiss nicht, ob er mich in seinem Träume sah, er lächelte aber, als ich ihm die Geistesworte sagte, und ich hörte ein Murmeln: Gabriele!“ „Das ist wohl schon lange her?“ fragte ich. „Das kann ich dir nicht sagen,“ erwiderte sie lächelnd, „denn die Zeit scheint im Paradies immer kurz“. Bald darauf stand ein Engel bei uns und sprach folgende Worte: „Gabrielle, Gabriele, freue dich, denn ich bin mit einer frohen Botschaft zu dir gesandt; in dieser Nacht wird dein Gatte seine Erdenlaufbahn vollenden; gehe hin, so befiehlt der Herr, stehe ihm bei in seiner letzten Not und bringe ihn hierher zur ewigen Seligkeit.“ Gabriele beugte ihr Haupt und betete den Herrn an. „So bald,“ hörte ich sie sagen, „so bald? Kurz ist die Trennung und ewig die Vereinigung!“ „Für wahr,“ erwiderte der Engel, „dir kann ich bezeugen, dass ihm die Zeit lange geschienen. Zwanzig Erdenjahre hat er gearbeitet und ist nicht verzagt.“ Bei diesen Worten erhob Gabriele ihre Augen, mit froher Überraschung las ich den Ausdruck derselben. Dass es ihr nur wie ein Sommertag erschien, seitdem sie auch eine Arbeiterin auf Erden gewesen war.
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“Lasst mich gehen,“ sagte sie, „ich möchte gerne das Antlitz meines Kindes sehen.“ „Tue, was du willst,“ erwiderte der Engel, „die gnädige Führung des Höchsten sei mit dir.“ Gabriele ging zur Pforte, doch ich rief ihr nach: „O, Gabriele, nimm mich mit zur Erde, denn ich bin schwach und die Herrlichkeit des Paradieses liegt wie ein Gewicht auf meiner Seele.“ Mit mitleidigem Lächeln nahm sie mich bei der Hand und wir gingen zusammen hinaus. Bald schimmerte das Licht des goldenen Landes wie ein heller Stern hinter uns. Als wir wieder zur Erde kamen, befanden wir uns im Schatten einer alten Kirche; es war Nacht, doch konnte ich sehen, welch ein lieblicher Ruheplatz hier für die Toten war. Wir standen bei einem Marmorkreuz, es trug die Inschrift Gabriele. Ostenacht 1843 und darunter in goldenen Lettern: „Das Alte ist vergangen.“ Wir verliessen den Friedhof und erreichten ein Giebelhaus, welches im Mondschein glänzte. Im nächsten Augenblick waren wir in einem getäfelten Zimmer, in dem ein auf einem Tischchen stehendes Licht unter dem Bilde eines Kindes brannte. Unter dem Schatten samtener Vorhänge schliefen Gabrielens Eltern. Auf ihren ruhigen Gesichtern glaubte ich eine Geschichte von Sorge und Anstrengung, aber auch etwas von einem Siege lesen zu können, zudem die Jahre und die Zeit, seit dem Tage, wo sie ihr einziges Kind unter dem weissen Kreuz zur Ruhe gelegt, sie geführt hatte. Und nun nahm Gabriele den Weg zu einem der inneren Räume, wo eine schöne Jungfrau schlafend dalag. So schön war sie, so ähnlich dem leuchtenden Geist an ihrer Seite, von goldenem Haar auf dem Kissen umflossen wie mit einem Strahlenkranz, der das Haupt der Seligen schmückt, dass ich nicht nötig hatte zu fragen, ob diese Jungfrau Gabrielens Kind sei. Es war zweifellos, dass sie mit glücklichen Gedanken eingeschlafen war, denn ein Lächeln schwebte auf ihren Lippen. In ihrer Hand hielt sie einen Brief, von dem sie sich selbst im Schlaf nicht trennen konnte. Ihr Finger lag auf diesen Worten: „Geliebtes Kind, dort ist keine Stätte für dich; wenn man dich dort nicht nötig hat, und du bist entschlossen, so darf ich dich nicht zurückhalten. Die Ernte ist gross, aber wenige sind der Arbeiter, komm.“ „nein, mein Herz,“ sagte Gabriele, nachdem sie sich zärtlich über ihr Kind beugte und jene Worte las, „der Herr hat dich hier nötig und nicht in den Heidenlländern. Er hat deinen Vater nötig, aber nicht mehr auf Erden. Lebe wohl. Im Trösten wirst du getröstet werden, im Stärken anderer wirst du gestärkt werden. Lebe wohl!“ Im nächsten Augenblick waren wir wieder in der kühlen Nachtluft seitwärts eilend. Von Zeit zu zeit hörte ich das Rauschen der Seen, oder sah die glitzernden Lichter fremder Städte: endlich kommen wir an den Rand eines dichten Waldes. Ein niederer Turm erhob sich aus einer Gruppe nett gebauter Häuser. Hütten und wohlgepflegte Gärten, welche seltsam zu der Wildnis abstachen; und ich sah, dass ich in einem Christendorf, in der Mitte eines heidnischen Landes war. Wir kamen in eine der Hütten. Auf einem Bett an der Wand stand eine Lampe; ihr matter Schimmer fiel auf die Gestalt und die weissen Kleider zweier eingeborener Diener. Der eine sass am Boden in einer Verzweiflung, die schrecklich anzusehen war, während der andere sich anstrengte, eine tiefe Speerwunde in der Seite seines Herrn zu verstopfen, aus der das Blut niederfloss. Auf einer Pritsche unter der Lampe lag Anselm, Gabrielens Gatte. S- 73
Seine Augen waren geschlossen, er schien bewusstlos. Gabriele kniete nieder, und ich sah sie ihre Arme um ihn schlingen und ihn mit allen süssen Namen rufen; doch er stöhnte schwer und ich sah zum erstenmal einen Engel an der andern Seite des Bettes stehen, dessen Anblick mich beben machte. Ein furchtbares Feuer glänze in seinen Augen, so hart und unbarmherzig war der Zug um seine Lippen, und mit einer Stimme, die durch die Hütte drang und den sterbenden Mann weckte, sprach er: „Wofür hast du nun 20 Jahre gearbeitet? Hat Gott wirklich dein Wirken erkann? Hat er dein leben nicht mit Sorgen durchkreuzt, dein Gebet nicht erhört, dich verlassen, dich vergessen, um durch die Hand eines Heiden wie ein Hund zu sterben!“ Der Sterbende stöhnte leise und ich hörte ihn sagen: „Herr, verlass mich nicht, wenn meine Kraft mich verlässt“. Vergebens suchte Gabriele sich zwischen ihren Gatten und den Engel der Finsternis zu stellen; die sanfte Stimme schien keinen Widerhall in den Ohren des Sterbenden zu finden, und der Böse fuhr mit spöttischem Gelächter mit seiner höhnischen Rede fort. Da sah ich den Schatten menschlicher Todesangst in ihren Augen, doch nur für einen Augenblick. Dann zum Himmel aufschauend, sprach sie die Worte: „Mein Heiland, ich bin nur einschwacher Geist, aber Du bist Gott!“ Also bald füllte ein mildes Licht das Zimmer. Er, den sie gerufen, stand bei seinem sterbenden Knecht. Ich sah Ihn seine Hand auf Anselms Stirne legen, auf der die Schatten des Todes sich gelagert hatten und sah, dass er Sterbende wieder zu sich gekommen war, denn Gabriele stand an seiner Seite und er kannte sie und streckte seine Arme nach ihr aus, während die Seligkeit des Paradieses aus beider Augen leuchtete. Es flackerte die armselige Lampe noch einmal auf und erlosch. In der Finsternis hörte ich einen bangen Seufzer und als ich mich umsah, fiel das Mondlicht auf die bleichen Züge des Toten. Eine Sekunde standen Anselm und Gabrielens Seelen bei der kalten Leiche und in ihrem Anschauen bemerkte ich, wie sehr sie sich glichen.
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Während ich über die Mysterien des Lebens und des Todes nachdachte, hörte ich einen Schmerzensschrei von dem treuen, schwarzen Diener, als Gabriele und Anselm in die Nacht hinaustraten. Das letzte, was ich von ihnen höre, war die frohlockende Stimme Gabrielens, die unter den Sternen noch das Wort sang: „Heim, Heim“.

Ich erwachte aus dem Traum und fühlte eine Hand in der meinigen und hörte eine zarte Stimme in stiller Zufriedenheit den letzten Vers des Liedes singen, mit dem ich so manchmal die schweren Nächte verkürzt hatte.
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“O Paradies, o Paradies,
Ich weiss, ich bleibe hier nicht lange;
Geduld, ich glaube fast ich hör’
Mit schwachem Ohr den Gesang
Von dort, wo wahrhaft treue Seelen
Allzeit nun stehen in dem Licht
Und voll Entzücken sich vermählen
Vor Gottes heil’gem Angesicht.“

Es mag sein, dass des Kindes Stimme sich in meine Träume geschlichen hatte, dass seine Hand mich auf fremden Pfaden geleitet hatte, es mag sein, aber doch scheint es mir, dass, wenn dieses Leben vorüber ist und meine müde Seele von einem Engel getragen wird durch die goldene Pforte des Paradieses, ich Gabriele und Anselm unter den Palmen, die ich im Träume geschaut, im seligsten Verein wiederfinden werde.

Ihre Hoffnung scheint bald in Erfüllung gegangen zu sein. In ihrem Nachlass fand sich das merkwürdige Gesicht, das ich hier mitgeteilt habe und das sie, wohl aus Bescheidenheit, zu ihren Lebzeiten nicht veröffentlichen wollte.


Die Seherin Katharina Schlienz

Es mögen nun die Visionen einer Jungfrau Katharina Schlienz folgen, von der Dr. Justinus Kerner in seinen Blättern aus Prevorst berichtet.
Diese war bis in ihr 24. Jahr stets gesund gewesen, bis sie durch einen Fall sich eine Verletzung zugezogen hatte, welche trotz ärztlicher Behandlung nicht heilte, sondern furchtbare Krämpfe zur Folge hatte, namentlich Kinnbackenkrampf, durch den ihre Zunge völlig gelähmt wurde, in welchem Zustand sie zehn Jahre verblieb und dabei unsäglich litt. Mit der Zeit trat freiwilliger, magnetischer Schlaf ein, in welchem sie merkwürdigerweise ungehindert reden konnte. In diesen Träumen vernahm sie ihren Schutzgeist, der sie zum Glabuen, Hoffen und Beten ermunterte und zuweilen ihr den Auftrag gab, einem Kranken des Orts ein Wort des Trostes zuzusprechen – meistens ein Lied - , das sie dann am Krankenbett vortragen konnte, worauf sie wieder in die vorige Sprachlosigkeit zurückfiel.
S. 76 / 77
Im Jahre 1838 reiste Dr. Kerner durch Zuffenhausen, ihrem Heimatort, besuchte die Kranke und erhielt den Eindruck, dass er mit Magnetisieren eine Heilwirkung bei ihr ausrichten könne. Er lud sie ein, zu ihm zu kommen und nahm sie in sein haus auf. Im beklagenswertesten Zustand kam sie bei ihm an; nur mühsam gebückt konnte sie gehen; ein Bild des Jammers. Täglich stellten sich die furchtbaren Krämpfe ein. Mit dem magnetischen Schlaf stellte sich meist Sprachfähigkeit ein welche mit dem Erwachen wieder erlosch. Nach dreiwöchiger Behandlung erklärte sie, es werde sich noch ein Krampf und Schlaf einstellen und dann werde sie von ihren bisherigen Krämpfen und körperlichen Leiden mit Ausnahme der Sprachlosigkeit befreit sein. So geschah es; nach dem letzten Krampf und Schlaf fühlte sie sich völlig wohl. Der. Kerner führte seine Bemühungen noch vierzehn Tage fort; aber die Sprache konnte er ihr nicht wieder geben. Dankbar für die Befreiung von den schweren Krämpfen und ergeben in ihr immer noch schweres Geschick reiste Katharina nach Hause. Aber der herr wolle sie wieder völlig herstellen. In Träumen, welche ihr zuteil wurden, wurde ihre Hoffnung neu belebt. In diesen Träumen wurde sie im Geiste in die höhere Welt der Geister geführt. Ein freundlicher Jüngling führte sie in die Reiche der Herrlichkeit und kündigte ihr an, die Stunde sei nahe, in welcher sie die längst verlorene Sprache wieder erhalten werde. In einem folgenden Träume wurde ihr angezeigt, dass sie durch den magnetischen Einfluss des Dr. Kerner zum gewünschten Ziel gelangen werde. Aber ein grosser Schrecken werde sie noch überfallen und mit demselben werde die Sprache wiederkehren, die sie nie wieder verlieren werde. Sie teilte mir diese Anweisungen mit; ich lud sie ein, wieder zu mir zu kommen, und wie ihr vorausgesagt war, so ist es geschehen.
S. 78
So hat der Herr wundervoll geholfen. Noch war der Geheilten in ihrem letzten Ge Traum verordnet worden, dass sie noch elf Tage nach ihrer Wiederherstellung magnetisch behandelt werden müsse; dies geschah, und nun stellte sich jeden Vormittag Schlaf ein, der bis abends spät dauerte. In diesem Schlafzustand gab sie ärztliche Verordnungen, religiöse Ermahnungen und namentlich merkwürdige Aufschlüsse über die Beschaffenheit der höheren Welt, besonders über den Zustand der Verstorbenen. Kerner erklärt: Durch die auffallende Übereinstimmung, welche zwischen den Erklärungen Katharinas über die letzt genannten Gegenstände und den Äusserungen anderer Somnambulen sowie mit den Lehren der Heiligen Schrift herrscht, ist mir dieselbe so interessant geworden, dass ich das Gehöre pünktlich aufzeichnete und die Hauptsache davon hier schliesslich mitteille.
S. 79
Von zwei höheren Führern, die sie als zwei verstorbene, bekannte, ehrwürdige Geistliche bezeichnete, geleitet und geschützt, durchwanderte Katharina drei Grade der Unseligkeit, ging durch das Mittelreich hindurch in zahlreichere Grade des seligen Lebens hinüber, welchen sie noch höhere, herrlichere Stufen der Seligkeit uns ahnend andeuten konnte. Von jedem der hier genannten Grade ist folgendes Wichtigste.

Nach einem furchtbaren Kampfe von einer Stunde, während dessen sie mich ihr nahe zu bleiben flehentlich bat, trat sie in den dritten Grad der Unseligen ein. Furcht, Angst, Schauder und Schrecken wechselten sichtbar in ihrem Gemüt. Überall sah sie Ungeheuer, die fast keine Gestalt mehr hatten, die sie zu ergreifen drohten, durch deren Massen sie nur die gewaltige Hand ihrer Führer sicher geleiteten. Mit demütigem Danke lobte sie Gott, als diese etwa zwanzig Minuten dauernde Kampf beendigt, und sie in den zweiten, gelinderen, aber immer noch die menschliche Vorstellung von Jammer übersteigenden Grad des Elends geleitet war. Hier glich sie einer von schweren Träumen geängstigten Schlafenden: „In diesem Grade,“ sagte sie, „sind die Seelen auch recht hässlich. Seufzen und Klagen ist alles, was man hier hört.“ – Während der dritte Grad tief unter der Erde von ihr gesehen ward, fand sie den zweiten in der Nähe der Erdoberfläche. „Hier ist,“ fuhr sie fort, „vergebliche Reue über geheime Verbrechen. Heimliche Morde und Verbrechen aller Art kommen hier an den Tag.“ Im dritten Grade sah sie Betrüger, Spieler, Spötter, Trunkenbolde, die hartnäckig in der Gottlosigkeit und im Unglauben beharrten. Sie schloss diese Schilderung mit einer dringenden Warnung und Ermahnung zur Busse. „Im ersten Grad der Unseligen,“ sagte sie, „steht es etwas besser mit den Seelen. Hier ist noch Hoffnung auf Erlösung; hieher kommen noch Lehrer und es ist möglich, dass heilsbegierige Seelen von hier aus an einen weiteren Bildungsort geführt werden, wo sie für einen besseren ort tüchtig gemacht werden können. Dieser Grad ist der bevölkertste im Verhältnis zu den beiden vorhin geschilderten.“
S. 80
Nun durfte Katharina auch einen Blick ins Reich der Seligen tun, dessen ersten Grad sie jetzt betreten hatte. Hier fand sie gute, aber noch nicht gehörig im Glauben befestigte Seelen; die schon darin einen Grad der Seligkeit fühlen, dass sie, von den mannigfachen Erdenleiden frei, gegründete Hoffnung haben, in eine höhere Stufe der Seligkeit übergehen zu dürfen. Auf ihren Wanderungen erblickte sie zuweilen höhere Boten Gottes in lichten, wie hinfliessenden Strahlengewändern, welche mit Windeseile höhere Befehle auszurichten schienen. Auch im zweiten Grade, der minder bevölkert sei, als der erste und wieder mehrere Klassen zähle, als die über demselben stehenden, sei Fortschritt von Seligkeit zu Seligkeit. Diese höheren Grade, für welche ihr keine beschreibenden Worte zu Gebote standen, konnte Katharina nur andeuten. „Hier,“ sagte sie „feiern die auserwählten Heiligen in hellglänzenden Tempeln der Gottesstadt.“ Verklärung und himmlische Wonne verbreitete sich über die Züge der Schlafenden, wenn sie in diesen Höhen sich befand; ein reicher Ersatz für die schrecklichen Kämpfe, welche der Anblick der Unseligen in ihre hervorgerufen hatte.
S. 81
Am 25. November v.J. trat mit dem Schlage zwölf in der Mitternacht nach vierzehnstündigem Schlafe der Augenblick ein, wo Katharina heiter und gesund erwachte, nachdem sie noch Gott für ihre Rettung brünstig gedankt hatte, und nun, wie neugeboren, sich ihres Lebens und ihrer wiedergeschenkten Sprache erfreut. Keine Spur früherer Leiden ist zurückgeblieben. Körperlich gedeiht sie zusehendes, und wird täglich kräftiger und besser aussehend. Jeder magnetische Einfluss ist verschwunden. Sie ist stets tätig und wieder dieselbe, die sie vor zehn Jahren gewesen war; nur dass ihr Gemüt geläuterter, ihre Seele nach oben gerichtet, ihr Herz veredelt worden ist. Sie ist so geübt im Schweigen, dass mancher halbe Tag verfloss (sie brachte noch einige Zeit nach ihrer Genesung in meinem Hause zu), in welchem sie nur aufgefordert, aber dann frei und ohne Hindernis redete.
S. 82
Jetzt ist sie wieder nach Zuffenhausen zu den Ihrigen zurückgegangen, wo sie als ein lebendiger, redender Zeuge der göttlichen Macht, Weisheit und Güte jedem die preisenden Worte ans Herz legt: Psalm 66, 16: „Kommet her, höret zu, alle, die ihr Gott fürchtet, ich will erzählen alles, was er an meiner Seele getan hat.“
 

Die Traktate von Joseph Hahn
(S. 82)
über jenseitige Zustände haben, wie mich die Jungingersche Buchhandlung in Stuttgart versichert, schon in vielen Hunderttausenden von Exemplaren Verbreitung gefunden und das mit Recht. Es kann von diesen Offenbarungen gesagte werden, dass sie mit dem Wort Gottes übereinstimmen. Es geht aus denselben hervor, wie ernst und folgenschwer unser jetziges Leben, unser tun und Lasen für die Ewigkeit ist und sie sind darum einmächtiger Sporn zur Heiligung.

Der pseudonyme Verfasser hebt mit Recht hervor, dass die Verheissung von Joel 3,1 auch heute noch in Erfüllung geht, dass Söhne und Töchter weissagen sollen und Älteste Träume haben und Jünglinge sollen Gesichte sehen. Und ich füge bei, dass gerade in unseren Tagen, in denen so viele zweifelhafte Kundgebungen durch spiritistische Medien veröffentlicht werden, es dem Plane Gottes entsprechen mag, dass vom Geiste Gottes bewirkte Offenbarungen der heutigen Welt kundgemacht werden. Aber es gilt auch des Apostels Mahnung zu befolgen, die Weisung nicht zu verachten, doch alles wohl zu prüfen  1. Thess. 5, 21.

Ein besonders empfehlenswerter Traktat ist: „Ein Brief aus dem Himmel. Mitgeteilt von J. Hahn“. Einem gläubigen jungen Manne, der im 7. Altersjahr seine fromme Mutter verloren hat, wird auf wunderbare Weise ein Brief von ihr aus der himmlischen Welt mitgeteilt. Sie sagt ihm, wie sie ihm oft ungesehen nahe ist; wie sie auch durch die Engel Gottes über seingeistliches Wachstum, über seine Glaubensproben, Kämpfe, Niederlagen und Siege genau unterrichtet ist. Sie freut sich auf die Stunde, wen er mit ihr wieder vereinigt sein werde in dem herrlichen Erbteil, das der Herr ihr bereitet hat, und das in keinem Vergleich stehe zu dem schönen Anwesen eines vielfachen Millionärs, an dem sein Gang zur Arbeit ihn täglich vorüberführe. Ein Besitztum sei ihr geworden, wie kein König auf Erden ein solches habe. In diesem erwarte sie ihn und freue sich auf die Stunde, wenn sie ihm werde zeigen dürfen, wie die ewige Liebe das Vertrauen krönt und jede Treue im Glauben so königlich vergilt.
(S. 84)
Über die Wichtigkeit der Gnadenzeit sagt sie dem Sohn: „Jede Stunde ist eine köstliche Perle und kann zum Schmuck und zur Freude in der Ewigkeit für dich werden, wenn du sie richtig anwendest. Was verloren ist, bleibt ewig verloren! Und wenn auch noch manche bussfertige Seelen in der elften Stunde angenommen werden und den Gnadengroschen der Seligkeit empfangen, sie werden in alle Ewigkeiten nicht so herrlich glänzen und geschmückt sein wie diejenigen, welche ihre Kräfte im Dienst des Herrn verzehrt haben und Überwinder geworden sind. O, wie müssen sich unentschiedene und träge Christen vor solchen Seelen schämen, wenn sie schon an ihrem Schmuck erkennen, wie oft dieselben geschwiegen, auf ihr Recht verzichtet, ihre Natur bekämpft und besiegt, was sie aus Liebe zum Heiland verleugnet, erduldet und im Verborgenen getragen haben.....
(S. 85)
Namen- und Kirchenchristen gibt’s viele. Manche Seele wird nach ihrem Tode selig gepriesen, kann aber nicht ins Reich Gottes eingehen, weil sie nicht wiedergeboren ist. Draussen vor der Pforte des Himmels stehen viele, die meinten, sie haben das ewige Leben, aber es ist bei ihnen zu keinem Sieg über die Sünde gekommen, darum bleiben ihnen die Tore zur Heimat verschlossen, sie jammern und klagen und zweifeln an der Gerechtigkeit Gottes, weil es ihnen an der Selbsterkenntnis fehlt. Es sind solche unter ihnen, welche Gemeinschaften ernster Christen angehörten, aber den alten Menschen nicht völlig abgelegt haben. - - - Weil der Satan weiss, welche Herrlichkeit die Menschen erwartet, wenn sie sich durch Christus wieder zum Vater zurückführen lassen, so gibt er sich alle erdenkliche Mühe, sie auf alle Arten vom Weg des Lebens abzubringen und zu verderben. Eine höllische Freude bereitet es dem Fürsten der Finsternis, wenn er jemand den Glauben an die Göttlichkeit Jesu Christi untergraben und rauben kann. Das Geheimnis der Gottessohnschaft wird dir in der Ewigkeit auf eine Weise enthüllt werden, dass du nur staunen und anbeten kannst.“
(S. 86)
Solche wirklich heilsame Belehrungen gibt die verklärte Mutter ihrem noch in der irdischen Welt wandelnden Sohne. Unter anderem ermahnt sie ihn auch, fleissiger als bisher zum heiligen Abendmahl zu gehen. Sie sagt ihm: „Halte dich im Glauben nur fest an die Einsetzungsworte, so wirst du die Kräfte des heiligen Fleisches und Blutes Jesu  gewiss in dich aufnehmen, auch wenn dir das heilige Mahl von den Händen eines Zweiflers oder Ungläubigen gereicht würde. O, wie notwendig ist diese himmlische Speise zum Sieg über die Sünde, zur Verbindung mit dem Heiland und zum Wachstum des Auferstehungsleibes.

Das himmlische Erbteil, von dem die Selige ihrem Sohn berichtet, erinnert mich an ein Traumgesicht, das einer reichen gläubigen Dame zuteil wurde. In der himmlischen Welt wurde ihr ein Palast gezeigt mit einem wunderschönen Garten. Das sei das Erbteil ihres frommen Gärtners, der ein sehr genügsames Leben führte und seine Ersparnisse für Gottes Sache und Wohltätigkeit verwendete. Nun erwartete sie, sie werde auch ein herrliches Besitztum erlangen. Wie erstaunt war sie aber, als ihr eine geringe Hütte als ihr künftiger Wohnsitz gezeigt wurde. Die Vision machte einen tiefen Eindruck auf sie. Sie erkannte, dass sie die ihr anvertrauten irdischen Güter in anderer Weise als bisher verwenden müsse.
(S. 87)
Ein sehr beachtenswerter Traktat von F. Hahn ist „Ein Traum vom Gottesacker“. Ein seliger Vater gibt seinem Sohn Belehrung über jenseitige Zustände und Verhälltnisse und schliesst seine Ermahnungen mit folgenden Worten: „Halte da aus, wo der Herr dich hingestellt hat. Gehe keine eigenen Wege, lass dich von Ihm führen und in der Gnadenzeit freimachen von allen Untugenden und Unreinigkeiten, auf dass du einst, nach Ablegung deiner Hülle, unaufgehalten und unangetastet, beschützt und geleitet von heiligen Engeln und Seligen hindurcheilen kannst durch das Tal des Todes, welcher Gang niemand erspart bleibt. Eile vorwärts, denn hier in der irdischen Welt kann man in einem Tage weiter kommen, als dort in Jahren! Nur die Überwinder empfangen Kronen und tragen Siegespalmen in den Händen. Sie werden durch alle Ewigkeiten hindurch den Vorzug vor denen haben, welche erst in den schrecklichen Tiegeln jener Welt gereinigt, geläutert und geheiligt werden mussten.“


Eduard Weitzel über das Jenseits
(S. 87/88)  

In einem Buch, betitelt: „Dem Ziele zu“ von Lena Fäsi finde ich einen Auszug aus einer Schrift von E. Weitzel über das Jenseits. Der Verfasser hat tiefen Einblick in jenseitige Zustände, und der Aufschluss, den er über dieselben gibt, bekräftigt die Lehren der Heiligen Schrift. Er sagt: Glücklich ist eine abgeschiedene gläubige Seele, welche ohne Besinnen und Zaudern ihrem heiligen Schutzengel in die Räume der Ewigkeit kindlich und willig folgt; denn sie wird unter seinem Schutze durch das schreckliche Tal des Todes sicher hindurchgeführt und nicht angehalten werden können. Wehe aber der unglücklichen Seele, welche sich nicht sogleich entschliessen kann, mit ihrem Engel zu ziehen; denn sie bleibt schutzlos hier unten auf der dunklen Erde in dem höchst unglücklichen Zustand der Weltgeister zurück, und ist da allem Spott und Hohn aller der unseligen Geister ausgesetzt, welche noch auf der Erde festgehalten sind. Will man da entfliehen, was oft ganz unmöglich ist, so kann man doch nicht weiter kommen als ins Luftreich. Bei den Geistern in der Luft hausen auch Höllenengel; die treiben die unseligen Geister an, auf die ihnen leiblich oder seelisch verwandten Menschen verführend einzuwirken, sie zum Selbstmord zu treiben, in Schwermut usw. zu bringen.

An der Engelbegleitung des noch auf Erden lebenden Menschen sieht der Satan, welchen inneren Stand eine Seele hat, und richtet seine Angriffe danach. Aber der Herr stellt solchen stark angefochtenen, Gott suchenden Seelen, welchen Er besondere Gaben und Ämter anvertraut hat, auch ganz besonders starke Engel zur Seite, so dass sie vom stärksten Feind nicht überwunden werden können, wenn sie ihm nicht selbst Gehör schenken und ihren Willen übergeben.
(S. 89)
Die Geister im Weltreich sind zahllos, denn es bleiben da alle jene abgeschiedenen Seelen, welche noch am Irdischen hängen. Sie sind durch den mächtigen Erdenmagnet festgehalten; denn wo ihr Schatz ist, ist auch ihr herz. Sie sind sehr unglücklich, sehen mit neid und Ärger andere im Besitz des Ihrigen. Sie können nichts mehr davon besitzen, nichts dazu sagen und sich doch nicht davon trennen. Sie halten sich in ihrem früheren Eigentum auf und können sich nicht emporschwingen. Die Geister im Luftreich werden von Wind und Wetter umhergetrieben, oft Hilfe suchend gegen den Zorn der Elemente. Der Seelenleib ohne die Körperhülle ist lauter Empfindung, dem Schmerz noch viel mehr ausgesetzt, als im Leibesleben. Suchen sie Obdach, so dürfen sie sich nirgends ohne den Willen des Menschen eindrängen.

Die meisten Träume kommen aus der Geisterwelt. Bei besonderen Veranlassungen können sie auch aus höheren Regionen oder aus der Finsternis kommen. Selige Geister wirken nur mit besonderer Erlaubnis Gottes. Unselige willkürlich oft in guter Absicht, manchmal in boshafter. Es ist also auf Träume nur in einzelnen ganz besonderen Fällen einiger Wert zu legen.
(S. 90)
Wenn die unseligen Geister lebende bereit finden, mit ihnen wachend zu verkehren und die Begabung an solchen Seelen erblicken, drängen sie sich herzu. Die Geister der Hölle steigen besonders bei der Nacht aus der Unterwelt, dem Innern der Erde herauf zu der unseligen Geisterwelt des Zwischenreichs und lassen den armen Seelen keine Ruhe, die sich die schändlichste Behandlung schutz- und waffenlos gefallen lassen müssen. Das sind die Geisterregionen, aus welchen hauptsächlich der eigenmächtige Verkehr mit den noch Lebenden gesucht wird, und dieser Verkehr ist der Spiritismus. Es sind trügerische Geister. Abrahams Schoss ist im Hades; der Himmel ist erst durch Jesum erschlossen.

Die Seligen und Verklärten nehmen von ferne Anteil an den Hochzeitsfreuden. Doch werden sie mit wehmütigem Verlangen hinblicken nach dem obern Jerusalem, wo die Auferstandenen mit dem Lamme und der Braut feiern dürfen. Denn die auferstandenen und vollendeten Gerechten, diese heiligen Bürger Jerusalems, sie dürfen mit der Braut als Jungfrauen und auch als Gäste und Diener das herrliche Hochzeitsmahl mit all seinen Freuden und Wonnen persönlich mitfeiern und mitgeniessen tausend Jahre.
(S. 91)
Unentschiedene Seelen bleiben im Augenblick des Abscheidens noch frei; sie können nach freier Wahl mit ihrem Schutzengel gehen an den Ort ihrer künftigen Bestimmung, oder auf der Erde zurückbleiben, wo sie doch nicht mehr hingehören, und sich daher höchst unglücklich fühlen. Hängt die Seele an Hab und Gut oder an Kreaturen, so wird sie wie mit magnetischen Banden zurückgehalten. Nach 40 Tagen kommt der Engel noch einmal, zu mahnen.

Das Besitztum, das einem drüben angewiesen wird, bleibt einem immer, auch wenn man weiter kommt auf höhere Stufen; und man kann in diese Hütten auch andere Selige aufnehmen, die arm sind, weil sie nicht gesät haben. Die, welche beim Abschied sogleich ins obere Jerusalem aufgenommen werden (welche fähig sind, schon nach drei Tagen ihren Auferstehungsleib anzuziehen), bekommen überaus herrliche Besitztümer.

So weit die Auszüge, welche Frau Fäsi aus dem erwähnten Buch machte. Ich finde dieselben in mancher Hinsicht beachtenswert. Eine begnadigte Seele kann nach des Verfassers Ansicht drüben arm ankommen, wenn sie nicht eine gute Aussaat bestellt hat und eine solche muss froh sein, von höherer Stehenden in ihr Besitztum aufgenommen zu werden. Lukas 16, 9. Von vollendeten Gerechten glaubt der Verfasser, dass sie schon nach drei Tagen ihren Auferstehungsleib anziehen und damit ins obere Jerusalem können aufgenommen werden. Dies darf man wohl von den heiligen Apostel Paulus in der himmlischen Welt nicht noch zu warten auf seinen Auferstehungsleib.
(S. 92)


Hans Arnold über das Jenseits

Hans Arnold, ein erklärter Spiritist, teilt in seinem Buch „Das Jenseits“ (Verlag von Fidler, Leipzig), zwei Bände, „das Ergebnis sechzehnjahrelanger einschlägiger Studien und Erfahrungen“ über jenseitige Zustände und Verhältnisse mit. So weit diese mit anderweitigen Erfahrungen und besonders mit den Lehren und Anschauungen des Wortes Gottes (auf die er sich gelegentlich beruft) übereinstimmen, mögen sie Beachtung finden.

Ich erlaube mir einige Mitteilungen aus diesem Werk zu machen.

Arnold sagt, wenn die verstorbene Seele aus dem Todesschlaf erwacht, so sei ihr Schutz- oder Führerengel nicht unbedingt sichtbar; es komme darauf an, ob sie im eigentlichen jenseits oder noch auf dieser Welt erwache. Im letzteren Fall betrachte sie erstaunt und zweifelnd ihre nächste Umgebung, die sie mit ihren geistigen Augen genau so körperlich sehe, wie früher mit den körperlichen Augen. Erst wenn der Geist in seine innere geistige Sphäre eingeführt ist, sieht er die Dinge der materiellen Welt nicht mehr. Diese sind dann nicht nur für sein Auge verschwunden, er kann sie in seinem feinstofflichen Zustand auch ohne weiteres durchdringen; sie sind dann also auch kein körperliches Hindernis mehr für ihn. Ein Geist, der daher in das Erdinnere versetzt wird, weil dort der seiner inneren Sphäre entsprechende Platz ist, sieht dort weder die ihn äusserlich umgebenden Erd- und Gesteinsmassen, noch sind diese ihm körperlich ein Hindernis.

Wenn die Seele vom Todesschlaf erwacht, ist sie zunächst gewöhnlich der Meinung, dass sie nicht gestorben sei. Ging dem Tod eine bettlägerige Krankheit voran, so meint sie gesund geworden zu sein. Manche Geister lassen sich selbst durch den Anblick ihres Leichnams nicht erschüttern in ihrer Meinung, dass sie vollkommen leben, also nicht tot oder gestorben sein können, und gehen oft jahrelang wie in einem Traumzustand dahin.
(S. 94)
Ziemlich vollendete Geister sind gegen dieses Leben so unendlich im Vorteil, dass sie auch nicht einen Augenblick Sehnsucht oder Verlangen haben, in ihrem irdischen leibe nochmals, wie ehedem zu leben. Weniger vollendete, unreine, tiefstehende Naturen wünschen nichts sehnlicher als eine solche Rückkehr; und es gibt Hunderte von Gelegenheiten, die sie suchen und an die sie sich klammern, um nur nicht den Konnex mit der materiellen Welt zu verlieren. Die Besessenheiten sind ein entsprechender Beweis für den Wunsch solcher abgeschiedenen Geister, auch fernerhin noch „leben“ zu wollen, indem sie sich einbilden, dass sie nur leben, wenn sie in den Körper eines Menschen, als dessen meist ungeahnter stummer Gast und materieller Mitgeniesser auch mitessen, trinken und teilnehmen können an der Betätigung und Befriedigung sinnlicher Lüste. Jede Seele wird übrigens von ihrem Schutz- oder Führergeist gleich nach ihrem Abscheiden befreit von solchen Geistern, die sie während ihres materiellen Lebens besessen hatten. Dieser Befreiungsakt ist bei verhältnismässig vielen Menschen nötig, die nie eine Ahnung davon hatten, dass sie von einem oder mehreren Geistern besessen waren. – Gewisse Symptome, durch die ein Eingeweihter das Einwohnern solcher Gäste erkennen kann, werden von ärztlicher Seite aus vollständig verkannt und auf andere Ursachen zurückgeführt, die in Wahrheit nichts mit diesen Symptomen zu tun haben. Dass die Ärzte solchen Vorkommnissen gegenüber völlig machtlos sind und Kuren anwenden, die das Übel oft schlimmer, nie aber besser machen können, ist nicht zu verwundern.
(S.95)
Dass diese Darlegungen Arnolds mit der Bibel, besonders mit den Worten jesu, wenn er vom Geist der Krankheit redet, übereinstimmen, lässt sich nicht leugnen. Es lässt sich aus denselben auch verstehen, warum die Dämonen, denen Jesus gebot, aus dem Besessenen auszufahren, von Ihm die Erlaubnis erbaten, in die Säue fahren zu dürfen. Mark. 5, 12 und Parallele.


Was das Wiedersehen im Jenseits betrifft,
(S. 95)

so ist es nach Arnold durchaus nicht selbstverständlich, dass Verstorbene ihre vorangegangenen Angehörigen und Freunde alsbald im Jenseits wiedersehen werden. Ein Wiedersehen hängt davon ab, ob der abgeschiedene Geist zunächst ein Zwischenleben durchzumachen hat, oder ob er gleich in das eigentliche Jenseits übergeführt werden wird. Im ersteren Fall kann ein Wiedersehen nur stattfinden, wenn die Angehörigen ebenfalls noch ein Zwischenleben auf der Erde führen. Sind sie aber bereits in das eigentliche Jenseits, in ihr inneres sphärisches Leben übergegangen, so ist ein Wiedersehen und Verkehr mit den noch auf der Erde ein Zwischenleben führenden Geistern unmöglich. Ein Wiedersehen kann nur stattfinden zwischen denen, die derselben Sphäre angehören, die gleich oder ähnlich geartet sind hinsichtlich ihrer geistigen und moralischen Beschaffenheit. Ein Himmelsbürger, der in der vollsten persönlichen Freiheit lebt, hat auch jederzeit das Recht und die Fähigkeit, seine in anderen Sphären weilenden Angehörigen zu besuchen und wiederzusehen. Aber der Geist Gottes, der sein innerer Führer ist, belehrt ihn, sich nicht da und dort sehen zu lassen von seinen Angehörigen, wo es der göttlichen Ordnung gemäss besser unterbleibt. Er kann daher für seine Person wohl jederzeit seine in andern Sphären weilenden Angehörigen sehen resp. wieder sehn, aber ein gegenseitiges Wiedersehen ist ohne weiteres damit nicht gegeben.
(S. 96)
Der in tieferen Sphären weilende Geist kann sich nicht nach seinem Belieben in höhere Sphären schwingen und kann sich darum nicht zu Angehörigen, die in jenen Sphären sich befinden, begeben. Ist die geistige Sphäre sehr verschieden, so mag das Wiedererkennen sehr schwer sein; es kann vorkommen, dass der höhere Geist seine einstigen Gefährten, Verwandten, Eltern, Kinder in der Gestalt von entsprechenden Tieren sehen muss – ein Wiedersehen, wie es sich hier wohl kein Mensch träumen lässt. Diese Behauptung Arnolds lautet sehr abergläubisch; wer jedoch mit Erscheinungen aus der jenseitigen Welt von unselig Verstorbenen vertraut ist, der weiss, dass sich solche schon vielfach in Tiergestalten gezeigt haben. Ob die unreine Phantasie solcher unseligen Geister absichtlich oder unwillkürlich sich in solcher Tiergestalt ausprägt, das vermag ich nicht zu beurteilen. Weitzel, den wir als tiefen Kenner jenseitiger zustände kennen lernten, sagt in seiner Schrift über das Jenseits: „In der finstern Unterwelt wir den Heuchlern ihre Larve heruntergerissen, sie müssen sich zeigen in ihrer nackten Blösse, in tierischen, oft drachenähnlichen Gestalten. Da sieht man in verzerrter Weise Böcke und Wölfe, Schlangen und Tiger, Bären und Schweine, denn die Seelen nehmen stets jene äussere Gestalt an, deren Eigenschaften sie im Innern tragen. Da kann man nichts mehr verbergen, da ist man offenbar vor allen und darüber stets erfüllt von Zorn und Scham.“
(S. 97)
Arnold behauptet ferner, ein Motiv des Wiedersehens könne auch die Versöhnung sein. Es sei nach dem jenseitigen Moralgesetz notwendig, dass ein Geist nach Möglichkeit drüben wieder gut zu machen suche, was er hier an den Seinen, an Freunden oder Bekannten schlecht gemacht und wodurch er sie gekränkt, geärgert oder geschädigt hat. In diesem Bemühen habe er so lange fortzufahren, bis nach der göttlichen Ordnung Genugtuung geleistet und Versöhnung erlangt worden sei. Ein anderer Grund des Wiedersehens könne auch der der Belehrung sein, dass nämlich der betreffende Geist von Irrtümern frei werde, die ihm für seinen weiteren Fortschritt hinderlich sind. Viele verlassen sich hinsichtlich ihrer Seligkeit auf die Segnungen ihrer Kirche. Wenn sie nun drüben einsehen, wie elendiglich es im Jenseits den Ihrigen geht, von denen sie glaubten, sie seien durch die Hilfe der Kirche so wohl geborgen gewesen, so lernen sie einsehen, dass äusserliche religiöse Zeremonien ohne innere Herzenserneuerung zur himmlischen Seligkeit nicht berechtigen und sie werden am ehesten auf diese Weise von ihren falschen Begriffen losgelöst. Ja, das eigentliche Elend, sagt Arnold, fängt bei den meisten Menschen dort erst recht an, die hier als Selige betrachtet werden.
(S. 98)
Wenn aber zwei Ehegatten auf der gleichen Glaubens- und Liebesstufe stehen und auch sonst miteinander seelisch verwandt und von gegenseitiger Liebe zueinander erfüllt sind, so werden sie sich auch im Jenseits in derselben Sphäre befinden und werden sich dort unter Freuden wiedersehen und gegenseitig ihre alten irdischen Erinnerungen austauschen. Sie werden sich als Zusammengehörige fühlen und als solche zusammen bleiben so lange, bis der eine oder andere Teil in der geistig-seelischen Entwicklung vorauseilt oder zurückbleibt.
(S. 99)
Wenn Arnold behauptet, dass Geister im Jenseits müssen gut zu machen suchen, was sie an Angehörigen und anderen schlecht gemacht haben, so mag das eine Mahnung für uns sein, uns nicht mit einem oberflächlichen Glauben an die Vergebung unserer Sünden zu beruhigen und nicht mit unvergebenen Sünden ins Jenseits abzuscheiden. Im Gericht Gottes gibt es keine Verjährung. Unrechtes Gut muss zurückerstattet werden und sollte dies bei dem Geschädigten nicht mehr möglich sein, so muss es zu Zwecken der Wohltätigkeit verwendet werden. Der Oberzöllner Zachäus mag uns als Vorbild dienen.

Aber andererseits wollen wir uns die Kraft des Versöhnungsblutes unseres Herrn, für das Arnold kein Verständnis hat, nicht schmälern lassen. Auch die schwersten Blutschulden können bei aufrichtiger Reue und Busse Vergebung finden, was Davids Ehebruch und Mord beweist.

Dass auch gläubige Seelen, wenn sie beim Abscheiden aus dieser Welt nicht völlig losgelöst sind vom Irdischen und auch von zu grosser Anhänglichkeit an Angehörige, drüben noch einen Läuterungszustand mögen durchzumachen haben, davon berichtet die zuvor erwähnte Frau Fäsi in ihrem Buch: „Dem Ziele zu“ ein Beispiel.
(S. 100)
Eine um ihrer aufrichtigen Frömmigkeit willen allgemein hochgeachtete Frau erschien nach ihrem Tode ihrer Tochter, einer Pfarrfrau, und berichtete ihr, dass sie nicht wie im Sprung in den Himmel gekommen sei, sondern dass sie zunächst an einem dunklen Zwischenort gekommen sei, wo sie sich erst reinigen und ablösen musste von ihrer fleischlichen Anhänglichkeit an die zurückgelassenen Ihrigen. Später, als sie zu einer höheren Sphäre gelangt war, hat sie, nach Angabe ihrer Tochter, die Rolle eines Schutzengels übernehmen dürfen.

Die bisherigen Auszüge aus Arnolds Werk über das Jenseits scheinen mir aus den schon erwähnten Gründen der Wahrheit zu entsprechen und darum beachtenswert. Aber nun muss ich leider bezeugen, dass in seinem Buch auch bedenkliche Irrtümer zu finden sind. Arnold ist ein ausgesprochener Gegner der Kirchenlehre; vornehmlich der katholischen, aber auch der evangelischen. Er erwartet, dass man seine Darlegungen bekämpfen werde und glaubt, uns Geistlichen den Rat geben zu müssen, als Unberufene unsere Finger von diesem Buch zu lassen. Diesen Rat habe ich nicht befolgt, finde mich nun aber auch berufen, auf einige grundstürzende Irrtümer in Kürze hinzuweisen.
(S. 101)
Nach Arnold haben unsere Theologen, überhaupt die Gläubigen den Sinn der Worte des Apostels: „Das Blut Jesu Christi, de Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde“ nicht verstanden. Er sagt Seit 140: „Das aus aufopfernder Liebe vergossene Blut Christi bedeutet in solchen biblischen Redewendungen stets das Siegel aufopferndster Liebe überhaupt. Wer solche Liebe besitzt, der hat vor dem Angesicht Gottes sein Kleid, d.h. sein menschlich-persönliches Ich gereinigt.“ Und Seite 146 sagt Arnold: „Nicht durch das Leiden, sondern durch seine Lehre ist Christus unser Erlöser. Wir sind nicht erlöst, weil Christus gelitten hat, sondern wir werden erlöst in dem Masse, wie wir seine Lehre befolgen und dadurch von der Sünde erlöst werden! Nicht Christus als eine Person ausser uns ist unser Erlöser, sondern der Geist Christi, der auch in uns wohnt, der göttliche Geist der Liebe in uns... ist unser Erlöser“. Aus diesen und anderen Darlegungen ergibt sich, dass der Mensch nach Arnolds Lehre sein eigener Erlöser ist; er erlöst sich dadurch, dass er am Vorbild Jesu die aufopfernde Liebe in sich erwecken lässt. Der Opfertod Jesu, in dem Tausende und Millionen von Sündern Trost und Friede, Kraft zum Überwinden der Sünde und zu einem neuen Leben in der Gemeinschaft mit Gott gefunden haben, wird entwertet; die höchste Tat der Liebe Gottes, um eine verlorene Welt zu retten, wird als nichtig hingestellt.
(S. 102)
Arnold hat seine Weisheit, wie er in der Einleitung seines Buches sagt, in der „Neutheosophischen Bibliothek in Bietigheim“ und vornehmlich bei dem „Vatermedium“ Jakob Lorbeer gefunden. Dieser hat „das Grosse Evangelium Johannes“ geschrieben, eine biographische Schilderung der Lehren und Taten Jesu in 10 ½ Bänden. Berendt, ein Verehrer Lorbeers, sagt in einem kürzlich erschienenen Traktat, wie es beim erstmaligen Kommen Jesu gegangen sei, so gehe es jetzt seit 1840 wieder: „Da kam Jesus in den Wolken des Himmels wieder im Buchstaben des geschriebenen und dann gedruckten Wortes.... 1840 am 15. März in der Morgenfrühe erging an Jakob Lorbeer in Graz das Wort: „Nimm deinen Griffel und schreib.“ Was Lorbeer an diesem Morgen zu schreiben hatte, will ich nicht wiedergeben, - ein Gemisch von frommen Ermahnungen und bedenklichen Irrtümern. Wer die Salbung des heiligen Geistes empfangen hat, lässt sich von solchen Offenbarungen nicht betören. Ich zweifle nicht, dass Lorbeer ein redlicher und frommer Mann war und dass er die feste Überzeugung hatte, direkt von Jesu inspiriert zu sein und dass, was er schrieb, die eigensten Worte Jesu seien. Offenbar war er ein hervorragendes Schreibmedium, dessen sich ein jenseitiger Geist bediente, um in dieser Welt eine Rolle zu spielen. Ich glaube Weitzels Urteil trifft hier zu, wenn er vom Spiritismus sagt, die Geister, welche den eigenmächtigen Verkehr mit den noch Lebenden suchen, seien meist lügnerische Geister. „Sie stellen sich den Menschen fast immer unter der Maske des Wohlwollens und der Frömmigkeit, oft auch der Wissenschaft dar, um sich durch diesen guten Schein ihren Einfluss auf dieselben zu sichern... Sie benützen dazu die Neugierde, das irdische Interesse und Lobeserhebungen, so dass es ihnen oft genug gelingt.“
(S. 103)
Ohne Zweifel hat auch Arnold von lügnerischen Geistern sich beeinflussen lassen. Er führt in seinem Buch angebliche Reden von Jesu an, die seiner unwürdig sind und den Stempel der Erfindung an sich tragen. Er empfiehlt eingehende Lektüre der neutheosophischen Schriften, um „die kindliche Vaterliebe“ verstehen zu lernen, die in diesen Schriften in erster Linie gepflegt werde und die unserem Kirchen-Christentum so sehr abgehe. Aber bei der kindlichen Intimität, die da hervorgehoben wird, ist ausser acht gelassen die Majestät des dreimal Heiligen, wie sie in der göttlichen Offenbarung geoffenbart ist. Es ist darum auch nicht zu verwundern, wenn Arnold kein Verständnis hat für die Grundlehre der heiligen Schrift, die Erlösung durch den Opfertod unseres Heilandes und wenn er sucht diese zu widerlegen durch Umdeutung und Verdrehung der diesbezüglichen Schriftstellen. Darum, so viel Beachtenswertes Arnold zu sagen weiss über jenseitige zustände und Verhältnisse, so muss doch vor seinen Büchern ernstlich gewarnt werden.
(S. 104)

Der Spiritist Hermann Döring

Anschliessend an obiges berichte ich noch einiges über Hermann Döring, der sich einen ungelehrten Fabrikarbeiter nennt, der aber ohne Zweifel ein begabter und wahrheitsliebender Mann ist. Es sind mir zwei Traktate zugesandt worden; der eine betitelt: „Wie ich zum Spiritismus kam“ und der andere: „Ist Spiritismus Teufelswerk?“ Er berichtet, er habe schon mehr als vierzig Medien kennen gelernt, Hunderte von spiritistischen Sitzungen beigewohnt; er habe schon Tausende von Kundgebungen aus dem Jenseits erhalten, von Reichen und Armen, von  Fabrikherren und früheren Mitarbeitern, von Bischöfen und Priestern usw. und könne sich aus Erfahrung ein Urteil bilden.
(S. 105)
Er kam zum Spiritismus durch seine Frau, die ein Medium ist. Diese hatte einer spiritistischen Sitzung beigewohnt, und obwohl sie sich dagegen sträubte, wurde sie überwältigt, verfiel in Schlaf und wurde so um Medium. Anfangs sei sie von lügnerischen Geistern beeinflusst worden; dann aber seien diese ausgeschlossen worden und gute Geister hätten durch sie die Leute belehrt, sie sollten nicht so viel Geld in die Kirche tragen und Messen lesen lassen für die Verstorbenen, sondern das Geld lieber den Armen und Notleidenden geben. Dies erregte den Zorn der Geistlichkeit, das Medium wurde in den Abgrund der Hölle verflucht und die Bauern wurden aufgehetzt, es zu erschlagen. Aber die Frau wurde wunderbar bewahrt, dass ihr kein Leid widerfuhr; und als der Priester auf der Kanzel gegen sie predigen wollte, war er heiser, so dass er kein Wort sprechen konnte und blieb heiser bis an seinen baldigen Tod. Nach seinem Tod habe er sich durch das Medium gemeldet und habe einsehen gelernt, dass in diesen spiritistischen Sitzungen nichts Schlechtes getrieben werde. Döring missbilligt übrigens Experimental-Sitzungen, die aus blosser Neugierde und ohne Gott und höhere Geister um Beistand zu bitten, unternommen werden. Da sei es nicht zu verwundern, wenn einzelne durch Verkehr mit Geistern irrsinnig geworden seien. Überhaupt sei Krankheit und Wahnsinn ein Besessensein von niederen Geistern. Gute Medien, die mit besseren Geistern verkehren, brauchten keine finstern Zimmer, Extrakabinette, dunkle Vorhänge und dergleichen. Der wahre Spiritismus sei zur Erhaltung des Geisteslebens so nötig, wie Wasser und Feuer zur Erhaltung des Leibeslebens. Er sei durch den Verkehr mit guten Geistern und durch die möglichste Befolgung ihrer Lehren und Ratschläge zufriedener, gesunder und glücklicher geworden, als er früher war.
(S. 106)
Und was ist die Hauptsache der spiritistischen Lehren? „Es ist die wahre Liebe zu Gott und allen seinen geschaffenen Wesen; die geistige Kraft, die der Mensch immer mehr und mehr in sich aufnehmen soll, wie ich fast bei jeder Sitzung zu hören bekam; sie ist ein Universalmittel gegen alle Übel, gegen alle Leiden und Krankheiten.“ Es ist also auch hier die Selbsterlösung des Menschen, wie wir sie bei Hans Arnold und den neutheosophischen Schriften finden. Von der Erlösung des Sünders durch das Blut des Sohnes Gottes ist hier nicht die Rede. Und an die Stelle des heiligen Geistes, der die im Blute Jesu Gewaschenen mit Licht und Kraft zum Überwinden der Sünde ausrüstet, und ihre herzen mit Trost und Frieden und Freude erfüllt, treten die Geister der Toten. Und anstatt sich mit der lautern und unversiegbaren Quelle des göttlichen Wortes zu beschäftigen, geben sich die Spiritisten nächtelang mit den trügerischen Offenbarungen der Geister ab. Dass dies dem Willen Gottes zuwider ist, das ist im Gesetz Moses deutlich angezeigt. (5. Mose 18, 11) Wenn Döring meint, es sei an dieser Stelle von  g e i s t l i c h Toten die Rede, so zeigt er, wie wenig befähigt er ist, Gottes Wort zu verstehen. Dörings Befragen der Geister mag zwar eine höhere Art sein, die sich unterscheidet vom Beschwören der Toten, wie es bei heidnischen Zauberern geübt wird; aber sicher ist es ein Gott missfälliges und schädliches Unternehmen; und es ist wohl zu beachten, dass der Spiritist in Gefahr ist, unter den Einfluss satanischer Geister zu kommen und dass der Apostel sagt, Satan könne sich vorstellen in einen Engel des Lichts (2. Kor. 11, 14). Darum ein erleuchteter Christ hütet sich, sich mit dem Spiritismus abzugeben. Dem Gesagten füge ich bei, was eine Autorin O.M. in ihrer Schrift: „Aus dem Geisterreiche“ erwähnt:
(S. 107 / 108)
In den Blättern aus Boll wird als authentisch erzählt von einer Dame in England, die ebenfalls ihre Gäste mit Tischklopfen zu unterhalten suchte. Ein christlich gesinnter Freund machte sie auf das Sündliche dieser Art von Unterhaltung aufmerksam; sie aber beharrte dabei, nichts Unrechtes darin zu finden, und versicherte, sie unterhalte sich oft lange mit ihrer lieben verstorbenen Freundin, die eine vortreffliche Seele gewesen sei, auf diese Weise. Ein anderer Herr, der zu einer solchen Abendgesellschaft der Dame geladen war, bat dieselbe, ihm zu erlauben, der Sache auf den Grund zu gehen. Nachdem verschiedene Fragen an den zur Erleichterung des Verkehrs aufgestellten Psychographen gerichtet worden waren, legte er die hand auf denselben und sprach: „Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi des Sohnes Gottes, dass du sagest, wer du bist.“ Ein heftiges Hin- und Herschwanken machte sich bemerklich und endlich kam die Antwort: „Der Allerärgste“, worauf der ganze Apparat umgeschleudert vom Tische fiel. Er wurde indes wieder aufgesetzt und verlangt, dass er seinen Namen sage, worauf der Bleistift des Apparates mit jähen Zügen schrieb: „Satanas“. „So gebiete ich dir im Namen Jesu, dich wegzuheben von hier und nicht wiederzukehren.“ Von da an blieb alles stumm.


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Warnung eines Spiritisten vor den Gefahren des Spiritismus

(S. 109)
Ich erhielt dieser Tage ein merkwürdiges und lehrreiches Buch, das den Titel führt: „Licht und Schatten der spiritistischen Praxis, nebst Angabe von Mitteln zur Verhütung und Wiedergutmachung von schädlichen Folgen. Auf Grund eigener Erlebnisse von Georg Sulzer, Kassationsgerichtspräsident a.D. in Zürich.“ Verlag von O. Mutze in Leipzig 1913. Der geehrte Verfassen der die Güte hatte, mir sein Buch zu übersenden, berichtet zuerst, wie durch den Religionsunterricht des extremfreisinnigen Theologen Biedermann sein Glaube der Kindheit zerstört wurde.

Gleich Jahto lehrte er, es gebe keinen persönlichen, selbstbewussten Gott, alle in der Bibel erzählten Wunder seien nur Selbsttäuschungen oder fromme Legenden; auch leugnete er das persönliche Fortleben nach dem Tode. Diese Lehren erregten zuerst einen Aufruhr in seinem Gemüt; da aber seine Mitschüler mit Ausnahme einiger diese Weisheit als allein der modernen Aufklärung entsprechend hielten und als bei seinem Übertritt in die Hochschule er fand, dass auch die meisten Theologiestudenten derselben Meinung waren, da fand er keinen Ausweg aus seinen zweifeln und kam zum Entschluss, alles Grübeln über Religion und Weltanschauung aufzugeben. Erst in späteren Jahren lernte er spiritistische Literatur kennen, die er vorsichtig prüfte und die ihn veranlasste, einem spiritistischen Verein beizutreten. Hier kam er zur Überzeugung, dass die Seelen der Verstorbenen im Jenseits fortexistieren und dass sie sich in spiritistischen Zirkeln durch medial veranlagte Menschen zu offenbaren vermögen.
(S. 110)
Sulzer kam auf diese Weise nicht nur zum Glauben an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, sondern auch zur Anerkennung der Grundwahrheiten des Evangeliums. Ein Rezensent seines Buches in der Zürcherzeitung vom 4. Juli 1913 sagt von ihm: „Erst im Jahre 1896 trat er dem Spiritismus anfangs sehr skeptische näher, lernte seine Literatur kennen und seit einem Jahrzehnt tritt er in Zeitschriften und Büchern für seine spiritistischen Überzeugungen ein. Es wäre ungerecht, dieselben mit leichter Ironie zurückzuweisen. Denn Sulzer macht den Eindruck eines ernsten selbstlosen Mannes, welcher an die Grundwahrheiten eines positiv aufgefassten Christentums eben so fest glaubt, wie an seinen Verkehr mit den Verstorbenen.... Das Christentum und der Spiritismus sind dem Verfasser heilige Dinge. Er warnt eindringlich davor, aus Neugierde, aus egoistischen Motiven oder gar mit Spott den Verstorbenen nahe treten zu wollen. Nervöse, sensitive, sittlich schwache und unreine Menschen sollen diesen Gebieten ganz ferne bleiben. Wir müssen es rühmend hervorheben, dass der Verfasser keineswegs Proselitenmacherei treibt, sondern oft die Gefahren hervorhebt, die in diesen Dingen liegen. Er kann recht kritisch und skeptisch sein und er gehört als alter gewiegter Jurist keineswegs zu den Personen, die alles glauben.“
(S. 111)
Die schwerste Gefahr, die der Verkehr mit der Geisterwelt oft nach sie zieht, liegt nach Sulzer darin, der Besessenheit anheim zu fallen. Er sagt Seite 198: Ich habe viele Besessenheiten kennen gelernt, die durch den Geisterverkehr verursacht waren, ganz abgesehen von den bloss vorübergehenden eines jeden von fremden Geisterwesen für Sprechen oder Scheiben benutzten Mediums, und ich habe genugsam Gelegenheit gehabt, zu sehen, wie schlimm sich die Folgen der Besessenheit bisweilen für den Besessenen und seine Umgebung gestalten. Sulzer erwähnt einige Fälle von Besessenheit infolge es Geisterverkehrs. Ein Joseph Elmiger, Mitglied einer Sängergesellschaft aus dem Kanton Luzern, besuchte im Jahre 1901 in Zürich wiederholt spiritistische Sitzungen. In der Nacht nach einer solchen Sitzung erwachte er durch einen heftigen Knall und sah am folgenden Morgen, dass in seinem Schlafzimmer sämtliche an der Wand hängende Bilder und Spiegel aus den Haken herausgerissen und auf einen Haufen geworfen waren, ohne dass etwas wäre zerbrochen worden. Anstatt nun von den Sitzungen fernzubleiben, wurde er nur noch eifriger und fing an automatisch zu schreiben. Bald hörte er eine Stimme, die ihm die Worte diktierte und ihn zwang zu schreiben, was sie sagte. Die Stimme erteilte ihm auch Befehle, denen er gehorchen musste, ob er wollte oder nicht. Er musste auf der Eisenbahn fahren und dann in unsinniger Weise umherlaufen, bis man ihn als verrückt in die Irrenanstalt des Kantons Luzern zu St. Urban brachte, und in der er ein halbes Jahr verblieb. Diese Anstalt war früher ein Kloster und der Quälgeist, von dem Elmiger besessen war, behauptete, vor etwa 200 Jahren hier als Schreiber der Mönche gelebt zu haben. So lange Elmiger in der Anstalt war, liess er ihm keine Ruhe. Oft weckte er ihn mitten in der Nacht und Elmiger musste dann die Vorträge dieses Geistes anhören, die sich unter anderem auf seine Weltanschauung bezogen, die er Naturlehre nannte. Nachdem Elmiger ein halbes Jahr im Irrenhaus gewesen war, hörte er die Stimme seines Peinigers die Worte sprechen: „Ich habe dich ins Irrenhaus gebracht, ich werde dich auch wieder herausbringen.“ Und dies ging auch alsbald in Erfüllung; er wurde als geheilt entlassen. Völlig geheilt war er zwar nicht; doch hatte sich sein Zustand soweit gebessert, dass er seinen Beruf als Mitglied einer Sängergesellschaft wieder aufnehmen konnte.
(S. 113)
Eine weitere Gefahr, die Personen droht, die sich in den Verkehr mit der Geisterwelt einlassen, sind nach Sulzer körperliche Angriffe durch tiefstehende, stark materielle und deshalb noch körperliche Kraft besitzende Geister. Er gibt davon mehrere Beispiele. Eines der schlimmsten Beispiele ist folgendes: Ein junger Mann hatte sich durch die Vermittlung einer übel beleumdeten Frau in den Geisterverkehr eingelassen. Infolgedessen fühlte er sich, wie er seinen Freunden sagte, von Geistern beunruhigt und verfolgt. Nachdem er nach Aussage seiner Frau den ganzen vorangegangenen Tag unter dieser Beunruhigung gelitten hatte, war er in der Nacht aufgestanden, weil er wiederum diesen Einfluss spürte und hatte sich auf das Gesimse des offenstehenden Fensters gesetzt, um die frische Nachtluft einzuatmen. Plötzlich stürzte er hinunter auf die Strasse und war sofort tot, denn seine Wohnung befand sich im dritten Stockwerk. Er war nach Aussage seiner Frau vollständig nüchtern gewesen und Sulzer kam zu der Ansicht, dass er höchstwahrscheinlich durch physische Geistergewalt herabgestürzt worden ist.
(S. 114)
Dass viele Selbstmorde durch bösartige Geister verursacht werden, die ihre Opfer durch Suggestion zum Selbstmord zu verleiten suchen, ist Herrn Sulzer eine wohlbekannte Tatsache. In obigem Fall aber hält er diese Annahme für ausgeschlossen, denn der betreffende hatte gegen seine Frau niemals Selbstmordgedanken geäussert.

Ein merkwürdiger Fall von Heilung von Besessenheit sei hier noch erwähnt. Ein Student der Theologie war in schwere Tobsucht verfallen. Um geheilt zu werden, nahm er seine Zuflucht zu einer „Zionsgemeinschaft“, die sich mit Gebetsheilungen befasste. Aber der „Dämon“, wie man ihn nannte, wollte sich nicht austreiben lassen. Da nahm ein Mitglied der Gemeinschaft den Besessenen in sein Haus, und hier kniete die ganze Familie mit dem Kranken nieder und betete nicht nur für diesen, sondern auch für seinen Quälgeist, dem vorgehalten wurde, dass er sich durch seine Beherrschung des Besessenen einer schweren Sünde schuldig mache. Da veränderte sich plötzlich das Gesicht des Besessenen und aus seinem Munde kamen mit weiblicher Stimme Worte, die sich als von einem verstorbenen Mädchen ausgehend bezeichneten, das den jungen Mann geliebt habe und immer noch nicht von ihm lassen könne. Sie versprach nun, den Besessenen zu verlassen; sagte auch, sie sei kein böser Dämon und habe darum auch dem früheren Befehl nicht Folge geleistet. Von diesem Augenblick an trat im Zustand des Kranken Besserung ein. Da aber die Besessenheit mit Neurasthenie gepaart war, so zog der junge Mann vor, statt zur Theologie zurückzukehren, sich der Gärtnerei zu widmen.
(S. 115 / 116)
Nach den schlimmen Erfahrungen, die Herr Sulzer mit dem Geisterverkehr machte, hätte man erwarten sollen, dass er sich völlig von dem selben losgesagt hätte und das um so mehr, als er in seinem Buch schlagende Beweise gibt, wie Spiritisten sich durch lügenhafte Geister irreführen und zu bedenklichen Irrtümern verleiten liessen. Allein er sagt Seite 13f.: „Der Hauptgrund meiner weiteren Beteiligung an solchen Sitzungen (seit dem Herbst 1908) wurde das Mitleid mit den sich kundgebenden unglücklichen Geisterwesen des Jenseits, denn ich hatte mich je länger je mehr überzeugt, dass wir die Geister der niederen Sphären, die uns von höheren zugeführt werden, durch Belehrung und Gebet in ihrer geistigen Entwicklung bedeutend fördern können, wie ja das schon die Seherin von Prevorst getan hat.“ Seite 258 folgende führt er verschiedene höhere Zwecke an, die, wie er glaubt, zum Verkehr mit der Geisterwelt Berechtigung geben.

Es ist nicht meine Absicht, die Berechtigung dieser „höheren Zwecke“ zu prüfen. Ich denke, Herr Sulzer macht uns genügend aufmerksam auf die schweren Gefahren des Geisterverkehrs; und der gläubige Christ wird sich hüten, sich solchen Gefahren auszusetzen.

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ab Seite 117 folgt der
II. Teil (hernach) und beginnt mit dem Titel 

Unleugbare Tatsachen
Auf der Schwelle zwischen Diesseits und Jenseit

 

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