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Selbstmord? Nein! - Suicid?
No!
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Vorwort von Pälat Friedr. Chr. Oetinger | Seite 1 |
ausgew. Einträge „Die Geissterchronik“ (Jos. Hahn) | Seite 1– 5 |
Ungerufen in die Ewigkeit, Jos. Hahn, „O Ewigkeit“ | Seite 5 – 12 |
Pfr. Joh. Chr. Blumhardt, aus dem „Geisterkampf“ | Seite 12 – 13 |
Versäumte Gelegenheiten (S. Sundar Singh) | Seite 13 |
Anhang (Pfr Stern, aus “Blicke ins Jenseits“) S. 231 | Seite 13 – 23 |
Warnung eines Selbstmörders vor Selbstmord S 247 | Seite 13 – 23 |
Beispiele von „Leere Särge“ am Schluss | Seite 24 – 25 |
und zwar die Einträge 17, (30), 51, 61 über leere Särge/Gräber | Seite 24 – 25 |
Johannes Gommel (s. leerer Sarg), a. „der Geisterhannesle“ | Seite 25 |
spez. Hinweis seines Sohnes über Prälat Friedr. Chr. Oettinger | Seite 26 |
I. Teil aus: „Die
Geisterchronik“ von Josef Hahn, die Selbstmord / Suizid zum Thema haben
Das Büchlein beginnt mit
Einleitenden Worten des Prälaten F. Ch. Oetinger:
Heute lacht man, wenn man glaubt, es gebe Gespenster oder aus dem
sind voll von solchen Erzählungen. Man sollte alle die Erzählungen, die
gewiss sind, aufzeichnen. Eliphas erhärtet es (Hiob 4, 12 – 21). Demnach
sollen wir die Erzählungen auf der Gasse prüfen. Wenigstens will Gott die
Nachrichten vom Zustand nach dem Tod nicht untergehen lassen durch
dergleichen Erscheinungen. Solcher Dinge geschehen viele.
Friedrich Christoph Oetinger - t 10. Febr. 1782
Diese Worte finden sich auch im Büchlein „Ötinger, der Geisterprediger“. Was
sein Sohn in Bezug auf den Heimgang seines Vaters gesehen hat, ist ganz am
Schluss dieses Dokumentes erwähnt.
Es folgen nun ausgewählte Einträge aus „die Geisterchronik“:
9. die Selbstmörderin
Vor der in der nördlichen Ecke des Kirchhofs eingescharrten Selbstmörderin
habe ich mich anfangs gefürchtet. Sie muss auf jedem Arm ein Scheinkind
tragen und hat zur Strafe für ihre Torheit die Physiognomie eines Esels. Als
ich sie fragte, ob sie die Metzgers-Hanne sei, bejahte sie es mit
Kopfnicken, wobei ihre langen, bis auf die Schultern herabhängenden Ohren
hin- und herwatschelten, was grauenhaft anzusehen war. Mit Zwillingen unter
dem Herzen hat sie sich aus Mangel an Glauben und Gottvertrauen erhängt, und
ist nun ein Gegenstand des Spottes für alle übrigen Geister.
Wirksam trösten kann sie nur der Gott der Hoffnung; denn ist auch die
längste Lebenszeit kurz im Vergleich zur langen Ewigkeit, so ist doch ein
Zeitraum von 39 Jahren (so lange hätte die Hanne noch gelebt, wenn sie sich
nicht erhängt hätte) unter solchen Umständen eine fast endlos scheinende
Dauer.
Herr, erleichtere der unglücklichen Seele ihr trauriges Los und lass sie
wenigstens die Zeit, welche ihr in ihrem Erdenleben zum Ruhen und Schafen
bestimmt war, an einem Friedensort zubringen. Amen.
19. ruhelose Flamme nachts an
der Selbstmörderecke
Was mag wohl das für eine unglückliche Seele sein, die hie und da in den
dunklen Nächten, wann Neumond ist, auf der Mauer an der Selbstmörderecke in
Form einer Flamme ruhelos auf und ab schwebt? Schon viele sahen diese
Erscheinung, welche ein Gelehrter als Irrlicht erklärte.
Wie kommt es, dass der arme Geist nicht imstande ist, eine menschliche
Gestalt anzunehmen und sich nur in lichtärmster Zeit auf der Erde aufhalten
kann? Ist sein Besuch als Gnade aufzufassen oder als Strafe? Ich glaube das
erstere. Wie schrecklich muss dann sein sonstiger Aufenthaltsort sein, wenn
das zeitweilige Schweben in der Nähe seiner irdischen Überreste eine von der
Erbarmung Gottes ihm gewährte Erleichterung ist!
Was wird er seelisch zu leiden haben? Welche Gedanken werden seinen
verzweifelten Geist bewegen? Wie weit muss er sich während seines
Erdenlebens von Gott, der Quelle des Lichts und der Freude, entfernt haben,
und mit welcher Art von Sünde hat er sich sein jetziges Los wohl zugezogen?
22. der junge Kaufmann, er
hatte sich erschossen
Draussen stürmt es und schneit’s. Immer war mir’s als hätte es angeklopft.
Ich dachte, es werde vielleicht der Wind sein, der an der morschen Türe
rüttelt; aber nicht der Wind war’s, sondern der Geist des jungen Kaufmanns,
der sich im vorigen Jahr um diese Zeit das Leben nahm. Zitternd stand er in
der Gestalt eines Totengerippes vor der Türe und bat um Einlass. Heut ist
der Jahrestag. Eben hätte er sich wieder erschiessen müssen und durchlebe
nun alles noch einmal, was er nach seinem Erwachen empfunden. Er fühle sich
grenzenlos unglücklich und sei voller Angst und Verzweiflung.
Ich sagte ihm einige Trostworte aus der Heiligen Schrift, die er begierig
aufnahm und die ihn sichtlich erquickten.
32. seine Knie vor der grossen
Hostie nicht beugen..
letzter Abschnitt aus Eintrag 32.:
Wer gelernt hat, Gott im Geiste und in der Wahrheit anzubeten, wir seine
Knie vor der grossen Hostie nicht beugen; aber gewiss vor dem Herrn, der
verheissen hat: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin
ich mitten unter ihnen.“ Und diese Verheissung geht gewiss überall in
Erfüllung, wo Seelen im Namen Jesu sich vereinigen und im Glauben zu ihm
aufblicken, mögen sie nun er evangelischen, katholischen oder einer andern
christlichen Konfession angehören.
“Einst fallen alle Schranken und keines mehr sich irrt,
dem einen Hirten danken dann eine Herde wird.
37. Pfarrerstöchter sahen
Totengerippe…
Die beiden jüngsten Töchter unseres Herrn Pfarrers, die am Sonntag abend die
Ruhestätte ihrer Mutter besuchten, kamen mir so aufgeregt vor. Sie
verweilten auch nicht lange und sahen immer ängstlich umher. Nun ist das
Rätsel gelöst.
Als sie en Kirchofweg heraufgingen, haben sie ein Totengerippe dem Eingang
zueilen sehen. Das Schlegeln der Knochenarme sei besonders schauerlich
gewesen. Wer es ist, haben sie erraten. Der mir wohlbekannte Selbstmörder,
der für gewöhnlich am Ort seiner Tat verweilen muss, fühlte sich
wahrscheinlich von seinem immer noch mit der Seele verbundenen Leib
angezogen und wurde dabei für Augenblicke sichtbar.
42. Mann ohne Kopf –
Schnellzug…
Meine Nichte zweifelt jetzt nicht mehr am Vorkommen von
Geisterer-scheinungen. Als sie an einem Sommerabend ihren lungenkranken Mann
auf einem Spaziergang begleitete, sah sie auf dem Bahngeleise, mit welchem
der Weg eine kürzere Strecke parallel geht, einen Mann ohne Kopf
einherschreiten. Vor Schrecken verlor sie Sprache und Farbe. Nur mit Mühe
konnte sie ihren erstaunten Mann auf die grässliche Erscheinung hinweisen.
Auch er sah den kopflosen Fussgänger; aber wenige Augenblicke später
verschwand das gespenstige Bild unter dem heranbrausenden Schnellzug. Die
Untat des Selbstmörders wird sich gejährt haben.
55. vorzeitiger Tod… durch Gift
Sie halten ihn alle für selig, den Franzelmann. Ich glaube auch, dass er in
Gnaden angenommen wird, aber dass er beim Herannahen des Endes flehentlich
um ein sicherwirkendes Mittel zur raschen Herbeiführung eines schmerzlosen
Todes hat, geschah aus Mangel an einem tiefgründigen Glauben. Ich sah ihn im
Traum nach seinem Abscheiden unter qualvollen Vergiftungserscheinungen
sterben, was sicherlich ein Stück vom andern Tode war, den er noch
durchzukosten hatte.
58. Kopf schütteln… als der
Pfarrer ihn lobte..
Bei der gestern abend stattgehabten Beerdigung des früheren Zunftmeisters
stand ich am Schalloch und hörte der Grabrede zu. Da sah ich im Hintergrund
ganz deutlich seinen Geist stehen und jedes Mal, wenn der Pfarrer ihn lobte,
energisch den Kopf schütteln. Ich war von seiner Erscheinung so ergriffen,
dass ich mit dem Einsetzen des Vaterunser-Glöckleins zu spät kam.
64. Grundsätzliche Hinweise zu
Erscheinen von „Geistern“
Erklärender Teil zur „Existenz böser Geister“:
Der erste Sonnenstrahl grüsst mich durchs Fenster – ein lieblicherer Anblick
als die abscheulichen Fratzen und Luftgeister, die oft neugierig durch die
Scheiben glotzen. Erst sah ich sie nur wie kleine Pünktchen oder
Wasserbläschen; jetzt aber erblicke ich ihre ganze, meist ungeheuerliche
Gestalt, halb Mensch, halb Tier. Dieses Gewimmel und Einander nachjagen im
Luftraum!
Unsere moderne Theologie wird den Glauben des Apostels Paulus an die
Existenz böser Geister unter dem Himmel (Epheser 6, 12) nicht teilen. Der
Glaube an Geister (Lukas 24, 37 und 39) überhaupt wurde von nicht wenigen
Predigern ja schon seit langem in das Gebiet der Fabel und des Aberglaubens
verwiesen und Andersdenkende in die Gesellschaft der Schwärmer und
Obskuranten. Die zuweilen im Namen der Religion Gebrandmarkten finden unter
der Schar der Ausgestossenen eine nicht geringe Zahl von Persönlichkeiten
aus alter und neuerer Zeit, deren Namen einen guten Klang hat, und auch dann
noch behalten wird, wenn ihre Richter längst vermodert und vergessen sind.
65. „Sterben“ - warum packt
dich das Wort so?
(Eintrag erster Teil)
Wie mein Vetter, der „graue Mann“ (s. Stillings „Heimweh“), so bin auch ich
manchen Menschen in dem Masse unsympathisch, als diese noch irdisch und
fleischlich gesinnt sind. Nichts ist natürlicher. Ich verarge es ihnen
deshalb nicht und wünsche und erbitte solchen Gegnern Licht zur Erkenntnis
der Wahrheit, und Kraft zum Sieg über die Sünde.
In den meisten Fällen beruht die Abneigung gegen das Übersinnliche und seine
Prediger in der Liebe zum Leben des Fleisches und der damit
zusammen-hängenden Furcht vor Tod und Grab, Ewigkeit und Gericht. Nur
nichts, das ans Sterben erinnert, weder ans Sterben des alten Menschen mit
seinen Lüsten und Begierden, noch an das Ende des Erdenlebens mit seinen
Freuden und Genüssen.
“Sterben! warum packt dich denn das Wort so? Rechenschaft geben dem Richter
droben über den Sternen.“ – ‚Nein’ sagst du, ‚öd, einsam, taub ist’s
droben.’ – „Wenn’s aber och etwas mehr wäre?“ - (Schiller)
und bei Joseph Hahn: O Ewigkeit
finden wir folgendes zum Thema Selbstmord (Ungerufen in die Ewigkeit):
Unter den himmlischen Freunden Ewalds befand sich einer, gegen den er eine
besondere Zuneigung empfand. Ähnlichkeit des Charakters und der
Lebensführung verband die beiden Jünglinge in einer Weise, die auch mit dem
schönsten Ideal irdischer Freundschaft nicht verglichen werden kann.
Als Ewald noch als Kaufmann im Kontor beschäftigt gewesen war, hatte der
selige Manfred sich schon vom Geiste Gottes angetrieben gefühlt, für seinen
zukünftigen Freund zu beten. Engel hatten ihm auch zuweilen Botschaft von
ihm bringen dürfen, und als Ewald später auf dem Krankenbette gelegen hatte,
war Manfred ihm oftmals als unsichtbarer Tröster nahe gewesen und hatte ihm
Himmelslüfte zugefächelt. Beim Verlassen der Leibeshütte hatte er zunächst
bei ihm gestanden und ihn im Namen der übrigen ihn einholenden Jünglinge
begrüsst.
Ihre vom Herrn ihnen zugeteilten Besitztümer grenzten aneinander. Beide
Anwesen hatten wie ihre Eigentümer grosse Ähnlichkeit miteinander, und doch
waren wieder Unterschiede bemerkbar, entsprechend den verschiedenen
Begabungen und Charaktereigenschaften der beiden Freunde. So oft sie sich zu
einander hingezogen fühlten, besuchten sie einander
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wechselweise, beteten dann gemeinschaftlich, betrachteten miteinander die
bis aufs Kleinste in Wort und Bild vervollständigte Heilige Schrift, oder
sangen und musizierten zum Lobe des Herrn. Da sie beide einen besonderen
Sinn für die Wunder Gottes in der Natur hatten, durchstreiften sie nicht
selten Hand in Hand die Himmelsfluren. Immer wieder neue Gegenden und
Schönheiten entdeckten sie auf ihren Wanderungen und hielten durch die Kunst
des Malens gar manches Bildnis fest.
Bald nach einem herrlichen Feste des Himmels, da der König aller Könige mit
seinen Heiligen auch ihre Seligkeitsstufe durchzog, hatten die beiden
Freunde wieder das Bedürfnis, gemeinsam zu wandern und sich gegenseitig über
die Eindrücke des himmlischen Triumphzuges auszusprechen.
Sie wählten zu diesem Gedankenaustausch eine bewaldete Anhöhe, die sie
unlängst gefunden hatten und auf der sie die Liebe und Güte Gottes in einer
besonderen Weise empfinden durften. Dort setzten sie sich am Rande des
Waldes nieder und liessen die Majestät dieses erhabenen Ortes einige zeit
stillschweigend auf sich einwirken. Die ganze Gegend erfüllte ein
unaussprechlich wohltuendes Licht, und so weit das Auge reichte, erblickte
man ein Grün und einen lieblichen Farbenschmelz, hinter dem alles Grün, alle
Farbenpracht der Erde weit zurückbleibt. Selbst das Laub der Bäume und
Sträucher erschien glänzend, Stamm, Zweige und Blätter waren durchleuchtet;
alles war von Herrlichkeit durchdrungen und atmete Liebe und Frieden. In das
geheimnisvolle Rauschen der von zarten Lüften bewegten Wipfel mischte sich
in harmonischer Weise das einem Gebet gleichende Lied einer Nachtigall. Nah
und fern blühten unzählige Blumen, deren Formen, Farben und Wohlgerüche
nicht mit menschlichen Worten geschildert werden können. Die ganze Schöpfung
forderte zum Preise dessen auf, der alles so herrlich erdacht und geschaffen
hat, und die beiden Freunde zögerten nicht, sich in tiefer Demut vor dem
unsichtbaren Gott zu beugen. Als sie sich vom Gebet erhoben hatten und in
himmlischer Eintracht beieinander sassen, begann zuerst Manfred von dem zu
reden, was er beim Durchzuge des Herrn empfunden hatte. Wie vieles sagte ihm
der Liebesblick des Heilandes, der ihn so mächtig erfasst hatte und den er
nimmer vergessen konnte! Auch Ewald hatte beim Anschauen dessen, der für ihn
in den Tod gegangen, der ihn mit unendlicher Liebe zu sich gezogen, ihm
durch Krankheit und Tod so gnädig hindurchgeholfen hatte, unaussprechliche
Empfindungen. Die unverdiente Liebe des Herrn, die ihnen immer grösser und
anbetungswürdiger wurde, als sie ihre Lebensgeschichte von Kindesbeinen bis
zu ihrer gegenwärtigen Seligkeit an sich vorübergehen liessen, bildete den
Hauptgegenstand ihrer Unterredung. Sie achteten dabei besonders auf die
unermüdliche Treue, mit welcher der gute Hirte sie geführt, beschützt und
bewahrt hatte. Eine gewisse Bangigkeit überkam ihre Herzen, wenn sie nun
aufs klarste erkannten, welch grossen Gefahren der Seele und des Leibes sie
oft ausgesetzt gewesen, die allein durch die Gnade und Fürsorge Gottes
abgewendet worden waren. Sie fühlten sich dadurch zu ewigem Danke
verpflichtet, und ihre Liebe zum Herrn steigerte sich mit jeder neuen
Entdeckung seines unergründlichen Erbarmens.
Die Schilderungen Manfreds von seiner irdischen Heimat veranlassten Ewald zu
mancherlei Fragen; und da er innigsten Anteil an der Lebensführung seines
Freundes nahm, auch für dessen Familie betete, so stieg der Wunsch in seinem
Herzen auf, ihn auf die Erde zu begleiten. Manfred las dieses in der Seele
Ewalds. Fragend richtete er den Blick nach jener Gegend, von der das Licht
des Himmels auszugehen schien, und
empfing sofort im Innern die Antwort:
„Gehet hin, es ist mein Wille!“ Die beiden Freunde umarmten sich und
schwebten nun mit Gedankenschnelle nach jener Richtung, wo in weiter Ferne
die himmlische Helle etwas erblasste. Sie durchflogen die Heiligungsstufen,
dann deren Vor-
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hallen und zuletzt die Räume der Reinigung, vor denen sie sich vermittelst
der schöpferischen Macht des Willens verhüllten. Als sie die Erde
erreichten, war es Mitternacht und Vollmond. Ihr erster Gang war ein Besuch
in Manfreds Elternhause. Ewald besah unter Führung seines Freundes die
einzelnen Örtlichkeiten, die ihm aus Manfreds Lebensgeschichte wohlbekannt
waren; unter anderem betrat er auch das Kämmerlein, in dem derselbe zum
erstenmal die Knie vor Gott gebeugt und nach vielen Irrwegen Vergebung,
Trost und Frieden gefunden hatte.
Gottesacker.... wo der Keim seines Auferstehungsleibes...
Längere Zeit verweilten sie am Bette seiner Mutter, die seit dem
Heimgang Manfreds of an die Ewigkeit dachte, aber durch ihren weltlich
gesinnten Mann sich immer wieder abhalten liess, das eine, das allein Not
ist, mit ganzer Entschiedenheit zu suchen. Ein
Blick an das Lager des jüngsten
Bruders trieb die beiden Freunde zu besonderer Fürbitte an. Dort stand eine
fürchterliche Gestalt, deren Aussehen kein Sterblicher ohne Schaden ertragen
könnte. Es war ein Satansengel, den die Leidenschaften dieses unglücklichen
Jünglings angezogen hatten und der nun sein ständiger Begleiter war. Er
warf Blicke des Zornes und des Hasses nach den beiden älteren, gottsuchenden
Brüdern und sprühte Feuer, als die seligen Geister seinem Opfer sich
näherten. Manfred schaute betend empor, breitete die Hände zum Segen über
die Seinigen aus und küsste die ihm geistverwandten Brüder auf die Stirne.
Hierauf verliessen sie das Haus, nachdem sie zuvor in einem anderen Gemache
ein längst verstorbenes Familienglied ermahnt und getröstet hatten das durch
seinen irdischen Sinn nun über ein Jahrhundert an seinem ehemaligen
Besitztum hängen geblieben war, und begaben sich zunächst auf den
Gottesacker. Manfred zeigte seinem Freunde die Stätte, wo der Keim
seines Auferstehungsleibes auf die Vollendung seiner Seele wartete. Ein
schlichtes Kreuz auf einem Felsblock trug das Schriftwort: „Mir ist
Barmherzigkeit widerfahren. 1. Tim. 1, 13“. (S. 49) Auf der
Vorderseite des Granitsteins waren Name, Tag, Monat und Jahr der Geburt und
des Todes eingegraben; die auf der Rückseite des Denkmals eingelassene Tafel
enthielt die von Manfred auf seinem Sterbebette verfasste Anrede:
“Lieber Wanderer!
Von Fleisch und Blut, wie du noch bist,
so war auch ich ja einst;
bedenke, dass in kurzer Frist,
wohl bälder als du meinst,
auch du wie ich bist Asch’ und Bein, -
wo wird dann deine Seele sein?“
Verwundert schauten die ruhelosen Geister des Friedhofes nach den beiden
lichten Gestalten, deren himmlische Schönheit durch ihre Wolkenhülle drang.
Manfred wandte sich mit seinem Begleiter nun seitwärts. Der Weg führte durch
eine Schlucht auf einen hohen Berg, den eine Schlossruine krönte. In wenigen
Sekunden waren sie oben. Dort lehnte an der halb zerfallenen Mauer die
Gestalt eines Jünglings und blickte wehmütig ins Tal hinab. Es war
der Geist eines Studienfreundes von Manfred, der um einer unglücklichen
Liebe willen ungerufen in die Ewigkeit gegangen war. Sieben Jahre
waren seit dem unseligen Schritt vergangen, und was hatte er alles in diesem
Zeitraum erlebt und erfahren, von
dem Millionen leicht dahinlebender Menschen keinen Begriff, ja nicht die
geringste Ahnung besitzen! Sein einstiger Lieblingsplatz war ihm zum
Gefängnis geworden, in das er zur Strafe für die dort begangene Tat immer
wieder zurückkehren musste. Wie gross war sein Entsetzen gewesen, als er
nach jenem Schuss im Geisterreich erwacht war und sich selbst in seinem
Blute hatte liegen sehen! Wie gerne wäre er geflohen, doch ach, ein
unsichtbares Band hatte ihn mit Macht zu seinem Körper hingezogen und
festgehalten. Sein zartfühlendes Gemüt, das stets alles Schauderhafte
gemieden hatte, war immer noch vorhanden gewesen und jetzt mehr als je
hervorgetreten. Immer klarer hatte er erkannt, dass der Leib nur ein
Kleid der Seele, ein Werkzeug zur Offenbarung des geistigen Menschen
ist. Mit Schrecken war er gewahr geworden, dass Hass und Liebe, Leidenschaft
und Tugend im Innersten der Seele wohnen und nicht mit dem durchbohrten
Herzen sterben.
Unsägliches hatte er bis zur Auffindung seines Leichnams empfunden.
Er hatte die Männer bedauert, die ihn holen, und es ihnen nicht verargt,
dass sie nur mit Scheu sich seiner Hülle näherten. Er hatte ihnen danken
wollen für ihr Mitleid und für all die Mühe, die er ihnen machte; aber sie
hatten seiner gar nicht wahrnehmen können, weil sie nur die zerbrochene
Schale erblickten, für den eigentlichen, unzerstörbaren Menschen jedoch kein
offenes Auge hatten.
Schon nach seinem Erwachen in der Geisterwelt hätte der Unglückliche
gerne seine Tat ungeschehen gemacht; und wie viel mehr
hatte er den unüberlegten Schritt bereut angesichts des Schmerzes, den er
den Seinigen bereitete. Er hatte gezittert und gebebt, als sein Leib auf der
ihm wohlbekannten Bahre dem Elternhause näher gebracht worden war. Mit
tausend Freuden würde er sich im vielgeglaubten Nichts verloren haben, wenn
es möglich gewesen wäre; aber immer wieder hatte er zu seinem Körper
schweben und Zeuge alles Jammers sein müssen.
Mehrere Wochen nach der Beerdigung, während der er bald bei seinem Leichnam,
bald an dem Orte seiner Tat hatte verweilen und vieles unsichtbare Elend
hatte kennen lernen müssen, führte ihn eine lichte Gestalt in ein stilles,
schwacherleuchtetes Tal, wo er sich etwas wohler fühlte. Sein dortiger
Aufenthalt war ein gewisser Ersatz für die Zeit des Schlummers im
Leibesleben. Doch nur zuweilen zog es ihn dorthin, und immer wieder musste
er auf die traurige Erde zurück. An die Welt gekettet sein, alles sehen,
hören und empfin-
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den müssen, und doch ihr nicht anzugehören, wie schrecklich war dieser
Zustand!
der jugendliche Selbstmörder litt schwer...
Die Hülle seines unsterblichen Geistes, die wir Seele nennen, und die es
in Wirklichkeit ist, die im Fleische vermittelst der Nerven empfindet, war
zur Vergeltung seines barmherzigen Sinnes; dennoch litt der jugendliche
Selbstmörder schwer unter den Unbilden der Witterung. Es wurde ihm an
jenem zeitweiligen Ruheort eröffnet, dass die Vorsehung Gottes ihm ein Alter
von 68 Jahren zugemessen habe und dass er erst nach Ablauf dieser Frist die
Welt verlassen könne.
er nie darin vermutet hatte....
In den bereits verstrichenen Jahren hatte er die namenlose Torheit der
vollbrachten Tat immer mehr erkennen können; denn er konnte, als ein der
groben Körperhülle
entbundener Geist, auch die Gedanken
lesen. Da hatte er nun gesehen, dass die Liebe des ihm einst so teuer
gewesenen Mädchens, deren Besitz ihm in brutaler Weise verweigert worden
war, nicht rein und treu wie Gold war, wie er geglaubt hatte. Er hatte so
manches in ihrem Herzen gefunden, das er nie darin vermutet hatte,
und hatte mit ansehen müssen, wie sie ihn im Besitz einer anderen Liebe
schnell vergass. Es war ihm auch gezeigt worden, dass der aus Gott
geflossene Geist des Menschen niemals bei einem Geschöpf wahre und dauernde
Befriedigung finden kann, selbst wenn es die frömmste und tugendhafteste
Seele wäre, und dass deshalb jede Neigung des Herzens der Liebe zu Gott
untergeordnet sein müsse. Er lernte bald einsehen, dass er mit diesem
Mädchen nicht glücklich geworden wäre; und diese Erkenntnis machte ihn
versöhnlicher. Dass ein Mensch dem andern nur so viel Treue halten kann, als
er Gott treu ist, war ein weiterer Aufschluss für ihn, der den Glauben an
die vermeintliche Festigkeit seines Charakters nicht wenig erschütterte
und ihn demütigte. Was sah und empfand er alles, wenn ihn das marternde
Gewissen zu jener Stelle zog, wo
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er gewaltsam durch die Hülle brach. Da sass er dann und sah zu seiner Strafe
die Bilder seiner Tat an sich vorüberziehen. Und während er im tiefsten
Schmerze in den öden Räumen trauerte, zogen fröhliche Scharen junger Leute
unter Sang und Klang an ihm vorüber. O wie gerne hätte er sie gewarnt,
ermahnt und auf den rechten Weg gewiesen; aber sie sahen ihn ja nicht und er
durfte sich ihnen auch nicht kundgeben. Wenn er zurückdachte an die Zeiten,
in denen er an dieser Stätte in jugendlicher Begeisterung romantische
Geschichten gelesen und später in fremden oder eigenen Poesien geschwelgt
hatte, so sehnte er sich heiss zurück ins arme Erdenleben. Wie wollte er so
vieles besser machen und seine Gaben nur zur Ehre Gottes und zum Wohl und
Heil der Menschheit verwenden! Wie elend und erbärmlich kamen ihm jetzt
viele sogenannten Perlen der Dichtkunst vor; denn kein einziges Wörtlein des
Trostes fand er in seinem mit Versehn aller Art bereicherten Gedächtnis.
Alte Bibelsprüche, welche er einst gelegentlich humoristischer Reden
zuweilen unter seine Phrasen mischte, suchte er nun mühsam hervor und
erquickte sich an ihnen. Das Trostlied, das eine arme Holzsammlerin auf dem
Heimwege sich zur Aufmunterung sang, war ihm jetzt nützlicher als der
gesamte Inhalt seiner Klassiker. Klar und deutlich lag es nun vor seinen
Augen, wie blind die Menschen sind und wie verkehrt ihr Treiben ist; denn er
wusste es ja von sich selbst. Alles wird erforscht, erlernt und bis zur
Kunst gesteigert, und ach, die meisten wissen nicht, woher und wohin und was
der Zweck des Lebens. –
Als die seligen Geister sich ihm näherten, ging er ihnen entgegen und
erkannte also bald Manfred, seinen Studiengenossen. Schon öfters hatte er an
ihn gedacht und die Abneigung, die einst bei der Bekehrung dieses Freundes
in ihm Raum fand, war durch seine schweren Erfahrungen in der unsichtbaren
Welt längst verschwunden. Er schämte
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sich seiner damaligen Spottreden, und die ersten Worte, die er nach der
Begrüssung redete, waren Entschuldigungen, die bei dem liebevollen
Entgegenkommen Manfreds sich zur förmlichen Abbitte steigerten. Ach, es war
ihm so wohl in dieser himmlischen Umgebung; er fühlte sich auch so sicher
vor den bösen Geistern in der Luft und auf der Erde, die ihn oft verhöhnten
und vom Beten abhielten. Er bat inständig um die Fürbitte der beiden
Seligen; denn in seiner Familie dachte niemand daran, ihm das Almosen eines
ernstlichen Gebets zukommen zu lassen. Alle seine Anstrengungen, wie Klopfen
und Erinnern durch Träume, waren bei den Seinigen bis jetzt vergeblich
gewesen, teils um ihres Unglaubens willen, teils weil die erforderliche
Anlage, geistiges wahrzunehmen, bei ihnen nicht genug entwickelt war.
Auch diese Seele konnte die begangene Tat nicht genug beklagen...
Manfred und Ewald versprachen seiner zu gedenken, und sie trösteten
die arme Seele, so viel sie innere Freiheit dazu fühlten. Indem die
Seligen noch redeten, näherten sich auch noch andere Geister. In geziemender
Entfernung lauschte heilsverlangend ein Mann, der einst aus
Mangel an Gottvertrauen sich gehängt hatte. Lange Zeit war er im
Walde umhergeirrt, bis er einen Forstwächter fand, dem er sich nähern
konnte. Derselbe sah ihn zwar nicht, doch hörte er ihn reden. Dieser
mitleidige Mann betete zuweilen für ihn, was ihm Erleichterung brachte. Die
beiden Freunde erlaubten dem heimatlosen Geist näher zu treten. Auch
diese Seele konnte die begangene Tat nicht genug beklagen; denn das
namenlose Elend ihres Zustandes steigerte sich noch in beträchtlicher Weise,
als der Unglückliche nach seinem Tode sah, dass es Gott durchaus nicht an
Mitteln und Wege gefehlt hätte, ihn und seine Familie durchzubringen. Mit
tausend Freuden hätte er nun die einstige Armut wieder auf sich genommen,
auch wenn es die Weisheit Gottes für gut befunden hätte, ihn ferner aufs
Höchste zu prüfen.
Der Wert der Gnadenzeit wurde den Selbstmördern unter den Zusprüchen der
beiden Seligen immer noch wichtiger. Und als die Armen von der Herrlichkeit
des Himmels hörten,
...Geduldig ausharren trotz allem Spott...
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wie köstlich Gott auch die geringste Treue lohnt, erkannten sie erst recht
den unersetzlichen Verlust. Doch schieden die Verklärten nicht von ihnen,
ohne das Gemüt der Tiefbetrübten durch Hoffnungssterne zu erhellen. Geduldig
ausharren trotz allem Spott der bösen Geister bis zu der von Gott bestimmten
Stunde, dann in den Besserungsanstalten der Ewigkeit sich durch und durch
reinigen lassen, um einst tauglich zu werden für die Wohnungen des Friedens,
- das war nun die Aufgabe dieser armen Seelen und ihre Aussicht in die noch
fernliegende Zukunft.
gleichfalls abgesehen gehabt, sie durch Selbstmord...
Tief ergriffen von dem mannigfachen Elend der Erde sehnten sich Manfred
und Ewald wieder zurück auf die himmlischen Fluren. Die Gewissheit, dass sie
all dem Jammer der Zeit und der unseligen Geisterwelt auf immer und ewig
entrückt waren, erfüllt ihre Herzen mit einem unaussprechlichen Dankgefühl.
Gnade war es, unverdiente Gnade, Barmherzigkeit und göttliche Bewahrung,
dass sie sich jetzt nicht auch in solch unglücklichem Zustande befanden wie
diese armen Seelen. Auf beide Freunde hatte es die Macht der
Finsternis gleichfalls abgesehen gehabt, sie durch Selbstmord
um die Krone des Lebens zu bringen; aber Jesus war Sieger in ihnen geworden,
weil sie seine Gnadenhand noch in der Stunde der Entscheidung im Glauben
hatten erfassen können. Wohl hatten sie während ihres Erdenlebens nicht viel
gesät, weil sie den grössten Teil ihrer Zeit im Dienste der Welt zugebracht
hatten. Doch hatte der himmlische Schmelzer noch Grosses an ihnen gewirkt
und unbewusst waren sie in ihren schweren Leidenstagen vielen zum Segen
geworden. Die Eindrücke, welche sie durch ihr geduldiges Leiden, durch das
freudige Bekennen des Sünderheilandes, auf ihre Umgebung und so manche, oft
ungläubige Besucher gemacht hatten, und die selbst im Feuer der Hölle nicht
vergessen werden können, sicherten ihnen edle Früchte zu, welche sie nun zum
Preise Gottes geniessen durften.
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Der Weg zur oberen Heimat führte die Himmelsbürger wieder durch die Orte der
Reinigung. Als sie durch dieses Tal des Todes eilten, empfanden sie ein
tiefes Mitleid für die Seelen, die in diesen schweren Schulen von allen
ihnen noch anklebenden Fehlern und Mängel gereinigt werden müssen. Tausende
und aber Tausende irdisch gesinnter Geister, und ungezählte Scharen von
Namenchristen weilen hier, um das Versäumte nachzuholen.
Aber unter welch erschwerten Umständen! Denn jede Seele liest dort in der
andern, was eine andere denkt und wie sie zu ihr steht. Welche Auftritte
sahen da die beiden Freunde mit einem einzigen Blick! Alle die vielen
schwierigen Lagen, in denen der Mensch sich oft auf der Erde befindet, um
geläutert und veredelt zu werden, sind hier wieder vorhanden. Da aber die
Hülle gefallen und das Innerste des Herzens aufgedeckt ist, hat der Zank und
der Streit kein Ende. Der Engel, der den Menschen durch das Leben begleitet,
ist seines Amtes entbunden und die Seele nun schutzlos preisgegeben. Wer
sich nicht alles geduldig und stillschweigend gefallen lassen kann, hat
keine Hoffnung auf Befreiung. Viele, die infolge ihres unbeugsamen Sinnes
oft mehrere Menschenalter in den allertraurigsten Lagen sich befinden,
zweifeln, ob überhaupt noch eine Erlösung möglich sei. Ihre einstigen
Verhältnisse, die oft keineswegs beneidenswert waren, kommen ihnen hier als
goldene Freiheit vor. Am schwersten ist es für die Stolzen, hoch und nieder;
dieser Hohn und Spott, den sie ertragen müssen! Es fehlt wahrlich nicht an
Mitteln, die Herzen von dem allem zu befreien, was nie und nimmer in die
reinen Himmel taugt.
Manfred und Ewald gedachten beim Durchflug dieser Räume, die im Vergleiche
mit den Höllenstufen noch Ruheorte sind, an die beiden Selbstmörder, auf die
nach langer, banger Harrenszeit hier noch so manches wartete. Sie nahmen
sich vor, nicht müde zu werden, auch diese Seelen dem Herrn vorzutragen.
Ganz besonders wollten sie künftighin für solche Jünglinge im ...
56/57
... Gebet einstehen, die im Besitze aller Geisteskräfte, aus irgend einem
Grund ungerufen aus dem Leben schieden, und darum unstet und flüchtig noch
auf Erden schweben.
Als die beiden Reisenden die Pforte der Heimat wieder erreichten, kamen
ihnen eine Schar verklärter Freunde entgegen. Von unaussprechlicher Liebe zu
ihrem himmlischen König durchdrungen, kehrten sie unter Lob- und
Dankgesängen gemeinsam in das Jünglingsparadies zurück.
und aus „Joh. Christoph
Blumhardt: Die Krankheits- und Heilungsgeschichte der Gottliebin Dittus
(Bericht an den Württbg König)
lautet ein Abschnitt wie folgt:
Die Nachstellungen nach dem Leben der Gottliebin wurden fast mit jedem Tage
schauerlicher. Wie schon jedes in sie eingeschmuggelte Zauberstück auf ihren
Tod zielte, so wurde sie auch sehr oft zum Selbstmord versucht, jedoch in
der Regel, ohne ein Bewußtsein davon zu haben. Außer dem, was oben erzählt
wurde, erhängte sie sich einmal im Walde vermittelst ihres Halstuches. Ohne
zu wissen, was sie tat, trug sie Steine zusammen, um hoch genug zu hängen;
und das Halstuch brachte sie künstlich am Baume an. Schon hing sie, - aber
das Halstuch zerriß. und der heftige Sturz brachte sie wieder zur Besinnung.
Am gleichen Abend noch ehe ich etwas davon wußte, hörte ich aus ihr einen
Dämon ausrufen: «Daß das Mädle nicht umzubringen ist; sie hat sich
erhängt und der Strick hat müssen reißen.» Mehr als einmal kamen
förmliche Blutstürze vor. bei welchen sie nicht nur dem Tode nahe, sondern
bisweilen schon dem Tode verfallen schien. Auch bei den Erbrechungen
verschwanden oft auf mehrere Minuten Atem und Puls, und Todeszüge waren in
ihrem Gesicht. Einmal - ich erzähle es lieber vollends, obwohl man hierein
am schwersten sich finden wird - wollte sie, nur halb bei Besinnung, eine
Öffnung in die Haut des Vorderleibes machen, um einer Nadel den Weg zu
bahnen. Sie stach sich mit dem Messer in den Leib; und es tat ihr eigentlich
wohl, mit dem Messer im Leibe zu wühlen, bis der Magen durchstochen war,
worauf dann alle Speise. die sie genoß, an der Magengegend wieder herauskam.
Ihre Freundinnen bezeugten es, und der Arzt sah die Wunde noch zu einer
Zeit, da ihr Anblick ihn von der Wahrheit des Erzählten überzeugen konnte.
Die Wunde konnte zunächst nicht tödlich sein, weil es nicht ihre Tat war,
also göttliche Bewahrung einschritt; sie konnte es aber werden und mußte es,
wenn der Glaube nicht auch hierin die Allmacht Gottes ergriffen hätte.
Einmal wurden alle Wunden, auch die letztgenannte, plötzlich wieder
aufgerissen, und die Gefahr war aufs äußerste gestiegen. Ich blieb beim
Glauben, der mich nie zu Schanden machte. Als in größter Bestürzung ihre
Freundin herbeieilte und meldete, daß jede Minute Verzug gefährlich sei,
stürzte ich, ganz übernommen, in meinem Zimmer auf die Knie nieder und
redete kühne Worte. Diesmal wollte ich - so stark wurde ich im Augenblick -
dem Teufel nicht einmal die Ehre antun, hinzugehen, sondern ließ durch die
Freundin sagen, sie solle sich aufmachen und zu mir kommen, sie könne es im
Glauben.
Und Sadhu Sundar Singh schreibt in „Gesichte“ folgendes unter dem Titel:
VERSÄUMTE GELEGENHEITEN
Einmal sah ich in der Geisterwelt einen Geist, der vor Gewissensbissen laut
schrie und wie ein Wahnsinniger umherjagte. Ein Engel sagte: „Dieser Mann
hatte in der Welt oftmals Gelegenheit, umzukehren und sich zu Gott zu
wenden. Aber wann immer sein Gewissen ihn zu plagen anfing, pflegte er die
Gewissensbisse im Trunk zu ertränken. Er vergeudete sein ganzes Eigentum,
richtete seine Familie zugrunde und beging zum Schluß Selbstmord. Jetzt rast
er in der Geisterwelt wie ein toller Hund umher und krümmt sich vor
Gewissensbissen, wenn er an seine versäumten Gelegenheiten denkt. Wir sind
bereit, ihm zu helfen, aber sein eigenes verkehrtes Wesen hindert ihn
umzukehren, denn die Sünde hat sein Herz verhärtet, obgleich er sich ihrer
immer wieder neu erinnert. In der Welt trank er, um die Stimme seines
Gewissens zum Schweigen zu bringen, aber hier hat er keine Gelegenheit,
irgend etwas zu verdecken. Jetzt ist seine Seele so nackend, daß er selbst
und alle Bewohner der Geisteswelt sein sündiges Leben sehen können. In
seinem von Sünden verhärteten Zustand hat er keinen anderen Ausweg, als daß
er sich mit anderen bösen Geistern in der Finsternis verbirgt, damit er bis
zu einem gewissen Grade der Qual, die ihm das Licht bereitet,
am Schlusse dieses Dokuments
noch Einträge aus „der Geisterchronik“ über leere Gräber / leere Särge!
o o o o o o o o o .o o o o
(das folgende siehe S. 87/88, 114, 119/120, sowie ab S. 231, aus dem Buch
„Blicke ins Jenseits“ von Pfr Alexander Stern, Bern - 1913)
Eduard Weitzel über das
Jenseits
(S. 87/88)
In einem Buch, betitelt: „Dem Ziele zu“ von Lena Fäsi finde ich einen Auszug
aus einer Schrift von E. Weitzel über das Jenseits. Der Verfasser hat tiefen
Einblick in jenseitige Zustände, und der Aufschluss, den er über dieselben
gibt, bekräftigt die Lehren der Heiligen Schrift. Er sagt: Glücklich ist
eine abgeschiedene gläubige Seele, welche ohne Besinnen und Zaudern ihrem
heiligen Schutzengel in die Räume der Ewigkeit kindlich und willig folgt;
denn sie wird unter seinem Schutze durch das schreckliche Tal des Todes
sicher hindurchgeführt und nicht angehalten werden können. Wehe aber der
unglücklichen Seele, welche sich nicht sogleich entschliessen kann, mit
ihrem Engel zu ziehen; denn sie bleibt schutzlos hier unten auf der dunklen
Erde in dem höchst unglücklichen Zustand der Weltgeister zurück, und ist da
allem Spott und Hohn aller der unseligen Geister ausgesetzt, welche noch auf
der Erde festgehalten sind. Will man da entfliehen, was oft ganz unmöglich
ist, so kann man doch nicht weiter kommen als ins Luftreich. Bei den
Geistern in der Luft hausen auch Höllenengel; die treiben die unseligen
Geister an, auf die ihnen leiblich oder seelisch verwandten Menschen
verführend einzuwirken, sie zum Selbstmord zu treiben, in Schwermut
usw. zu bringen.
(S. 114)
Dass viele Selbstmorde durch bösartige Geister verursacht werden, die
ihre Opfer durch Suggestion zum Selbstmord zu verleiten suchen, ist Herrn
Sulzer eine wohlbekannte Tatsache. In obigem Fall aber hält er diese Annahme
für ausgeschlossen, denn der betreffende hatte gegen seine Frau niemals
Selbstmordgedanken geäussert.
S-120:
Eine ähnliche Erfahrung machte ein Selbstmörder, der sich erhängt hatte,
der aber, ehe das magische Band, das Leib und Seele verbindet, völlig gelöst
war, wieder zum Leben gebracht wurde.
Er berichtet, dass ihm die Sinne sofort schwanden, als er die Schnur am
Halse fühlte. Ins Leben zurückgebracht, sah er erschreckt umher und erzählte
dann, dass er in den wenigen Augenblicken, die bis zu seiner Rettung
vergangen seien, eine geradezu endlose Reise durch das Weltall gemacht habe
und in eine fremde, schaudervolle Welt verstümmelter Selbstmörder gekommen
sei, die einen höllischen Tanz um ihn aufgeführt hätten. Der Gedanke an
diese grauenhafte Welt habe ihn für immer von seinen Selbstmordabsichten
befreit. Lieber wolle er die schwersten Schläge des Schicksals hinnehmen,
als dieser Welt angehören.
Zweifler werden diese Erfahrung als Halluzination erklären, obschon nicht
einzusehen ist, wie bei einem, der freiwillig den Tod suchte und wohl mit
der Erwartung, in einen besseren jenseitigen Zustand zu gelangen, solche
Phantasiegebilde in seinem Gemüt sollen entstanden sein. .
Anhang
Warnung eines Selbstmörders vor Selbstmord
Ein trauriges Zeichen unserer Zeit ist die erschreckende und stetig
zunehmende Zahl der Selbstmorde. In Europa beträgt die Selbstmordstatistik
in einem Jahr 70 000. In Deutschland kommen in einem Jahr 10 000 – 12 000
Selbstmorde vor. Bei allem Fortschritt, bei allen Errungenschaften unserer
Kultur welch eine Summe von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung stellen
diese Zahlen dar! Und in diesen sind nicht inbegriffen die Zahl der
vereitelten Selbstmordversuche, die nach amtlicher Feststellung erheblich
höher ist, als die Zahl der zur Tat gewordenen Selbstmorde. Da ist es wohl
angezeigt, eine Mahnung zu richten an solche Hoffnungslose und
Verzweifelnde, mit gläubigem Vertrauen sich zu dem zu wenden, dem keine Not
zu gross, keine Schuld zu schwer, kein Leid zu tief und keine Bedrängnis zu
schwierig wäre, als dass Er nicht helfen und einen siegreichen Ausgang
gewähren könnte. Aber leider, anstatt des Heilandes Einladung: „Kommet her
zu Mir, ihr Mühseligen und Beladenen“ Gehör zu schenken, hört man auf die
Stimme des grossen Lügners und Selenmörders, der den Verzweifelnden den Rat
gibt: „Wofür willst du dein elendes Leben noch länger tragen? Mach ihm ein
Ende mit einem Strick, oder einer Kugel, und du bist los aller Sorgen und
Bedrängnisse und Selbstanklagen.“ Mit welch schrecklicher Enttäuschung solch
arme Betrogene im Jenseits erwachen, das möge uns en Selbstmörder aus dem
Jenseits sagen.
(232)
Aus einer Broschüre: „Der Selbstmord, seine Folgen und seine Verhütung“*
(*von w. Spark, Freiburg i.Br. Mit Erlaubnis des Verfassers mitgeteilt)
entnehme ich folgenden Abschnitt. Zwar ist die Offenbarung aus dem Jenseits
durch ein Medium vermittelt und wir sind nicht darauf angewiesen, für unser
Seelenheil uns mediumistische Offenbarungen aus dem Jenseits geben zu
lassen. Aber die krankhaften Zustände unserer heutigen Gesellschaft
erfordern besondere Heilmittel. Und wenn nach 1. Sam. 28, 15 f. Gott es
zuliess, dass der abgeschiedene Geist des Samuel dem verzweifelten König
Saul aus dem Totenreich erschien und ihm das bevorstehende Geicht
ankündigte, warum sollen wir es nicht beachten, was der Geist eines
Selbstmörders uns über seinen und anderer Selbstmörder jenseitigen Zustand
zu unserer Warnung offenbart. Ich kann darum nur wünschen, dass die erwähnte
Schrift über den Selbstmord weite Verbreitung finde.
Der Selbstmörder berichtet folgendes:
(232/233)
Im Jahre 1872 nahm ich mir in New York durch einen Revolver das Leben, das
heisst, ich glaubte, es genommen zu haben, denn mit meinem irdischen Tod
begann erst recht für mich ein Leben, ein Leben voller Elend, dessen Ende
wohl noch lange nicht erreicht sein wird. Ich hoffe, dass euch diese
Mitteilung nicht trübe stimmt, denn ich möchte gern andere warnen und bin
der Ansicht, dass ich andern solche Pein ersparen kann durch die Erzählung
meiner Erfahrungen, die ich erleben musste, da ich allzu voreilig die Erde
verliess. Viele begehen in ihrem irdischen Elende Selbstmord um das Feuer zu
ersticken, das in ihrer Seele lodert. Zu feige, den Sorgen und
Schwierigkeiten, die sich ihnen entgegenstellen, mutig die Stirn zu bieten,
jagen sie sich eine Kugel durchs Hirn, fest davon überzeugt, ihrem Denken
ein Ende gesetzt, ihr Sein vernichtet zu haben. Tun sie das wirklich? Möchte
doch jeder Selbstmörder hierauf antworten! Sie werden alle erklären, dass
sie ihr Denken nur steigerten, ihr Elend nur verschlimmerten. In demselben
Augenblicke, da die feige Tat geschieht, beginnt die Reue. Kein Leid ist
schwerer zu ertragen, als der Stachel dieses Todfeindes jeglichen Friedens.
Wie ich zu der Tat kam
Durch tolle Börsenspekulation hatte ich mein ganzes Vermögen verloren und
dadurch Zwietracht in meine Familie gebracht. Es war unbedingt nötig, mich
von meiner Frau zu trennen, die Ehe wurde geschieden, denn meine Frau war
aufgewachsen und erzogen in der Ansicht, dass die Heirat nur den Zweck habe,
einen zur gesellschaftlichen Stellung zu erheben, und ich in meinem Eifer
dies zu tun, spekulierte und ging bankrott; ich verlor sie, die ich sehr
liebte, und mein gesellschaftliches Ansehen. Ja, wäre ich ein wirklicher
Mann gewesen, ich würde meinen Charakter gestählt haben bei Abwägung des
persönlichen Wertes und des Reichtums. Doch verletzt durch die
gesellschaftlichen Schläge, fand ich in meiner Torheit keinen besseren
Ausweg, allem Elend zu entgehen, als den Selbstmord.
(234)
So sass ich eines Abends am erloschenen Kaminfeuer und grübelte übe mein
trauriges Geschick. Plötzlich sprang ich vom Stuhle auf, öffnete den Schrank
und ergriff einen kleinen, aber sicher tötenden Revolver. Die Mündung des
Laufes setzte ich an meine rechte Schläfe und still betend drückte ich den
Hahn los. Blutüberströmt fiel ich vornüber auf den Fussboden meines
Schlafzimmers, auf dem hellen Teppich bildeten sich rote Blutflecken, deren
meine Wirtin sich noch lange mit Grauen erinnerte. War ich nun tot? Wahrlich
nicht, lebender denn zuvor; nicht mehr imstande, meinen toten
Körper zu bewegen, noch sagen zu können, was mit ihm geschehen solle.
Ich blieb im Zimmer, hatte ich dort doch noch Wertpapiere liegen, die von
vergangenen Erfolgen herrührten und auf die ich für zukünftige Erleichterung
meines Elends grosse Hoffnungen gesetzt, weshalb ich sie auch jetzt noch
hochschätzte. Welchen Wert hatten sie für mich? Ich sprach laut, aber
niemand hörte mich, ich stand in wirklicher Körperlichkeit, allein man sah
mich nicht. Mein Gedanke war noch immer, dass die Wertpapiere und Dokumente
in meinem Schrank, zu denen ich mich so hingezogen fühlte, für mich von
Nutzen sein könnten. Als ich nun sah, dass in Beamter sie mit meiner
Garderobe in meinen Reisekoffer legte und dann fortschaffte, erfüllte mich
eine entsetzliche Unruhe, ich rief und wolle gehört werden, doch vergebens;
ich befand mich in Angst und wirklicher Not. Die Identität meiner Leiche
wurde festgestellt und diese in dem Totenschauhause gegen eine kalte
Steinplatte gelegt. Mit Furcht blickte ich auf sie, denn der Anblick verriet
sofort die Todesart. Meine Verwandten wurden etwas beruhigt durch den
Ausspruch des Arztes, dass ich die Tat in Geistesabwesenheit begangen, und
bezeugten grossen Kummer übe mein frühzeitiges Ende. Auch aufrichtige Tränen
vergossen einige von ihnen, aber eher aus Ärger als aus Schmerz. Und wo
befand sich meine Frau? Suchte sie meine irdische Hülle auf, welche ihr kein
Geheimnis verriet? Nein, o nein! Als ich meinen physischen Leib tötete, da
war der Vorabend ihrer zweiten Heirat. Sie hatte ihre Hand einem andern
gegeben, ihm gehörte sie an; mein herz war vereinsamt, mein Leben eine Last.
Vergessen wollte ich, alles vergessen, und das wollte ich durch den Tod
erreichen und nun fand ich das Gegenteil, das ich weder gewünscht noch
überhaupt geahnt hatte. Nur ungern entfernte ich mich von meinem toten
Körper, und ich wunderte mich darüber, weshalb ich dort so gern verweilen
mochte. Es schien, als ob ein Band zwischen mir und ihm noch bestehe, das
uns durch ein unbekanntes Gesetz fesle, als ob er doch ein Teil von mir
bleibe. Daher beschloss ich nach einiger Überlegung, mich so weit wie
möglich von ihm zu entfernen, in der Hoffnung, mich dann wohler zu fühlen.
Ich befand mich dann auch bald in einer äusseren Atmosphäre der Erde, wie es
mir schien; alle meine Sinne waren bis zu einem ungewöhnlichen Grade
verschärft und es war mir, als ob jede Art von Unruhe, Ungemach und
unbefriedigten Wünschen mich folterten.
(236)
Mein erwachendes Schuldgefühl
Stellt euch einmal eine grosse Welt vor, in der ihr nur Selbstmörder
antrefft. Da umringen euch Tausende von Männern und Weibern, die ihr Leben
eigenhändig gekürzt haben.
Würdet ihr euch in einer solchen Gesellschaft wohl fühlen? Hättet ihr jene
furchtbare Tat begannen, wenn ihr gewusst, dass sie euch an jene
Leidensgefährten fesseln würde, die noch mehr auszustehen haben als ihr? Ich
bin jeglicher Worte bar, um die schauderhafte Empfindung zu schildern, die
mich gefangen hielt: wie in einem fremden Lande, ohne die geringste
Beschäftigung, ohne Freund, ohne Leitung, schwarzdunkel lag das Leben vor
mir; dunkler als es je gewesen. Da warf ich mich auf einen einsamen Platz,
wohin auch nicht ein Strahl geistigen Lichts drang; finster und trüb lag die
Atmosphäre auf mir. Einige Stunden nach menschlicher Zeit schien mein
abgemagertes Gehirn geruht zu haben, dann beschloss ich, mit den
unglücklichen Seelen, zu deren Gesellschaft mein Schicksal mich verdammt
hatte, zu sprechen. Es schien, als ob kein sterbliches Auge je auf jenen
Gesichtern geruht habe, keine Miene zeigte mir den geringsten Ausdruck der
Hoffnung, aber sie wies nur zu deutlich den Stempel der Sünde auf, die das
Naturgesetz verletzt. Da gab es keinen Willkommgruss, da streckte sich keine
Hand mir freundlich entgegen. Klagelaute nur und Seufzer drangen an mein Ohr
und erregten meine niedergeschlagene Seele derart, dass ich einen
entsetzlichen Schrei ausstiess und mich auf mein Gesicht warf, um nichts
mehr um mich her wahrzunehmen.
(237)
Lange Zeit brachte ich so zu, als ich plötzlich ein junges Mädchen auf mich
zukommen sah. Es war eine so von Kummer und Jammer zerfallene Gestalt, dass
ich für sie grösseres Mitleid empfand, als für mich. „Armer Mann,“ wandte
sie sich an mich „es wird dir nicht besser werden, bis du den Ausweg von
hier gefunden hast. Auch ich weile hier schon über ein langes entsetzliches
Jahr. Da mein Geliebter mir untreu geworden war, vermeinte ich nicht
mehr leben zu können, und im kühlen Fluss suchte ich meiner Verzweiflung
Ende. Aber da war ich so unglücklich, wie zuvor. Keinen Weg scheint es aus
dieser Finsternis zu geben, und jedes Mal, wenn eine gleiche Seele zu uns
kommt, fühle ich mich noch unglücklicher.“
Gespannt hatte ich ihren Worten zugehört, und die Frage quälte mich, der ich
dann auch Ausdruck gab, ob ich ewig hier bleiben müsse. „Mir ist wenigstens
kein andrer Ort bekannt,“ antwortete sie, „und wir werden hier bleiben, wenn
nicht ein Engel zu uns herabsteigt. O, wie entsetzlich ist es, selbst Hand
an sich zu legen! Ja, vermöchte ich diese unselige Tat wieder gut zu machen!
Aber wie trostlos fühlte ich mich auch, als Hans mir eines schöneren
Lärvchens wegen den Abschied gab, dass ich deshalb meinte, in den Tod gehen
zu müssen, ohne auch nur im geringsten zu ahnen, dass ich dann wit
unglücklicher sein würde, als ich es zu Hause geworden wäre. Meine armen
Eltern, diese braven, ehrenhaften Leute, und mein lieber kleiner Bruder! Als
Hans mit einer vornehmen Stadtdame verlobt, von der Hochschule zurückkehrte,
da suchte ich in meinem herben Leid den Teich auf, da wo er am tiefsten ist
und der einfliessende Fluss ihn erweitert. Noch höre ich das Jammern und
Schreien meiner Mutter, als man meine Leiche nach Hause brachte. Der Vater
begab sich in stummer Verzweiflung auf sen Zimmer und niemand vermochte aus
ihm nur ein Wort herauszubringen. Einen furchtbaren Eindruck muss mein
entseelter Körper auf meinen Bruder ausgeübt haben; in der Scheune suchte
der Ärmste seine Zuflucht, bis die Zeit herangekommen war, da meinen Leib
die kühle Erde aufnahm, dort wo ich meine Grosseltern und Ahnen ruhten. O,
Gott, o Gott,“ jammerte das Mädchen, „wer hätte auch wissen können, dass die
Gesetze der Geisterwelt so strenge sind und dass die Selbstmörder zum Elend
und zur Finsternis verdammt sind. Alle die du hier siehst, sind in gleicher
entsetzlicher Lage. Niemand weiss, was ihm die Zukunft bringt. Einmal flog
ein lichter Engel durch diesen Ort, aber ich sah ihn nicht; er hätte mir
wohl einen Ausweg gezeigt. O, käme er doch noch einmal wieder; ich sehne
mich die ganze Zeit nach ihm.“ „Und solltest du ihm begegnen,“ warf ich ein,
„so sage es mir; denn ich sehne mich fort, fort von diesem grässlichen Ort,
der so unbehaglich – schaurig.“
(238/239)
Die unglückliche Seele nahm Abschied von mir und enteilte in der Richtung,
woher sie gekommen. Gern wäre ich ihr gefolgt, hätte nicht ein Mörder und
Selbstmörder mir den Weg vertreten. Bei ihm hatte eine Doppeltragödie ihr
Ende genommen. Es ist nicht möglich, das Entsetzliche, das Grauenerregende
zu schildern. Wie ein abgehetztes Wild, wirren Sinnes, jeder Hoffnung ledig,
kroch er auf dem unebnen Boden umher, meinen Fuss behindernd. Bei seiner
Berührung empfand ich ein eigenartiges Entsetzen. Als ich ihn zum Aufstehen
nötigen wollte, stiess es ein donnerndes Knurren wie ein Raubtier hervor, so
dass ich durch einen Seitensprung ihm zu entgehen suchte. Dabei stürzte ich
über zwei von Jammer und Wehe umgebene Gestalten. Je weiter ich drang, desto
finsterer wurde es um mich – Stöhnen und Seufzen drang an mein Ohr und
Entsetzen verratende Gesichter , die jeder menschlichen Ähnlichkeit
spotteten, boten sich mir dar, und sie gesellten sich zu mir. Laut stiess
ich die Worte aus: „O mein Gott, wo bin ich?“ Da vernahm ich eine Abscheu
erregende Stimme neben mir: „Im Hades! Du weißt doch, dass wir alle
eigentlich noch leben und auf Eren weilen sollten. Hier scheint das
Narrenparadies zu sein. Unsere Natur war noch nicht auf die Änderung
vorbereitet, und wir tragen nun die Folgen, dass wir eigenhändig in unser
Schicksal eingegriffen. Die Rache ist mein – wehe, wer dem Naturgesetz
zuwiderhandelt, spricht der Beherrscher der Welten.“
“O mein Gott, zeige mir, wie ich von hier fortkomme.“ Aber die kreischende
Stimme antwortete wieder ebenso entsetzlich wie höhnisch: „Auf demselben
Wege, der dich hierher geführt.“ „O verspotte mich nicht,“ flehe ich, „ich
fühle mich bestraft dafür, dass ich gegen das Naturgesetz gesündigt habe.
Soll hier nun men beständiger Aufenthalt sein?“ „Seit drei Jahren weile ich
hier,“ gab er zurück, „und ich sehe noch kein Licht. Da ich des Lebens
überdrüssig war, griff ich zum Morphium, aber heute noch leide ich an
starken Magenbeschwerden davon, gegen die ich kein Mittel weiss.“ „Treibe
nicht deinen Scherz mit so ernsten Dingen,“ sagte ich, „wie kann man einer
ernsten Frage so wenig Wert beilegen.“ „Ich würde mich glücklich schätzen,“
antwortete der andere, „wenn ich hier alles in Licht setzen könnte, denn in
der Dunkelheit ist nicht mehr weiter zu leben. Mich dünkt es, dass wir uns
noch auf der Erde befinden, dass indessen das Tageslicht nicht zu uns
dringen kann, bis wir die Zeit gelebt haben, die wir auf Erden noch
zuzubringen hatten. Das ist so meine Ansicht, zu der ich hier allmählich
gekommen bin. Möchtest du nicht einige unserer interessantesten Nachbarn
sehen? Fasse mich bei der Hand und lass uns gehen. „Ich gehe mit, ich möchte
auch meine Umgebung kennen lernen,“ erklärte ich, wiewohl ich mit Grausen
daran dachte, welch neues Entsetzen sich mir bieten werde.
(240)
Umherirren in der Finsternis
Ohne ein Wort zu sprechen gingen wir auf einer abschüssigen Fläche abwärts,
dann wandten wir uns nach links und stolperten einen steilen Abhang
hinunter. Wir gelangten in eine enge Höhle mit dämonenhaften Wesen. Wie
Reptilien krochen einige heran, andere sahen aus wie unbekannte
Tiere; alle Ähnlichkeit mit einem Menschen war ihnen abhanden gekommen. Und
fragt ihr, was sie dort tun? Zeit töten, das ist vielleicht die richtige
Antwort. Diese Wesen hier hatten keinen Selbstmord begangen, sie waren
Verbrecher anderer Art in grösserem oder kleinerem Masse gewesen. Ohne
irgendwelches Streben oder geistige Fähigkeiten lagen sie untätig umher, zu
müssig, um uns gefährlich zu sein.
(241)
Ob ich im Laufe der Zeit auch einen solchen Ausdruck annehmen würde? War ich
verurteilt, zur Sühne meines Verbrechens nun beständig unter diesen
Geschöpfen zu weilen? Mein Gefährte schien mir nicht so abstossend zu sein,
obwohl er doch viele Jahre hier gelebt hatte. Sollte ich ein solch
scheussliches und ekelhaftes Wesen werden, all mein Mitgefühl, alles
menschenwürdige Aussehen verlieren? Ich flehte zu Gott, er möge mir einen
Weg zeigen, meinem Schicksal zu entfliehen. Ich wandte mich mit einigen
Worten an die trägen Geschöpfe. Starr und blöde sahen sie mich an, aber
keines antwortete.
Mich an meinen Begleiter haltend, drängte ich wegzukommen und schleunigst
klommen wir die Anhöhe wieder hinauf, und ohne Rast eilten wir schweigend
dahin zu einem andern Aufenthaltsort. In einer elenden Hütte lagen auf dem
Fussboden drei Geschöpfe, die einst wohl Menschen gewesen, jetzt aber als
solche kaum mehr zu erkennen waren. Eines von ihnen bewegte seinen lose
herabbaumelnden Kopf hin und her unter Fluchen, wobei er seinem Kläger Tod
und Teufel auf den Hals wünschte. Das andere Geschöpf schien in einem
unruhigen Schlaf dazuliegen und fuhr erschreckt in die Höhe, wenn es von den
beiden andern berührt wurde. Das dritte, ein Wahnsinniger, mit schwarzem,
eingeschrumpften Gesicht, liess seine überlangen Arme in wilder Wut in der
Luft herumfahren. Ein entsetzlicher Anblick, bei dem mir alle Lust verging,
etwas zu fragen; nach einiger Zeit wurde mir jedoch näheres bekannt.
Der erste hatte aus Eifersucht seiner getreuen Frau den Hals abgeschnitten
und war deshalb hingerichtet worden. Von niederem Intellekt und ohne
moralische Begriffe, hegte er selbst im Jenseits nur den einen Gedanken,
Rache zu nehmen. Da ihm der Wunsch sich zu bessern fern lag, und er im
Gegenteil nur noch bösere Gedanken ausspann, so kontrastierte seine Umgebung
nicht mit ihm. Er selbst sah aus wie ein Schwein, es fehlten nur die
Borsten. Auf Erden wird man kaum solch scheussliche Gestalten
treffen: das Gesicht von dem Ausdruck gemeiner Leidenschaft und roher
Grobheit entstellt, mit niederer, finsterer Stirn, dem Zeichen der
Beschränktheit, die Augen stechend, Wut und Rache verratend.
(242)
Das schlafende Geschöpf war auf Erden ein Schankwirt gewesen, der seine
Genossen und Gäste mit schädlichen Getränken vergiftet hatte, bis er selbst
in einem Streit erschlagen wurde. Der Wahnsinnige einstmals ein Räuber, der
seinen Verstand niemals gebraucht hatte und ihn darum jetzt völlig verlor,
glaubte mit seinen blutbefleckten Händen seine Opfer beständig erwürgen zu
müssen.
Weil ich das irdische Leben für eine Last hielt, hatte ich jene
unglückselige Tat begangen, die mich nun in diese elende Gesellschaft
brachte, die mich mein früheres Schicksal nur als ein Kinderspiel ansehen
liess. Ich war auf Erden kein wirklich schlechter Mensch gewesen, aber ich
hatte selbst mein Lebenslicht zu früh ausgelöscht und darum befand ich mich
nun in einer Finsternis, wo nur scheussliche Dämonen hausten. Hatte ich doch
meinen Lebenspfad plötzlich verloren. Geistig entwickelte Wesen fand ich nur
wenige; sie hatten sich zum Teil, wie das erwähnte junge Mädchen, in Gefahr
gestürzt, und der „Magenkranke“ – diesen Namen legte sich mein Begleiter
selbst zu – war trotz seines zynischen Wesens doch nicht bösartig.
(243)
Endlich eine heiss ersehnte
Wendung
Es mochten wohl sieben Jahre nach meiner Berechnung verflossen sein, als ich
zum erstenmal Licht bemerkte. Um so viel wie möglich allein zu sein, hatte
ich mich an eine ganz abgelegene Stelle begeben, die wilde, rohe und
aufrührerische Gesellschaft um mich herum brachte mich fast zur Verzweiflung
und in einen Zustand, der mich zu vernichten drohte. Es wurde mir allmählich
klar, dass es einem Boten der Liebe und des Lichtes wohl sehr schwer sein
müsse, in diese Sphäre einzudringen. Nur durch das völlige Aufgeben eigener
Glückseligkeit würde es möglich sein, Licht in diese Finsternis zu bringen,
diese liebelosen und gemeinen Wesen aus ihrem Elende zu befreien. Und es ist
erklärlich, dass nur jene zur Erlösung kommen, die selbst durch beständiges,
aufrichtiges, inniges Bitten und Flehen zur Gottheit, in reinere Sphären
emporgezogen zu werden, die Wesen der Liebe und des Lichtes herbeirufen, und
wem dann endlich der weisse Bote der Erlösung erscheint, ihm milde und gütig
zulächelt, der erhebt sich wie ein genialer Gedanke aus unserer
Gefangenschaft zu höheren, lichteren Sphären.
So erschien er dann endlich auch uns, und nach unserer langen Gefangenschaft
dünkten wir uns im Paradies, und die Liebe, Güte und Sympathie, die wir in
dieser helleren Sphäre fanden, liessen jede noch vorhandene Härte unseres
Wesens in Milde übergehen.
(244)
Werden diese meine Worte wohl einem verzweifelten Herzen zur
Warnung denen und es vor dem schrecklichen wahnsinnigen Entschluss des
Selbstmordes zurückschrecken lassen? Mein aufrichtiger Wunsch ist es; möge
ihm keine Last zu schwer dünken, um sie geduldig zu tragen, bis die Zeit der
Erlösung vom irdischen Körper und vom irdischen Elend von selbst kommt. Kein
Ungemach kann unserer Seele dadurch genommen werden, dass man den Leib
tötet; ein magnetisches Band fesselt die Seele an die Erde. Nur noch
unerträglicher machen wir das Ungemach, dem wir entrinnen wollen, und
grössere Schwierigkeiten stellen sich allen entgegen, die sich freiwillig in
die Welt der Geister stürzen. Millionen unglücklicher Seelen irren hier
verzweifelt und kummerbeladen umher, es fehlt ihnen die Anpassung, die sie
sich bis zu ihrem natürlichen Tode erworben haben würden. Und selbst jetzt,
da ich in lichteren Sphären weilen darf, bin ich, wenn auch viel glücklicher
als anfangs, doch nicht so glücklich, als wenn ich mein Elend auf Erden
ruhig ertragen hätte; ich empfinde, dass ich nicht höher kommen kann, da
meine irdische Lebenszeit noch nicht abgelaufen ist und ich unter den
Menschen selbst doch keinen Platz mehr einnehmen kann.
Durch diese Warnung hoffe ich mein Gemüt zu erleichtern, mein Herz zu
beruhigen. Als ich, durch das Medium angezogen, in euren Kreis trat,
übertrug ich unwillkürlich euch etwas vom Zustand meiner Vergangenheit,
wodurch ich euch leibliches und geistiges Unbehagen schuf; ich bitte, mir
dies gütigst zu verzeihen. Ich fühle mich nun angenehmer, und mit viel
leichterem Herzen, als ich es je seit meiner elenden Tat empfunden, kehre
ich zurück.
(245)
Oft sagen Verstorbene zu ihren zurückgelassenen Lieben: Wir sind
glücklich und dabei sind sie es nicht im geringsten. Sie sagen dies
nicht nur, um die Hinterbliebenen nicht noch mehr in Trauer zu versetzen,
sondern auch oft, um die Verwandten auf Erden nicht darüber aufzuklären, wie
erbärmlich elend es ihnen seit ihrem Tode ergangen ist und noch ergeht.
Und aus diesem Grund will ich auch meinen früheren Namen nicht unter diese
Botschaft setzen, weilt ja noch eine Person auf Erden, übe welche ich
dadurch grosses Herzeleid bringen würde, dies ist der einzige Grund, weshalb
ich ihn nicht bekannt geben möchte. Doch hielt ich es für meine Pflicht,
diese Mitteilung zu machen, damit Menschen, die mit dem Gedanken umgehen,
sich auch selbst das Leben zu nehmen, davor zurückscheuen und meinem
Schicksal entgehen. Ihr ahnt nicht, was ich durch das schreckliche Leben und
die böse Umgebung auszustehen hatte. Männer und Weiber, die ihr dies hört,
nehmet euch niemals eigenmächtig das Leben. Dies ist
der Wunsch einer reuigen Seele.“
Eine Frau, die sich aus Gram über den Tod ihres Mannes
erschossen, berichtet folgendes über ihr Ergehen im Jenseits:
Ich liebte meinen Mann so wahnsinnig, dass es mir unerträglich erschien,
ohne ihn leben zu können. Während man ihn begrub, erschoss ich mich. Als ich
meinen blutenden Leichnam vor mir liegen sah, erstarrte ich vor Schreck. Ich
konnte nicht fort vom Leichnam; ich war wie angebunden. Ich sah, wie man die
Wunde wusch, hörte wie sie weinten und jammerten. Ja, ich war wirklich tot
und kalt. Freude durchzuckte mich, dass ich nu meinen geliebten Mann finden
würde. Als meine erste Betäubung vorüber war, konnte ich mich bewegen, ich
rief nach ihm, doch er kam nicht. Wo ist er? Wie furchtbar gross und weit
ist das All; wie viele Millionen Sterne gibt es da! In welchem Stern ist er
wohl? Soll ich ihn denn eine Ewigkeit suchen? Ich bin verzweifelt! Also hat
mein Selbstmord gar nichts geholfen, denn ich bin nicht bei ihm.“
(246)
Nach einiger Zeit fand sie ihn, konnte aber wegen der ungleichen
Beschaffenheit ihrer geistigen Körper nicht bei ihm bleiben.
Ich füge diesen Mitteilungen noch einige beachtenswerte Bemerkungen
des Verfassers der Broschüre bei. „Das Gesetz der geistigen
Wahlverwandtschaft offenbart sich im Jenseits in voller Stärke. Alle, die
gleiche Taten aus gleichen Gründen getan haben, leben in gleichem Zustand.
Jeder zeigt sich wie er ist. Verstellung gibt es da nicht mehr, wo einzig
die moralische Beschaffenheit gilt. Orden, Titel, Gold, die auf Erden einen
Schurken zum angesehenen Mann machen können, täuschen hier niemand mehr; der
Wert des Menschen zeigt sich untrüglich in seiner Farbe und Gestalt.
Hässlich und schwarz, dem Tiere ähnlich, erscheinen die niederen Menschen,
schön und licht die höher entwickelten Geister. Wunderbar recht hat die
Sprache, wenn sie Ausdrücke schafft, die wir bildlich zu nehmen gewohnt
sind. Die Redensarten „schwarze Seele“, „schwarze Gedanken“, sind mehr als
willkürlich zusammengesetzte Worte. Gutes erscheint im Jenseits wirklich als
licht und hell, Böses als dunkel und schwarz. Die Sprache schöpfte aus dem
metaphysischen.“
(247)
Diesen Bemerkungen möchte ich noch beifügen, dass solche, die in
Geistesumnachtung oder auch von schweren satanischen Anfechtungen
überwältigt sich das Leben nehmen, nach Gottes gerechtem Urteil gewiss ein
anderes Los treffen wird, als solchen, die bei klarem Verstand die
verhängnisvolle Tat begehen.
Mögen die Offenbarungen aus dem Reich der Finsternis, die wir in der
erwähnten Broschüre erhalten die Leser anspornen, im untrüglichen Wort
Gottes sich den Weg weisen zu lassen, wie wir geschickt werden, bei unserem
Abscheiden aus der irdischen Welt Aufnahme zu finden in die himmlische Welt
des Lichtes und des Friedens, in die uns die mitgeteilten Erfahrungen so
erhebende Blicke gewähren!
o O o O o O o O o O o O o O o
Leere Gräber / leerer Sarg
(aus: „die Geisterchronik“)
17. das Kind von Bruder Zais
Kürzlich kam die Reihe zum Ausgraben auch an das Grab des Kindes von Bruder
Zais, eines gar treuen, frommen, vom Geist Gottes ergriffenen Söhnleins, das
etwa im 10. Jahre starb. Der alte Totengräber machte den Vater darauf
aufmerksam und sagte: „Gib acht, wie nett es ist, wenn man den Sarg öffnet
und die Brustbeinchen liegen so im Kreuz auf dem Rückgrat.“ Zais meinte
trocken: ‚Ja, wir wollen sehen’, und stellte sich ein. Der Sarg war noch
wohlerhalten, und als sie ihn öffneten, lagen die Hobelspähne noch darin,
aber vom Körper keine Spur. „Was ist denn das?“ rief der ehrwürdige Mann,
„das ist mir ja noch nie vorgekommen!“ ‚ Sei nur zufrieden,’ erwiderte Zais,
‚ich dachte mir’s, es könne so sein, und nun weiss ich’s gewiss.’
“Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung“ (Offbarung
Joh. 20, 6). (siehe auch zusätzlichen Hinweis
im Buch, Eintrag 30)
51. fromme Jungfrau…
Letzten Samstag abend stiess der Totengräber auf einen morschen, aber noch
seine Form behaltenen Sarg. Als er ihn behutsam öffnete, fand er auch nicht
eine Spur menschlicher Überreste. Nur ein sogenanntes Milchbecken lag darin,
womit man früher den bei jungen Leuten auf den Sarg gelegten Blumenstrauss
zum Schutz beim Zuschütten des Grabes zu bedecken pflegte, und welches
Gefäss nun durch den morschen Deckel gefallen war. Angestellte
Nachforschungen ergaben, das der Sarg einst die Leiche einer frommen
Jungfrau barg, die ein stilles, weltabgewandtes Leben führte und, erfüllt
von einer starken Sehnsucht nach der himmlischen Heimat, frühe gestorben
war.
61. Auferstehung… 3. Beispiel:
der alte Schäfer Wöhr..
Über die Auferstehung sind viele Kinder Gottes im Unklaren. Nach der
allgemeinen Auslegung der in Betracht kommenden Schriftstellen findet die
erste Auferstehung bei der Wiederkunft Christi statt und nicht sogleich nach
unserem Tode oder etwa nach einer noch Ausreifung nötigen kürzeren oder
längeren Zwischenzeit. Aber unumstössliche Tatsachen beweisen, dass es nicht
ein einzigartiger Vorzug Christi ist, dass er so bald nach dem Tode
auferstand, und wir als Glieder eines Leibes aufeinander angewiesen sind und
nur alle miteinander zur Vollkommenheit gelangen können und sollen.
(Anmerkung der Red.: eine klare Bestätigung hierfür, eine klare
Aussage findet sich in Matthäus 27, 52 und 53: „52: Und die Erde erbebte,
und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und
standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, 53: und
gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen
in die heilige Stadt und erschienen vielen.“ Die Auferstehung,
mit den leeren Gräbern als Folge, fand also damals gleich nach Jesu
Auferstehung schon ihre Fortsetzung.)
Der alte Schäfer Wöhr ist für mich das dritte (s. Eintrag Nr
17 und 51) glaubwürdige Zeugnis für eine fortgehende Auferstehung. –
Als man ihn ausgraben wollte, fand man im Sarge nur das halbvermoderte
Sterbekleid. An seinem Todestag hatten sich einige seiner auswärtigen
Freunde vor Tagesanbruch aufgemacht, ihn zu besuchen. Als sie noch eine
schwache Stunde von hier entfernt waren, hörten sie in der Luft einen
wunderbar lieblichen Gesang vieler Stimmen, der sich wie aufwärts steigend
in den Wolken verlor. Sie hatten dabei den Eindruck, dass ihr schwerkranker
Freund gestorben und soeben von en Engeln heimgetragen worden sei. Bei ihrer
Ankunft erfuhren sie, das der Kranke genau zu der Zeit, da sie den Gesang
gehört hatten, entschlafen sei. Sein Leben war eine Kette von Leiden. Was
hatte er nur mit seinen zuletzt nach Amerika ausgewanderten Kindern
durchgemacht! Gott zu loben war hienieden schon seine grösste Freude. Wenn
er beim Morgengrauen mit seiner Herde die Gemeindescheuer verliess und die
Amseln singen hörte, konnte er sich nicht enthalten, mit ihnen den Schöpfer
zu preisen. Er tat dies gern mit selbstgemachten Reimen. Sein Andenken ist
heute noch ein gesegnetes
Welch ein Unterschied, der hier
am Schluss notierten gegenüber den ab Anfang aufgeführten Einträge!
Daher: no suicide!
”Der Geisterhannesle” (Johannes Gommel) ist ein weiteres Büchlein von Joseph
Hahn (von welchem der Redaktion etwa 40 Schriften / Titel bekannt sind). Es
passt völlig zum Lebensbeschrieb über Johannes Gommel was Joseph Hahn im
letzten Abschnitt des vorerwähnten Büchleins (Renatus Verlag
Lorch, Württ.) niederschrieb:
“ … Die irdischen Überreste des seligen Johannes Gommel wurden in Heidelberg
auf dem St. Anna-Friedhof in dem von Göler’schen Familiengrab beigesetzt.
Als in späteren Jahren dieser Friedhof einging und in einen zum Hotel Europe
gehörenden Garten umgeschaffen wurde, liess die Familie von Göler ihre
Angehörigen ausgraben und auf den neuen Friedhof verbringen, woselbst das
Denkmal heute noch zu sehen ist. Als man das Grab des sel. Johannes öffnete,
fanden sich keine Überreste mehr von ihm vor. Vermutlich hatte die
Verwesung keine Macht über den vergeistigten Leib seiner in der Heiligung
ausgereiften Persönlichkeit, und er zählt zu denen, die nach dem Vorbild
Christi kurze Zeit nach ihrer Bestattung auferstehen dürfen, was trotz
entgegengesetzter Ansicht vieler Schriftausleger – nach wohlverbürgten
Zeugnissen immer wieder, wenn auch nur ganz selten, vorkommt.
Was der Herausgeber der Mitteilungen aus dem Leben Johannes Gommels in
dessen Bibel eingeschrieben fand, soll im Sinne des Vollendeten den Schluss
dieses Büchleins bilden:
“Gott allein die Ehr’ und sonst keinem mehr!“
Und im Büchlein „Oetinger der Geisterprediger“ schliesst Joseph Hahn
mit folgender Begebenheit:
In Bezug auf seinen Heimgang wird erzählt: „Am dritten Tage nach
Oetingers Leichenbegängnis stand bis tief in die Nacht sein Sohn Johann
Friedrich an einem Fenster der Prälatur Murrhardt und warf, des teuren
Vaters gedenkend und über den Zustand des Verstorbenen sinnend, von Zeit zu
Zeit einen Blick nach der Klosterkirche hinüber, wo die Leiche eingesenkt
war. Der zwölfte Glockenschlag hatte eben Mitternacht verkündigt, als Johann
Friedrich, ehe er sich schlafen legte, seufzend den letzten Blick
hinüberwarf. Da sah er plötzlich die Kirche hell erleuchtet, und ein klares
Licht, glänzend wie der Morgenstern, erhob sich aus der Klosterkirche, bis
es, langsam in die Höhe schwebend, endlich am Firmament seinen Augen
entschwand. Da sank er auf die Knie und sprach bei sich: ‚Selig ist und
heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung’ (Offenb. 20, 6). ‚Die Lehrer
aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur
Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. (Daniel 12, 3).“
Ende
Hier als Hinweis für Interessierte noch eine unvollständige
Auflistung der Titel / Bücher von Josef Hahn, die s. z. im Renatus-Verlag,
Lorch, Württ. erschienen sind:
Auf dem Heimweg
Aus der oberen Heimat
Bekanntes und Unbekanntes aus dem Leben von Johann Michael Hahn
Der „Geisterhannesle“ (Johannes Gommel)
Der kleine Kolb
Der letzte Augenblick
Das Reich des Lichts und das Reich der Finsternis
Den Wort ist die Wahrheit
Der zweite Tod
Die Geisterchronik
Die ewige Fortdauer der Menschenseele
Die Heimat der Seele
Der kleine Kolb
Ein Blick in die himmlische Heimat
Ein geheimnisvoller Gast
Ein Traum vom Gottesacker
Erlebtes, nicht Gedachtes, Geträumtes und Verlachtes
Ewiges Leben
Ewig geborgen
Franz Xaver Hugo, der Kapuziner
Friedhof-Poesien
Für hörende Herzen
Geistliche Bildergalerie
Geisterstimmen
Grabrede
Im Abendlicht
Jenseitsblicke
Jesus allein
Lebendiges Wasser
O Ewigkeit du Donnerwort! O Ewigkeit, du Freudenwort
Offene Augen
Oetinger der Geisterprediger
Pilgerpsalmen
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben
Tod und Ewigkeit
Trachtet nach dem was droben ist
Ungerufen, oder: Geh nicht vor der Zeit in die Ewigkeit
Über Luzifer, den gefallenen Thronfürstenengel
Was kein Auge gesehen hat
Zum Beten geh ins Kämmerlein
Zwischen Himmel und Erde
(Diese Auflistung ist nur als Hinweis gedacht und ist s.w.s. nicht
vollständig)
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