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Selbstmord? Nein! - Suicid? No!
 
 
 

Selbstmord? Nein! - Suicid? No!

Auszüge aus Büchern von Josef Hahn, Pfr Alexander Stern, Pfr. Joh. Chr. Blumhardt, Sadhu Sundar Singh, usw…, bezüglich Selbsttötung / Suizid

aus den Büchern und Schriften: O Ewigkeit, Die Geisterchronik, Der Geisterhannesle (Johannes Gommel), Blicke ins Jenseits, Gesichte, Krankheits- und Heilungsgeschichte der G.D.,  usw

Es gäbe auch viele Begebenheiten aus neuerer Zeit; die nachstehenden stehen stellvertretend für jene (z T aus Gründen des Persönlichkeits-Schutzes hier nicht näher erwähnten)

Inhalt
 

Vorwort von Pälat Friedr. Chr. Oetinger     Seite    1
ausgew. Einträge  „Die Geissterchronik“ (Jos. Hahn)    Seite    1– 5
Ungerufen in die Ewigkeit, Jos. Hahn, „O Ewigkeit“    Seite    5 – 12
Pfr. Joh. Chr. Blumhardt, aus dem „Geisterkampf“   Seite  12 – 13
Versäumte Gelegenheiten (S. Sundar Singh)     Seite  13
Anhang (Pfr Stern, aus “Blicke ins Jenseits“) S. 231  Seite  13 – 23
Warnung eines Selbstmörders vor Selbstmord S 247 Seite  13 – 23
Beispiele von „Leere Särge“ am Schluss Seite  24 – 25
und zwar die Einträge 17, (30), 51, 61 über leere Särge/Gräber  Seite  24 – 25
Johannes Gommel (s. leerer Sarg), a. „der Geisterhannesle“ Seite  25
spez. Hinweis seines Sohnes über Prälat Friedr. Chr. Oettinger Seite  26


I. Teil  aus: „Die Geisterchronik“ von Josef Hahn, die Selbstmord / Suizid zum Thema haben

Das Büchlein beginnt mit
Einleitenden Worten des Prälaten F. Ch. Oetinger:

Heute lacht man, wenn man glaubt, es gebe Gespenster oder aus dem
sind voll von solchen Erzählungen. Man sollte alle die Erzählungen, die gewiss sind, aufzeichnen. Eliphas erhärtet es (Hiob 4, 12 – 21). Demnach sollen wir die Erzählungen auf der Gasse prüfen. Wenigstens will Gott die Nachrichten vom Zustand nach dem Tod nicht untergehen lassen durch dergleichen Erscheinungen. Solcher Dinge geschehen viele.

Friedrich Christoph Oetinger  -  t 10. Febr. 1782
Diese Worte finden sich auch im Büchlein „Ötinger, der Geisterprediger“. Was sein Sohn in Bezug auf den Heimgang seines Vaters gesehen hat, ist ganz am Schluss dieses Dokumentes erwähnt.

Es folgen nun ausgewählte Einträge aus „die Geisterchronik“:

9. die Selbstmörderin

Vor der in der nördlichen Ecke des Kirchhofs eingescharrten Selbstmörderin habe ich mich anfangs gefürchtet. Sie muss auf jedem Arm ein Scheinkind tragen und hat zur Strafe für ihre Torheit die Physiognomie eines Esels. Als ich sie fragte, ob sie die Metzgers-Hanne sei, bejahte sie es mit Kopfnicken, wobei ihre langen, bis auf die Schultern herabhängenden Ohren hin- und herwatschelten, was grauenhaft anzusehen war. Mit Zwillingen unter dem Herzen hat sie sich aus Mangel an Glauben und Gottvertrauen erhängt, und ist nun ein Gegenstand des Spottes für alle übrigen Geister.

Wirksam trösten kann sie nur der Gott der Hoffnung; denn ist auch die längste Lebenszeit kurz im Vergleich zur langen Ewigkeit, so ist doch ein Zeitraum von 39 Jahren (so lange hätte die Hanne noch gelebt, wenn sie sich nicht erhängt hätte) unter solchen Umständen eine fast endlos scheinende Dauer.

Herr, erleichtere der unglücklichen Seele ihr trauriges Los und lass sie wenigstens die Zeit, welche ihr in ihrem Erdenleben zum Ruhen und Schafen bestimmt war, an einem Friedensort zubringen. Amen.

19. ruhelose Flamme nachts an der Selbstmörderecke

Was mag wohl das für eine unglückliche Seele sein, die hie und da in den dunklen Nächten, wann Neumond ist, auf der Mauer an der Selbstmörderecke in Form einer Flamme ruhelos auf und ab schwebt? Schon viele sahen diese Erscheinung, welche ein Gelehrter als Irrlicht erklärte.

Wie kommt es, dass der arme Geist nicht imstande ist, eine menschliche Gestalt anzunehmen und sich nur in lichtärmster Zeit auf der Erde aufhalten kann? Ist sein Besuch als Gnade aufzufassen oder als Strafe? Ich glaube das erstere. Wie schrecklich muss dann sein sonstiger Aufenthaltsort sein, wenn das zeitweilige Schweben in der Nähe seiner irdischen Überreste eine von der Erbarmung Gottes ihm gewährte Erleichterung ist!

Was wird er seelisch zu leiden haben? Welche Gedanken werden seinen verzweifelten Geist bewegen? Wie weit muss er sich während seines Erdenlebens von Gott, der Quelle des Lichts und der Freude, entfernt haben, und mit welcher Art von Sünde hat er sich sein jetziges Los wohl zugezogen?

22. der junge Kaufmann, er hatte sich erschossen

Draussen stürmt es und schneit’s. Immer war mir’s als hätte es angeklopft. Ich dachte, es werde vielleicht der Wind sein, der an der morschen Türe rüttelt; aber nicht der Wind war’s, sondern der Geist des jungen Kaufmanns, der sich im vorigen Jahr um diese Zeit das Leben nahm. Zitternd stand er in der Gestalt eines Totengerippes vor der Türe und bat um Einlass. Heut ist der Jahrestag. Eben hätte er sich wieder erschiessen müssen und durchlebe nun alles noch einmal, was er nach seinem Erwachen empfunden. Er fühle sich grenzenlos unglücklich und sei voller Angst und Verzweiflung.

Ich sagte ihm einige Trostworte aus der Heiligen Schrift, die er begierig aufnahm und die ihn sichtlich erquickten.

32. seine Knie vor der grossen Hostie nicht beugen..

letzter Abschnitt aus Eintrag 32.:
Wer gelernt hat, Gott im Geiste und in der Wahrheit anzubeten, wir seine Knie vor der grossen Hostie nicht beugen; aber gewiss vor dem Herrn, der verheissen hat: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Und diese Verheissung geht gewiss überall in Erfüllung, wo Seelen im Namen Jesu sich vereinigen und im Glauben zu ihm aufblicken, mögen sie nun er evangelischen, katholischen oder einer andern christlichen Konfession angehören.
“Einst fallen alle Schranken und keines mehr sich irrt,
dem einen Hirten danken                dann eine Herde wird.


37. Pfarrerstöchter sahen Totengerippe…

Die beiden jüngsten Töchter unseres Herrn Pfarrers, die am Sonntag abend die Ruhestätte ihrer Mutter besuchten, kamen mir so aufgeregt vor. Sie verweilten auch nicht lange und sahen immer ängstlich umher. Nun ist das Rätsel gelöst.

Als sie en Kirchofweg heraufgingen, haben sie ein Totengerippe dem Eingang zueilen sehen. Das Schlegeln der Knochenarme sei besonders schauerlich gewesen. Wer es ist, haben sie erraten. Der mir wohlbekannte Selbstmörder, der für gewöhnlich am Ort seiner Tat verweilen muss, fühlte sich wahrscheinlich von seinem immer noch mit der Seele verbundenen Leib angezogen und wurde dabei für Augenblicke sichtbar.


42. Mann ohne Kopf – Schnellzug…

Meine Nichte zweifelt jetzt nicht mehr am Vorkommen von Geisterer-scheinungen. Als sie an einem Sommerabend ihren lungenkranken Mann auf einem Spaziergang begleitete, sah sie auf dem Bahngeleise, mit welchem der Weg eine kürzere Strecke parallel geht, einen Mann ohne Kopf einherschreiten. Vor Schrecken verlor sie Sprache und Farbe. Nur mit Mühe konnte sie ihren erstaunten Mann auf die grässliche Erscheinung hinweisen. Auch er sah den kopflosen Fussgänger; aber wenige Augenblicke später verschwand das gespenstige Bild unter dem heranbrausenden Schnellzug. Die Untat des Selbstmörders wird sich gejährt haben.


55. vorzeitiger Tod… durch Gift

Sie halten ihn alle für selig, den Franzelmann. Ich glaube auch, dass er in Gnaden angenommen wird, aber dass er beim Herannahen des Endes flehentlich um ein sicherwirkendes Mittel zur raschen Herbeiführung eines schmerzlosen Todes hat, geschah aus Mangel an einem tiefgründigen Glauben. Ich sah ihn im Traum nach seinem Abscheiden unter qualvollen Vergiftungserscheinungen sterben, was sicherlich ein Stück vom andern Tode war, den er noch durchzukosten hatte.


58. Kopf schütteln… als der Pfarrer ihn lobte..

Bei der gestern abend stattgehabten Beerdigung des früheren Zunftmeisters stand ich am Schalloch und hörte der Grabrede zu. Da sah ich im Hintergrund ganz deutlich seinen Geist stehen und jedes Mal, wenn der Pfarrer ihn lobte, energisch den Kopf schütteln. Ich war von seiner Erscheinung so ergriffen, dass ich mit dem Einsetzen des Vaterunser-Glöckleins zu spät kam.

64. Grundsätzliche Hinweise zu Erscheinen von „Geistern“

Erklärender Teil zur „Existenz böser Geister“:
Der erste Sonnenstrahl grüsst mich durchs Fenster – ein lieblicherer Anblick als die abscheulichen Fratzen und Luftgeister, die oft neugierig durch die Scheiben glotzen. Erst sah ich sie nur wie kleine Pünktchen oder Wasserbläschen; jetzt aber erblicke ich ihre ganze, meist ungeheuerliche Gestalt, halb Mensch, halb Tier. Dieses Gewimmel und Einander nachjagen im Luftraum!

Unsere moderne Theologie wird den Glauben des Apostels Paulus an die Existenz böser Geister unter dem Himmel (Epheser 6, 12) nicht teilen. Der Glaube an Geister (Lukas 24, 37 und 39) überhaupt wurde von nicht wenigen Predigern ja schon seit langem in das Gebiet der Fabel und des Aberglaubens verwiesen und Andersdenkende in die Gesellschaft der Schwärmer und Obskuranten. Die zuweilen im Namen der Religion Gebrandmarkten finden unter der Schar der Ausgestossenen eine nicht geringe Zahl von Persönlichkeiten aus alter und neuerer Zeit, deren Namen einen guten Klang hat, und auch dann noch behalten wird, wenn ihre Richter längst vermodert und vergessen sind.


65. „Sterben“ - warum packt dich das Wort so?

(Eintrag erster Teil)
Wie mein Vetter, der „graue Mann“ (s. Stillings „Heimweh“), so bin auch ich manchen Menschen in dem Masse unsympathisch, als diese noch irdisch und fleischlich gesinnt sind. Nichts ist natürlicher. Ich verarge es ihnen deshalb nicht und wünsche und erbitte solchen Gegnern Licht zur Erkenntnis der Wahrheit, und Kraft zum Sieg über die Sünde.

In den meisten Fällen beruht die Abneigung gegen das Übersinnliche und seine Prediger in der Liebe zum Leben des Fleisches und der damit zusammen-hängenden Furcht vor Tod und Grab, Ewigkeit und Gericht. Nur nichts, das ans Sterben erinnert, weder ans Sterben des alten Menschen mit seinen Lüsten und Begierden, noch an das Ende des Erdenlebens mit seinen Freuden und Genüssen.

“Sterben! warum packt dich denn das Wort so? Rechenschaft geben dem Richter droben über den Sternen.“ – ‚Nein’ sagst du, ‚öd, einsam, taub ist’s droben.’ – „Wenn’s aber och etwas mehr wäre?“   -  (Schiller)


und bei Joseph Hahn: O Ewigkeit finden wir folgendes zum Thema Selbstmord (Ungerufen in die Ewigkeit):

Unter den himmlischen Freunden Ewalds befand sich einer, gegen den er eine besondere Zuneigung empfand. Ähnlichkeit des Charakters und der Lebensführung verband die beiden Jünglinge in einer Weise, die auch mit dem schönsten Ideal irdischer Freundschaft nicht verglichen werden kann.

Als Ewald noch als Kaufmann im Kontor beschäftigt gewesen war, hatte der selige Manfred sich schon vom Geiste Gottes angetrieben gefühlt, für seinen zukünftigen Freund zu beten. Engel hatten ihm auch zuweilen Botschaft von ihm bringen dürfen, und als Ewald später auf dem Krankenbette gelegen hatte, war Manfred ihm oftmals als unsichtbarer Tröster nahe gewesen und hatte ihm Himmelslüfte zugefächelt. Beim Verlassen der Leibeshütte hatte er zunächst bei ihm gestanden und ihn im Namen der übrigen ihn einholenden Jünglinge begrüsst.

Ihre vom Herrn ihnen zugeteilten Besitztümer grenzten aneinander. Beide Anwesen hatten wie ihre Eigentümer grosse Ähnlichkeit miteinander, und doch waren wieder Unterschiede bemerkbar, entsprechend den verschiedenen Begabungen und Charaktereigenschaften der beiden Freunde. So oft sie sich zu einander hingezogen fühlten, besuchten sie einander
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wechselweise, beteten dann gemeinschaftlich, betrachteten miteinander die bis aufs Kleinste in Wort und Bild vervollständigte Heilige Schrift, oder sangen und musizierten zum Lobe des Herrn. Da sie beide einen besonderen Sinn für die Wunder Gottes in der Natur hatten, durchstreiften sie nicht selten Hand in Hand die Himmelsfluren. Immer wieder neue Gegenden und Schönheiten entdeckten sie auf ihren Wanderungen und hielten durch die Kunst des Malens gar manches Bildnis fest.

Bald nach einem herrlichen Feste des Himmels, da der König aller Könige mit seinen Heiligen auch ihre Seligkeitsstufe durchzog, hatten die beiden Freunde wieder das Bedürfnis, gemeinsam zu wandern und sich gegenseitig über die Eindrücke des himmlischen Triumphzuges auszusprechen.

Sie wählten zu diesem Gedankenaustausch eine bewaldete Anhöhe, die sie unlängst gefunden hatten und auf der sie die Liebe und Güte Gottes in einer besonderen Weise empfinden durften. Dort setzten sie sich am Rande des Waldes nieder und liessen die Majestät dieses erhabenen Ortes einige zeit stillschweigend auf sich einwirken. Die ganze Gegend erfüllte ein unaussprechlich wohltuendes Licht, und so weit das Auge reichte, erblickte man ein Grün und einen lieblichen Farbenschmelz, hinter dem alles Grün, alle Farbenpracht der Erde weit zurückbleibt. Selbst das Laub der Bäume und Sträucher erschien glänzend, Stamm, Zweige und Blätter waren durchleuchtet; alles war von Herrlichkeit durchdrungen und atmete Liebe und Frieden. In das geheimnisvolle Rauschen der von zarten Lüften bewegten Wipfel mischte sich in harmonischer Weise das einem Gebet gleichende Lied einer Nachtigall. Nah und fern blühten unzählige Blumen, deren Formen, Farben und Wohlgerüche nicht mit menschlichen Worten geschildert werden können. Die ganze Schöpfung forderte zum Preise dessen auf, der alles so herrlich erdacht und geschaffen hat, und die beiden Freunde zögerten nicht, sich in tiefer Demut vor dem unsichtbaren Gott zu beugen. Als sie sich vom Gebet erhoben hatten und in himmlischer Eintracht beieinander sassen, begann zuerst Manfred von dem zu reden, was er beim Durchzuge des Herrn empfunden hatte. Wie vieles sagte ihm der Liebesblick des Heilandes, der ihn so mächtig erfasst hatte und den er nimmer vergessen konnte! Auch Ewald hatte beim Anschauen dessen, der für ihn in den Tod gegangen, der ihn mit unendlicher Liebe zu sich gezogen, ihm durch Krankheit und Tod so gnädig hindurchgeholfen hatte, unaussprechliche Empfindungen. Die unverdiente Liebe des Herrn, die ihnen immer grösser und anbetungswürdiger wurde, als sie ihre Lebensgeschichte von Kindesbeinen bis zu ihrer gegenwärtigen Seligkeit an sich vorübergehen liessen, bildete den Hauptgegenstand ihrer Unterredung. Sie achteten dabei besonders auf die unermüdliche Treue, mit welcher der gute Hirte sie geführt, beschützt und bewahrt hatte. Eine gewisse Bangigkeit überkam ihre Herzen, wenn sie nun aufs klarste erkannten, welch grossen Gefahren der Seele und des Leibes sie oft ausgesetzt gewesen, die allein durch die Gnade und Fürsorge Gottes abgewendet worden waren. Sie fühlten sich dadurch zu ewigem Danke verpflichtet, und ihre Liebe zum Herrn steigerte sich mit jeder neuen Entdeckung seines unergründlichen Erbarmens. 
Die Schilderungen Manfreds von seiner irdischen Heimat veranlassten Ewald zu mancherlei Fragen; und da er innigsten Anteil an der Lebensführung seines Freundes nahm, auch für dessen Familie betete, so stieg der Wunsch in seinem Herzen auf, ihn auf die Erde zu begleiten. Manfred las dieses in der Seele Ewalds. Fragend richtete er den Blick nach jener Gegend, von der das Licht des Himmels auszugehen schien, und
empfing sofort im Innern die Antwort: „Gehet hin, es ist mein Wille!“ Die beiden Freunde umarmten sich und schwebten nun mit Gedankenschnelle nach jener Richtung, wo in weiter Ferne die himmlische Helle etwas erblasste. Sie durchflogen die Heiligungsstufen, dann deren Vor-
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hallen und zuletzt die Räume der Reinigung, vor denen sie sich vermittelst der schöpferischen Macht des Willens verhüllten. Als sie die Erde erreichten, war es Mitternacht und Vollmond. Ihr erster Gang war ein Besuch in Manfreds Elternhause. Ewald besah unter Führung seines Freundes die einzelnen Örtlichkeiten, die ihm aus Manfreds Lebensgeschichte wohlbekannt waren; unter anderem betrat er auch das Kämmerlein, in dem derselbe zum erstenmal die Knie vor Gott gebeugt und nach vielen Irrwegen Vergebung, Trost und Frieden gefunden hatte.

Gottesacker....  wo der Keim seines Auferstehungsleibes...

Längere Zeit verweilten sie am Bette seiner Mutter, die seit dem Heimgang Manfreds of an die Ewigkeit dachte, aber durch ihren weltlich gesinnten Mann sich immer wieder abhalten liess, das eine, das allein Not ist, mit ganzer Entschiedenheit zu suchen. Ein
Blick an das Lager des jüngsten Bruders trieb die beiden Freunde zu besonderer Fürbitte an. Dort stand eine fürchterliche Gestalt, deren Aussehen kein Sterblicher ohne Schaden ertragen könnte. Es war ein Satansengel, den die Leidenschaften dieses unglücklichen Jünglings angezogen hatten und der nun sein ständiger Begleiter war.  Er warf Blicke des Zornes und des Hasses nach den beiden älteren, gottsuchenden Brüdern und sprühte Feuer, als die seligen Geister seinem Opfer sich näherten. Manfred schaute betend empor, breitete die Hände zum Segen über die Seinigen aus und küsste die ihm geistverwandten Brüder auf die Stirne. Hierauf verliessen sie das Haus, nachdem sie zuvor in einem anderen Gemache ein längst verstorbenes Familienglied ermahnt und getröstet hatten das durch seinen irdischen Sinn nun über ein Jahrhundert an seinem ehemaligen Besitztum hängen geblieben war, und begaben sich zunächst auf den Gottesacker. Manfred zeigte seinem Freunde die Stätte, wo der Keim seines Auferstehungsleibes auf die Vollendung seiner Seele wartete. Ein schlichtes Kreuz auf einem Felsblock trug das Schriftwort: „Mir ist Barmherzigkeit  widerfahren. 1. Tim. 1, 13“. (S. 49) Auf der Vorderseite des Granitsteins waren Name, Tag, Monat und Jahr der Geburt und des Todes eingegraben; die auf der Rückseite des Denkmals eingelassene Tafel enthielt die von Manfred auf seinem Sterbebette verfasste Anrede:
“Lieber Wanderer!
Von Fleisch und Blut, wie du noch bist,
so war auch ich ja einst;
bedenke, dass in kurzer Frist,
wohl bälder als du meinst,
auch du wie ich bist Asch’ und Bein, -
wo wird dann deine Seele sein?“

Verwundert schauten die ruhelosen Geister des Friedhofes nach den beiden lichten Gestalten, deren himmlische Schönheit durch ihre Wolkenhülle drang. Manfred wandte sich mit seinem Begleiter nun seitwärts. Der Weg führte durch eine Schlucht auf einen hohen Berg, den eine Schlossruine krönte. In wenigen Sekunden waren sie oben. Dort lehnte an der halb zerfallenen Mauer die Gestalt eines Jünglings und blickte wehmütig ins Tal hinab. Es war der Geist eines Studienfreundes von Manfred, der um einer unglücklichen Liebe willen ungerufen in die Ewigkeit gegangen war. Sieben Jahre waren seit dem unseligen Schritt vergangen, und was hatte er alles in diesem
Zeitraum erlebt und erfahren, von dem Millionen leicht dahinlebender Menschen keinen Begriff, ja nicht die geringste Ahnung besitzen! Sein einstiger Lieblingsplatz war ihm zum Gefängnis geworden, in das er zur Strafe für die dort begangene Tat immer wieder zurückkehren musste. Wie gross war sein Entsetzen gewesen, als er nach jenem Schuss im Geisterreich erwacht war und sich selbst in seinem Blute hatte liegen sehen! Wie gerne wäre er geflohen, doch ach, ein unsichtbares Band hatte ihn mit Macht zu seinem Körper hingezogen und festgehalten. Sein zartfühlendes Gemüt, das stets alles Schauderhafte gemieden hatte, war immer noch vorhanden gewesen und jetzt mehr als je hervorgetreten. Immer klarer hatte er erkannt, dass der Leib nur ein Kleid der Seele, ein Werkzeug zur Offenbarung des geistigen Menschen ist. Mit Schrecken war er gewahr geworden, dass Hass und Liebe, Leidenschaft und Tugend im Innersten der Seele wohnen und nicht mit dem durchbohrten
Herzen sterben.

Unsägliches hatte er bis zur Auffindung seines Leichnams empfunden. Er hatte die Männer bedauert, die ihn holen, und es ihnen nicht verargt, dass sie nur mit Scheu sich seiner Hülle näherten. Er hatte ihnen danken wollen für ihr Mitleid und für all die Mühe, die er ihnen machte; aber sie hatten seiner gar nicht wahrnehmen können, weil sie nur die zerbrochene Schale erblickten, für den eigentlichen, unzerstörbaren Menschen jedoch kein offenes Auge hatten.

Schon nach seinem Erwachen in der Geisterwelt hätte der Unglückliche gerne seine Tat ungeschehen gemacht; und wie viel mehr hatte er den unüberlegten Schritt bereut angesichts des Schmerzes, den er den Seinigen bereitete. Er hatte gezittert und gebebt, als sein Leib auf der ihm wohlbekannten Bahre dem Elternhause näher gebracht worden war. Mit tausend Freuden würde er sich im vielgeglaubten Nichts verloren haben, wenn es möglich gewesen wäre; aber immer wieder hatte er zu seinem Körper schweben und Zeuge alles Jammers sein müssen.
Mehrere Wochen nach der Beerdigung, während der er bald bei seinem Leichnam, bald an dem Orte seiner Tat hatte verweilen und vieles unsichtbare Elend hatte kennen lernen müssen, führte ihn eine lichte Gestalt in ein stilles, schwacherleuchtetes Tal, wo er sich etwas wohler fühlte. Sein dortiger Aufenthalt war ein gewisser Ersatz für die Zeit des Schlummers im Leibesleben. Doch nur zuweilen zog es ihn dorthin, und immer wieder musste er auf die traurige Erde zurück. An die Welt gekettet sein, alles sehen, hören und empfin-
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den müssen, und doch ihr nicht anzugehören, wie schrecklich war dieser Zustand!
der jugendliche Selbstmörder litt schwer...
Die Hülle seines unsterblichen Geistes, die wir Seele nennen, und die es in Wirklichkeit ist, die im Fleische vermittelst der Nerven empfindet, war zur Vergeltung seines barmherzigen Sinnes; dennoch litt der jugendliche Selbstmörder schwer unter den Unbilden der Witterung. Es wurde ihm an jenem zeitweiligen Ruheort eröffnet, dass die Vorsehung Gottes ihm ein Alter von 68 Jahren zugemessen habe und dass er erst nach Ablauf dieser Frist die Welt verlassen könne.

er nie darin vermutet hatte....
In den bereits verstrichenen Jahren hatte er die namenlose Torheit der vollbrachten Tat immer mehr erkennen können; denn er konnte, als ein der groben Körperhülle
entbundener Geist, auch die Gedanken lesen. Da hatte er nun gesehen, dass die Liebe des ihm einst so teuer gewesenen Mädchens, deren Besitz ihm in brutaler Weise verweigert worden war, nicht rein und treu wie Gold war, wie er geglaubt hatte. Er hatte so manches in ihrem Herzen gefunden, das er nie darin vermutet hatte, und hatte mit ansehen müssen, wie sie ihn im Besitz einer anderen Liebe schnell vergass. Es war ihm auch gezeigt worden, dass der aus Gott geflossene Geist des Menschen niemals bei einem Geschöpf wahre und dauernde Befriedigung finden kann, selbst wenn es die frömmste und tugendhafteste Seele wäre, und dass deshalb jede Neigung des Herzens der Liebe zu Gott untergeordnet sein müsse. Er lernte bald einsehen, dass er mit diesem Mädchen nicht glücklich geworden wäre; und diese Erkenntnis machte ihn versöhnlicher. Dass ein Mensch dem andern nur so viel Treue halten kann, als er Gott treu ist, war ein weiterer Aufschluss für ihn, der den Glauben an die vermeintliche Festigkeit seines Charakters nicht wenig erschütterte und ihn demütigte. Was sah und empfand er alles, wenn ihn das marternde Gewissen zu jener Stelle zog, wo

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er gewaltsam durch die Hülle brach. Da sass er dann und sah zu seiner Strafe die Bilder seiner Tat an sich vorüberziehen. Und während er im tiefsten Schmerze in den öden Räumen trauerte, zogen fröhliche Scharen junger Leute unter Sang und Klang an ihm vorüber. O wie gerne hätte er sie gewarnt, ermahnt und auf den rechten Weg gewiesen; aber sie sahen ihn ja nicht und er durfte sich ihnen auch nicht kundgeben. Wenn er zurückdachte an die Zeiten, in denen er an dieser Stätte in jugendlicher Begeisterung romantische Geschichten gelesen und später in fremden oder eigenen Poesien geschwelgt hatte, so sehnte er sich heiss zurück ins arme Erdenleben. Wie wollte er so vieles besser machen und seine Gaben nur zur Ehre Gottes und zum Wohl und Heil der Menschheit verwenden! Wie elend und erbärmlich kamen ihm jetzt viele sogenannten Perlen der Dichtkunst vor; denn kein einziges Wörtlein des Trostes fand er in seinem mit Versehn aller Art bereicherten Gedächtnis. Alte Bibelsprüche, welche er einst gelegentlich humoristischer Reden zuweilen unter seine Phrasen mischte, suchte er nun mühsam hervor und erquickte sich an ihnen. Das Trostlied, das eine arme Holzsammlerin auf dem Heimwege sich zur Aufmunterung sang, war ihm jetzt nützlicher als der gesamte Inhalt seiner Klassiker. Klar und deutlich lag es nun vor seinen Augen, wie blind die Menschen sind und wie verkehrt ihr Treiben ist; denn er wusste es ja von sich selbst. Alles wird erforscht, erlernt und bis zur Kunst gesteigert, und ach, die meisten wissen nicht, woher und wohin und was der Zweck des Lebens. –
Als die seligen Geister sich ihm näherten, ging er ihnen entgegen und erkannte also bald Manfred, seinen Studiengenossen. Schon öfters hatte er an ihn gedacht und die Abneigung, die einst bei der Bekehrung dieses Freundes in ihm Raum fand, war durch seine schweren Erfahrungen in der unsichtbaren Welt längst verschwunden. Er schämte

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sich seiner damaligen Spottreden, und die ersten Worte, die er nach der Begrüssung redete, waren Entschuldigungen, die bei dem liebevollen Entgegenkommen Manfreds sich zur förmlichen Abbitte steigerten. Ach, es war ihm so wohl in dieser himmlischen Umgebung; er fühlte sich auch so sicher vor den bösen Geistern in der Luft und auf der Erde, die ihn oft verhöhnten und vom Beten abhielten. Er bat inständig um die Fürbitte der beiden Seligen; denn in seiner Familie dachte niemand daran, ihm das Almosen eines ernstlichen Gebets zukommen zu lassen. Alle seine Anstrengungen, wie Klopfen und Erinnern durch Träume, waren bei den Seinigen bis jetzt vergeblich gewesen, teils um ihres Unglaubens willen, teils weil die erforderliche Anlage, geistiges wahrzunehmen, bei ihnen nicht genug entwickelt war.

Auch diese Seele konnte die begangene Tat nicht genug beklagen...

Manfred und Ewald versprachen seiner zu gedenken, und sie trösteten die arme Seele, so viel sie innere Freiheit dazu fühlten. Indem die Seligen noch redeten, näherten sich auch noch andere Geister. In geziemender Entfernung lauschte heilsverlangend ein Mann, der einst aus Mangel an Gottvertrauen sich gehängt hatte. Lange Zeit war er im Walde umhergeirrt, bis er einen Forstwächter fand, dem er sich nähern konnte. Derselbe sah ihn zwar nicht, doch hörte er ihn reden. Dieser mitleidige Mann betete zuweilen für ihn, was ihm Erleichterung brachte. Die beiden Freunde erlaubten dem heimatlosen Geist näher zu treten. Auch diese Seele konnte die begangene Tat nicht genug beklagen; denn das namenlose Elend ihres Zustandes steigerte sich noch in beträchtlicher Weise, als der Unglückliche nach seinem Tode sah, dass es Gott durchaus nicht an Mitteln und Wege gefehlt hätte, ihn und seine Familie durchzubringen. Mit tausend Freuden hätte er nun die einstige Armut wieder auf sich genommen, auch wenn es die Weisheit Gottes für gut befunden hätte, ihn ferner aufs Höchste zu prüfen.
Der Wert der Gnadenzeit wurde den Selbstmördern unter den Zusprüchen der beiden Seligen immer noch wichtiger. Und als die Armen von der Herrlichkeit des Himmels hörten,
 ...Geduldig ausharren trotz allem Spott...

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wie köstlich Gott auch die geringste Treue lohnt, erkannten sie erst recht den unersetzlichen Verlust. Doch schieden die Verklärten nicht von ihnen, ohne das Gemüt der Tiefbetrübten durch Hoffnungssterne zu erhellen. Geduldig ausharren trotz allem Spott der bösen Geister bis zu der von Gott bestimmten Stunde, dann in den Besserungsanstalten der Ewigkeit sich durch und durch reinigen lassen, um einst tauglich zu werden für die Wohnungen des Friedens, - das war nun die Aufgabe dieser armen Seelen und ihre Aussicht in die noch fernliegende Zukunft. 

gleichfalls abgesehen gehabt, sie durch Selbstmord...
Tief ergriffen von dem mannigfachen Elend der Erde sehnten sich Manfred und Ewald wieder zurück auf die himmlischen Fluren. Die Gewissheit, dass sie all dem Jammer der Zeit und der unseligen Geisterwelt auf immer und ewig entrückt waren, erfüllt ihre Herzen mit einem unaussprechlichen Dankgefühl. Gnade war es, unverdiente Gnade, Barmherzigkeit und göttliche Bewahrung, dass sie sich jetzt nicht auch in solch unglücklichem Zustande befanden wie diese armen Seelen. Auf beide Freunde hatte es die Macht der Finsternis gleichfalls abgesehen gehabt, sie durch Selbstmord um die Krone des Lebens zu bringen; aber Jesus war Sieger in ihnen geworden, weil sie seine Gnadenhand noch in der Stunde der Entscheidung im Glauben hatten erfassen können. Wohl hatten sie während ihres Erdenlebens nicht viel gesät, weil sie den grössten Teil ihrer Zeit im Dienste der Welt zugebracht hatten. Doch hatte der himmlische Schmelzer noch Grosses an ihnen gewirkt und unbewusst waren sie in ihren schweren Leidenstagen vielen zum Segen geworden. Die Eindrücke, welche sie durch ihr geduldiges Leiden, durch das freudige Bekennen des Sünderheilandes, auf ihre Umgebung und so manche, oft ungläubige Besucher gemacht hatten, und die selbst im Feuer der Hölle nicht vergessen werden können, sicherten ihnen edle Früchte zu, welche sie nun zum Preise Gottes geniessen durften.
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Der Weg zur oberen Heimat führte die Himmelsbürger wieder durch die Orte der Reinigung. Als sie durch dieses Tal des Todes eilten, empfanden sie ein tiefes Mitleid für die Seelen, die in diesen schweren Schulen von allen ihnen noch anklebenden Fehlern und Mängel gereinigt werden müssen. Tausende und aber Tausende irdisch gesinnter Geister, und ungezählte Scharen von Namenchristen weilen hier, um das Versäumte nachzuholen.

Aber unter welch erschwerten Umständen! Denn jede Seele liest dort in der andern, was eine andere denkt und wie sie zu ihr steht. Welche Auftritte sahen da die beiden Freunde mit einem einzigen Blick! Alle die vielen schwierigen Lagen, in denen der Mensch sich oft auf der Erde befindet, um geläutert und veredelt zu werden, sind hier wieder vorhanden. Da aber die Hülle gefallen und das Innerste des Herzens aufgedeckt ist, hat der Zank und der Streit kein Ende. Der Engel, der den Menschen durch das Leben begleitet, ist seines Amtes entbunden und die Seele nun schutzlos preisgegeben. Wer sich nicht alles geduldig und stillschweigend gefallen lassen kann, hat keine Hoffnung auf Befreiung. Viele, die infolge ihres unbeugsamen Sinnes oft mehrere Menschenalter in den allertraurigsten Lagen sich befinden, zweifeln, ob überhaupt noch eine Erlösung möglich sei. Ihre einstigen Verhältnisse, die oft keineswegs beneidenswert waren, kommen ihnen hier als goldene Freiheit vor. Am schwersten ist es für die Stolzen, hoch und nieder; dieser Hohn und Spott, den sie ertragen müssen! Es fehlt wahrlich nicht an Mitteln, die Herzen von dem allem zu befreien, was nie und nimmer in die reinen Himmel taugt.

Manfred und Ewald gedachten beim Durchflug dieser Räume, die im Vergleiche mit den Höllenstufen noch Ruheorte sind, an die beiden Selbstmörder, auf die nach langer, banger Harrenszeit hier noch so manches wartete. Sie nahmen sich vor, nicht müde zu werden, auch diese Seelen dem Herrn vorzutragen. Ganz besonders wollten sie künftighin für solche Jünglinge im ...

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... Gebet einstehen, die im Besitze aller Geisteskräfte, aus irgend einem Grund ungerufen aus dem Leben schieden, und darum unstet und flüchtig noch auf Erden schweben.

Als die beiden Reisenden die Pforte der Heimat wieder erreichten, kamen ihnen eine Schar verklärter Freunde entgegen. Von unaussprechlicher Liebe zu ihrem himmlischen König durchdrungen, kehrten sie unter Lob- und Dankgesängen gemeinsam in das Jünglingsparadies zurück.

und aus „Joh. Christoph Blumhardt: Die Krankheits- und Heilungsgeschichte der Gottliebin Dittus (Bericht an den Württbg König)
lautet ein Abschnitt wie folgt:

Die Nachstellungen nach dem Leben der Gottliebin wurden fast mit jedem Tage schauerlicher. Wie schon jedes in sie eingeschmuggelte Zauberstück auf ihren Tod zielte, so wurde sie auch sehr oft zum Selbstmord versucht, jedoch in der Regel, ohne ein Bewußtsein davon zu haben. Außer dem, was oben erzählt wurde, erhängte sie sich einmal im Walde vermittelst ihres Halstuches. Ohne zu wissen, was sie tat, trug sie Steine zusammen, um hoch genug zu hängen; und das Halstuch brachte sie künstlich am Baume an. Schon hing sie, - aber das Halstuch zerriß. und der heftige Sturz brachte sie wieder zur Besinnung. Am gleichen Abend noch ehe ich etwas davon wußte, hörte ich aus ihr einen Dämon ausrufen: «Daß das Mädle nicht umzubringen ist; sie hat sich erhängt und der Strick hat müssen reißen.» Mehr als einmal kamen förmliche Blutstürze vor. bei welchen sie nicht nur dem Tode nahe, sondern bisweilen schon dem Tode verfallen schien. Auch bei den Erbrechungen verschwanden oft auf mehrere Minuten Atem und Puls, und Todeszüge waren in ihrem Gesicht. Einmal - ich erzähle es lieber vollends, obwohl man hierein am schwersten sich finden wird - wollte sie, nur halb bei Besinnung, eine Öffnung in die Haut des Vorderleibes machen, um einer Nadel den Weg zu bahnen. Sie stach sich mit dem Messer in den Leib; und es tat ihr eigentlich wohl, mit dem Messer im Leibe zu wühlen, bis der Magen durchstochen war, worauf dann alle Speise. die sie genoß, an der Magengegend wieder herauskam. Ihre Freundinnen bezeugten es, und der Arzt sah die Wunde noch zu einer Zeit, da ihr Anblick ihn von der Wahrheit des Erzählten überzeugen konnte. Die Wunde konnte zunächst nicht tödlich sein, weil es nicht ihre Tat war, also göttliche Bewahrung einschritt; sie konnte es aber werden und mußte es, wenn der Glaube nicht auch hierin die Allmacht Gottes ergriffen hätte. Einmal wurden alle Wunden, auch die letztgenannte, plötzlich wieder aufgerissen, und die Gefahr war aufs äußerste gestiegen. Ich blieb beim Glauben, der mich nie zu Schanden machte. Als in größter Bestürzung ihre Freundin herbeieilte und meldete, daß jede Minute Verzug gefährlich sei, stürzte ich, ganz übernommen, in meinem Zimmer auf die Knie nieder und redete kühne Worte. Diesmal wollte ich - so stark wurde ich im Augenblick - dem Teufel nicht einmal die Ehre antun, hinzugehen, sondern ließ durch die Freundin sagen, sie solle sich aufmachen und zu mir kommen, sie könne es im Glauben.



Und Sadhu Sundar Singh schreibt in „Gesichte“ folgendes unter dem Titel:

VERSÄUMTE GELEGENHEITEN

Einmal sah ich in der Geisterwelt einen Geist, der vor Gewissensbissen laut schrie und wie ein Wahnsinniger umherjagte. Ein Engel sagte: „Dieser Mann hatte in der Welt oftmals Gelegenheit, umzukehren und sich zu Gott zu wenden. Aber wann immer sein Gewissen ihn zu plagen anfing, pflegte er die Gewissensbisse im Trunk zu ertränken. Er vergeudete sein ganzes Eigentum, richtete seine Familie zugrunde und beging zum Schluß Selbstmord. Jetzt rast er in der Geisterwelt wie ein toller Hund umher und krümmt sich vor Gewissensbissen, wenn er an seine versäumten Gelegenheiten denkt. Wir sind bereit, ihm zu helfen, aber sein eigenes verkehrtes Wesen hindert ihn umzukehren, denn die Sünde hat sein Herz verhärtet, obgleich er sich ihrer immer wieder neu erinnert. In der Welt trank er, um die Stimme seines Gewissens zum Schweigen zu bringen, aber hier hat er keine Gelegenheit, irgend etwas zu verdecken. Jetzt ist seine Seele so nackend, daß er selbst und alle Bewohner der Geisteswelt sein sündiges Leben sehen können. In seinem von Sünden verhärteten Zustand hat er keinen anderen Ausweg, als daß er sich mit anderen bösen Geistern in der Finsternis verbirgt, damit er bis zu einem gewissen Grade der Qual, die ihm das Licht bereitet,


 am Schlusse dieses Dokuments noch Einträge aus „der Geisterchronik“ über leere Gräber / leere Särge!

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(das folgende siehe S. 87/88, 114, 119/120, sowie ab S. 231, aus dem Buch „Blicke ins Jenseits“ von Pfr Alexander Stern, Bern - 1913)

Eduard Weitzel über das Jenseits
(S. 87/88) 

In einem Buch, betitelt: „Dem Ziele zu“ von Lena Fäsi finde ich einen Auszug aus einer Schrift von E. Weitzel über das Jenseits. Der Verfasser hat tiefen Einblick in jenseitige Zustände, und der Aufschluss, den er über dieselben gibt, bekräftigt die Lehren der Heiligen Schrift. Er sagt: Glücklich ist eine abgeschiedene gläubige Seele, welche ohne Besinnen und Zaudern ihrem heiligen Schutzengel in die Räume der Ewigkeit kindlich und willig folgt; denn sie wird unter seinem Schutze durch das schreckliche Tal des Todes sicher hindurchgeführt und nicht angehalten werden können. Wehe aber der unglücklichen Seele, welche sich nicht sogleich entschliessen kann, mit ihrem Engel zu ziehen; denn sie bleibt schutzlos hier unten auf der dunklen Erde in dem höchst unglücklichen Zustand der Weltgeister zurück, und ist da allem Spott und Hohn aller der unseligen Geister ausgesetzt, welche noch auf der Erde festgehalten sind. Will man da entfliehen, was oft ganz unmöglich ist, so kann man doch nicht weiter kommen als ins Luftreich. Bei den Geistern in der Luft hausen auch Höllenengel; die treiben die unseligen Geister an, auf die ihnen leiblich oder seelisch verwandten Menschen verführend einzuwirken, sie zum Selbstmord zu treiben, in Schwermut usw. zu bringen.

(S. 114)
Dass viele Selbstmorde durch bösartige Geister verursacht werden, die ihre Opfer durch Suggestion zum Selbstmord zu verleiten suchen, ist Herrn Sulzer eine wohlbekannte Tatsache. In obigem Fall aber hält er diese Annahme für ausgeschlossen, denn der betreffende hatte gegen seine Frau niemals Selbstmordgedanken geäussert.

S-120:

Eine ähnliche Erfahrung machte ein Selbstmörder, der sich erhängt hatte, der aber, ehe das magische Band, das Leib und Seele verbindet, völlig gelöst war, wieder zum Leben gebracht wurde.

Er berichtet, dass ihm die Sinne sofort schwanden, als er die Schnur am Halse fühlte. Ins Leben zurückgebracht, sah er erschreckt umher und erzählte dann, dass er in den wenigen Augenblicken, die bis zu seiner Rettung vergangen seien, eine geradezu endlose Reise durch das Weltall gemacht habe und in eine fremde, schaudervolle Welt verstümmelter Selbstmörder gekommen sei, die einen höllischen Tanz um ihn aufgeführt hätten. Der Gedanke an diese grauenhafte Welt habe ihn für immer von seinen Selbstmordabsichten befreit. Lieber wolle er die schwersten Schläge des Schicksals hinnehmen, als dieser Welt angehören.

Zweifler werden diese Erfahrung als Halluzination erklären, obschon nicht einzusehen ist, wie bei einem, der freiwillig den Tod suchte und wohl mit der Erwartung, in einen besseren jenseitigen Zustand zu gelangen, solche Phantasiegebilde in seinem Gemüt sollen entstanden sein.        .



Anhang

Warnung eines Selbstmörders vor Selbstmord

Ein trauriges Zeichen unserer Zeit ist die erschreckende und stetig zunehmende Zahl der Selbstmorde. In Europa beträgt die Selbstmordstatistik in einem Jahr 70 000. In Deutschland kommen in einem Jahr 10 000 – 12 000 Selbstmorde vor. Bei allem Fortschritt, bei allen Errungenschaften unserer Kultur welch eine Summe von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung stellen diese Zahlen dar! Und in diesen sind nicht inbegriffen die Zahl der vereitelten Selbstmordversuche, die nach amtlicher Feststellung erheblich höher ist, als die Zahl der zur Tat gewordenen Selbstmorde. Da ist es wohl angezeigt, eine Mahnung zu richten an solche Hoffnungslose und Verzweifelnde, mit gläubigem Vertrauen sich zu dem zu wenden, dem keine Not zu gross, keine Schuld zu schwer, kein Leid zu tief und keine Bedrängnis zu schwierig wäre, als dass Er nicht helfen und einen siegreichen Ausgang gewähren könnte. Aber leider, anstatt des Heilandes Einladung: „Kommet her zu Mir, ihr Mühseligen und Beladenen“ Gehör zu schenken, hört man auf die Stimme des grossen Lügners und Selenmörders, der den Verzweifelnden den Rat gibt: „Wofür willst du dein elendes Leben noch länger tragen? Mach ihm ein Ende mit einem Strick, oder einer Kugel, und du bist los aller Sorgen und Bedrängnisse und Selbstanklagen.“ Mit welch schrecklicher Enttäuschung solch arme Betrogene im Jenseits erwachen, das möge uns en Selbstmörder aus dem Jenseits sagen.
(232)
Aus einer Broschüre: „Der Selbstmord, seine Folgen und seine Verhütung“* (*von w. Spark, Freiburg i.Br. Mit Erlaubnis des Verfassers mitgeteilt) entnehme ich folgenden Abschnitt. Zwar ist die Offenbarung aus dem Jenseits durch ein Medium vermittelt und wir sind nicht darauf angewiesen, für unser Seelenheil uns mediumistische Offenbarungen aus dem Jenseits geben zu lassen. Aber die krankhaften Zustände unserer heutigen Gesellschaft erfordern besondere Heilmittel. Und wenn nach 1. Sam. 28, 15 f. Gott es zuliess, dass der abgeschiedene Geist des Samuel dem verzweifelten König Saul aus dem Totenreich erschien und ihm das bevorstehende Geicht ankündigte, warum sollen wir es nicht beachten, was der Geist eines Selbstmörders uns über seinen und anderer Selbstmörder jenseitigen Zustand zu unserer Warnung offenbart. Ich kann darum nur wünschen, dass die erwähnte Schrift über den Selbstmord weite Verbreitung finde.

Der Selbstmörder berichtet folgendes:
(232/233)
Im Jahre 1872 nahm ich mir in New York durch einen Revolver das Leben, das heisst, ich glaubte, es genommen zu haben, denn mit meinem irdischen Tod begann erst recht für mich ein Leben, ein Leben voller Elend, dessen Ende wohl noch lange nicht erreicht sein wird. Ich hoffe, dass euch diese Mitteilung nicht trübe stimmt, denn ich möchte gern andere warnen und bin der Ansicht, dass ich andern solche Pein ersparen kann durch die Erzählung meiner Erfahrungen, die ich erleben musste, da ich allzu voreilig die Erde verliess. Viele begehen in ihrem irdischen Elende Selbstmord um das Feuer zu ersticken, das in ihrer Seele lodert. Zu feige, den Sorgen und Schwierigkeiten, die sich ihnen entgegenstellen, mutig die Stirn zu bieten, jagen sie sich eine Kugel durchs Hirn, fest davon überzeugt, ihrem Denken ein Ende gesetzt, ihr Sein vernichtet zu haben. Tun sie das wirklich? Möchte doch jeder Selbstmörder hierauf antworten! Sie werden alle erklären, dass sie ihr Denken nur steigerten, ihr Elend nur verschlimmerten. In demselben Augenblicke, da die feige Tat geschieht, beginnt die Reue. Kein Leid ist schwerer zu ertragen, als der Stachel dieses Todfeindes jeglichen Friedens.


Wie ich zu der Tat kam

Durch tolle Börsenspekulation hatte ich mein ganzes Vermögen verloren und dadurch Zwietracht in meine Familie gebracht. Es war unbedingt nötig, mich von meiner Frau zu trennen, die Ehe wurde geschieden, denn meine Frau war aufgewachsen und erzogen in der Ansicht, dass die Heirat nur den Zweck habe, einen zur gesellschaftlichen Stellung zu erheben, und ich in meinem Eifer dies zu tun, spekulierte und ging bankrott; ich verlor sie, die ich sehr liebte, und mein gesellschaftliches Ansehen. Ja, wäre ich ein wirklicher Mann gewesen, ich würde meinen Charakter gestählt haben bei Abwägung des persönlichen Wertes und des Reichtums. Doch verletzt durch die gesellschaftlichen Schläge, fand ich in meiner Torheit keinen besseren Ausweg, allem Elend zu entgehen, als den Selbstmord.
(234)
So sass ich eines Abends am erloschenen Kaminfeuer und grübelte übe mein trauriges Geschick. Plötzlich sprang ich vom Stuhle auf, öffnete den Schrank und ergriff einen kleinen, aber sicher tötenden Revolver. Die Mündung des Laufes setzte ich an meine rechte Schläfe und still betend drückte ich den Hahn los. Blutüberströmt fiel ich vornüber auf den Fussboden meines Schlafzimmers, auf dem hellen Teppich bildeten sich rote Blutflecken, deren meine Wirtin sich noch lange mit Grauen erinnerte. War ich nun tot? Wahrlich nicht, lebender denn zuvor; nicht mehr imstande, meinen toten Körper zu bewegen, noch sagen zu können, was mit ihm geschehen solle. Ich blieb im Zimmer, hatte ich dort doch noch Wertpapiere liegen, die von vergangenen Erfolgen herrührten und auf die ich für zukünftige Erleichterung meines Elends grosse Hoffnungen gesetzt, weshalb ich sie auch jetzt noch hochschätzte. Welchen Wert hatten sie für mich? Ich sprach laut, aber niemand hörte mich, ich stand in wirklicher Körperlichkeit, allein man sah mich nicht. Mein Gedanke war noch immer, dass die Wertpapiere und Dokumente in meinem Schrank, zu denen ich mich so hingezogen fühlte, für mich von Nutzen sein könnten. Als ich nun sah, dass in Beamter sie mit meiner Garderobe in meinen Reisekoffer legte und dann fortschaffte, erfüllte mich eine entsetzliche Unruhe, ich rief und wolle gehört werden, doch vergebens; ich befand mich in Angst und wirklicher Not. Die Identität meiner Leiche wurde festgestellt und diese in dem Totenschauhause gegen eine kalte Steinplatte gelegt. Mit Furcht blickte ich auf sie, denn der Anblick verriet sofort die Todesart. Meine Verwandten wurden etwas beruhigt durch den Ausspruch des Arztes, dass ich die Tat in Geistesabwesenheit begangen, und bezeugten grossen Kummer übe mein frühzeitiges Ende. Auch aufrichtige Tränen vergossen einige von ihnen, aber eher aus Ärger als aus Schmerz. Und wo befand sich meine Frau? Suchte sie meine irdische Hülle auf, welche ihr kein Geheimnis verriet? Nein, o nein! Als ich meinen physischen Leib tötete, da war der Vorabend ihrer zweiten Heirat. Sie hatte ihre Hand einem andern gegeben, ihm gehörte sie an; mein herz war vereinsamt, mein Leben eine Last. Vergessen wollte ich, alles vergessen, und das wollte ich durch den Tod erreichen und nun fand ich das Gegenteil, das ich weder gewünscht noch überhaupt geahnt hatte. Nur ungern entfernte ich mich von meinem toten Körper, und ich wunderte mich darüber, weshalb ich dort so gern verweilen mochte. Es schien, als ob ein Band zwischen mir und ihm noch bestehe, das uns durch ein unbekanntes Gesetz fesle, als ob er doch ein Teil von mir bleibe. Daher beschloss ich nach einiger Überlegung, mich so weit wie möglich von ihm zu entfernen, in der Hoffnung, mich dann wohler zu fühlen. Ich befand mich dann auch bald in einer äusseren Atmosphäre der Erde, wie es mir schien; alle meine Sinne waren bis zu einem ungewöhnlichen Grade verschärft und es war mir, als ob jede Art von Unruhe, Ungemach und unbefriedigten Wünschen mich folterten.

(236)

Mein erwachendes Schuldgefühl

Stellt euch einmal eine grosse Welt vor, in der ihr nur Selbstmörder antrefft. Da umringen euch Tausende von Männern und Weibern, die ihr Leben eigenhändig gekürzt haben.

Würdet ihr euch in einer solchen Gesellschaft wohl fühlen? Hättet ihr jene furchtbare Tat begannen, wenn ihr gewusst, dass sie euch an jene Leidensgefährten fesseln würde, die noch mehr auszustehen haben als ihr? Ich bin jeglicher Worte bar, um die schauderhafte Empfindung zu schildern, die mich gefangen hielt: wie in einem fremden Lande, ohne die geringste Beschäftigung, ohne Freund, ohne Leitung, schwarzdunkel lag das Leben vor mir; dunkler als es je gewesen. Da warf ich mich auf einen einsamen Platz, wohin auch nicht ein Strahl geistigen Lichts drang; finster und trüb lag die Atmosphäre auf mir. Einige Stunden nach menschlicher Zeit schien mein abgemagertes Gehirn geruht zu haben, dann beschloss ich, mit den unglücklichen Seelen, zu deren Gesellschaft mein Schicksal mich verdammt hatte, zu sprechen. Es schien, als ob kein sterbliches Auge je auf jenen Gesichtern geruht habe, keine Miene zeigte mir den geringsten Ausdruck der Hoffnung, aber sie wies nur zu deutlich den Stempel der Sünde auf, die das Naturgesetz verletzt. Da gab es keinen Willkommgruss, da streckte sich keine Hand mir freundlich entgegen. Klagelaute nur und Seufzer drangen an mein Ohr und erregten meine niedergeschlagene Seele derart, dass ich einen entsetzlichen Schrei ausstiess und mich auf mein Gesicht warf, um nichts mehr um mich her wahrzunehmen.
(237)
Lange Zeit brachte ich so zu, als ich plötzlich ein junges Mädchen auf mich zukommen sah. Es war eine so von Kummer und Jammer zerfallene Gestalt, dass ich für sie grösseres Mitleid empfand, als für mich. „Armer Mann,“ wandte sie sich an mich „es wird dir nicht besser werden, bis du den Ausweg von hier gefunden hast. Auch ich weile hier schon über ein langes entsetzliches Jahr. Da mein Geliebter mir untreu geworden war, vermeinte ich nicht mehr leben zu können, und im kühlen Fluss suchte ich meiner Verzweiflung Ende. Aber da war ich so unglücklich, wie zuvor. Keinen Weg scheint es aus dieser Finsternis zu geben, und jedes Mal, wenn eine gleiche Seele zu uns kommt, fühle ich mich noch unglücklicher.“

Gespannt hatte ich ihren Worten zugehört, und die Frage quälte mich, der ich dann auch Ausdruck gab, ob ich ewig hier bleiben müsse. „Mir ist wenigstens kein andrer Ort bekannt,“ antwortete sie, „und wir werden hier bleiben, wenn nicht ein Engel zu uns herabsteigt. O, wie entsetzlich ist es, selbst Hand an sich zu legen! Ja, vermöchte ich diese unselige Tat wieder gut zu machen! Aber wie trostlos fühlte ich mich auch, als Hans mir eines schöneren Lärvchens wegen den Abschied gab, dass ich deshalb meinte, in den Tod gehen zu müssen, ohne auch nur im geringsten  zu ahnen, dass ich dann wit unglücklicher sein würde, als ich es zu Hause geworden wäre. Meine armen Eltern, diese braven, ehrenhaften Leute, und mein lieber kleiner Bruder! Als Hans mit einer vornehmen Stadtdame verlobt, von der Hochschule zurückkehrte, da suchte ich in meinem herben Leid den Teich auf, da wo er am tiefsten ist und der einfliessende Fluss ihn erweitert. Noch höre ich das Jammern und Schreien meiner Mutter, als man meine Leiche nach Hause brachte. Der Vater begab sich in stummer Verzweiflung auf sen Zimmer und niemand vermochte aus ihm nur ein Wort herauszubringen. Einen furchtbaren Eindruck muss mein entseelter Körper auf meinen Bruder ausgeübt haben; in der Scheune suchte der Ärmste seine Zuflucht, bis die Zeit herangekommen war, da meinen Leib die kühle Erde aufnahm, dort wo ich meine Grosseltern und Ahnen ruhten. O, Gott, o Gott,“ jammerte das Mädchen, „wer hätte auch wissen können, dass die Gesetze der Geisterwelt so strenge sind und dass die Selbstmörder zum Elend und zur Finsternis verdammt sind. Alle die du hier siehst, sind in gleicher entsetzlicher Lage. Niemand weiss, was ihm die Zukunft bringt. Einmal flog ein lichter Engel durch diesen Ort, aber ich sah ihn nicht; er hätte mir wohl einen Ausweg gezeigt. O, käme er doch noch einmal wieder; ich sehne mich die ganze Zeit nach ihm.“ „Und solltest du ihm begegnen,“ warf ich ein, „so sage es mir; denn ich sehne mich fort, fort von diesem grässlichen Ort, der so unbehaglich – schaurig.“
(238/239)
Die unglückliche Seele nahm Abschied von mir und enteilte in der Richtung, woher sie gekommen. Gern wäre ich ihr gefolgt, hätte nicht ein Mörder und Selbstmörder mir den Weg vertreten. Bei ihm hatte eine Doppeltragödie ihr Ende genommen. Es ist nicht möglich, das Entsetzliche, das Grauenerregende zu schildern. Wie ein abgehetztes Wild, wirren Sinnes, jeder Hoffnung ledig, kroch er auf dem unebnen Boden umher, meinen Fuss behindernd. Bei seiner Berührung empfand ich ein eigenartiges Entsetzen. Als ich ihn zum Aufstehen nötigen wollte, stiess es ein donnerndes Knurren wie ein Raubtier hervor, so dass ich durch einen Seitensprung ihm zu entgehen suchte. Dabei stürzte ich über zwei von Jammer und Wehe umgebene Gestalten. Je weiter ich drang, desto finsterer wurde es um mich – Stöhnen und Seufzen drang an mein Ohr und Entsetzen verratende Gesichter , die jeder menschlichen Ähnlichkeit spotteten, boten sich mir dar, und sie gesellten sich zu mir. Laut stiess ich die Worte aus: „O mein Gott, wo bin ich?“ Da vernahm ich eine Abscheu erregende Stimme neben mir: „Im Hades! Du weißt doch, dass wir alle eigentlich noch leben und auf Eren weilen sollten. Hier scheint das Narrenparadies zu sein. Unsere Natur war noch nicht auf die Änderung vorbereitet, und wir tragen nun die Folgen, dass wir eigenhändig in unser Schicksal eingegriffen. Die Rache ist mein – wehe, wer dem Naturgesetz zuwiderhandelt, spricht der Beherrscher der Welten.“

“O mein Gott, zeige mir, wie ich von hier fortkomme.“ Aber die kreischende Stimme antwortete wieder ebenso entsetzlich wie höhnisch: „Auf demselben Wege, der dich hierher geführt.“ „O verspotte mich nicht,“ flehe ich, „ich fühle mich bestraft dafür, dass ich gegen das Naturgesetz gesündigt habe. Soll hier nun men beständiger Aufenthalt sein?“ „Seit drei Jahren weile ich hier,“ gab er zurück, „und ich sehe noch kein Licht. Da ich des Lebens überdrüssig war, griff ich zum Morphium, aber heute noch leide ich an starken Magenbeschwerden davon, gegen die ich kein Mittel weiss.“ „Treibe nicht deinen Scherz mit so ernsten Dingen,“ sagte ich, „wie kann man einer ernsten Frage so wenig Wert beilegen.“ „Ich würde mich glücklich schätzen,“ antwortete der andere, „wenn ich hier alles in Licht setzen könnte, denn in der Dunkelheit ist nicht mehr weiter zu leben. Mich dünkt es, dass wir uns noch auf der Erde befinden, dass indessen das Tageslicht nicht zu uns dringen kann, bis wir die Zeit gelebt haben, die wir auf Erden noch zuzubringen hatten. Das ist so meine Ansicht, zu der ich hier allmählich gekommen bin. Möchtest du nicht einige unserer interessantesten Nachbarn sehen? Fasse mich bei der Hand und lass uns gehen. „Ich gehe mit, ich möchte auch meine Umgebung kennen lernen,“ erklärte ich, wiewohl ich mit Grausen daran dachte, welch neues Entsetzen sich mir bieten werde.
(240)

Umherirren in der Finsternis

Ohne ein Wort zu sprechen gingen wir auf einer abschüssigen Fläche abwärts, dann wandten wir uns nach links und stolperten einen steilen Abhang hinunter. Wir gelangten in eine enge Höhle mit dämonenhaften Wesen. Wie Reptilien krochen einige heran, andere sahen aus wie unbekannte Tiere; alle Ähnlichkeit mit einem Menschen war ihnen abhanden gekommen. Und fragt ihr, was sie dort tun? Zeit töten, das ist vielleicht die richtige Antwort. Diese Wesen hier hatten keinen Selbstmord begangen, sie waren Verbrecher anderer Art in grösserem oder kleinerem Masse gewesen. Ohne irgendwelches Streben oder geistige Fähigkeiten lagen sie untätig umher, zu müssig, um uns gefährlich zu sein.
(241)
Ob ich im Laufe der Zeit auch einen solchen Ausdruck annehmen würde? War ich verurteilt, zur Sühne meines Verbrechens nun beständig unter diesen Geschöpfen zu weilen? Mein Gefährte schien mir nicht so abstossend zu sein, obwohl er doch viele Jahre hier gelebt hatte. Sollte ich ein solch scheussliches und ekelhaftes Wesen werden, all mein Mitgefühl, alles menschenwürdige Aussehen verlieren? Ich flehte zu Gott, er möge mir einen Weg zeigen, meinem Schicksal zu entfliehen. Ich wandte mich mit einigen Worten an die trägen Geschöpfe. Starr und blöde sahen sie mich an, aber keines antwortete.

Mich an meinen Begleiter haltend, drängte ich wegzukommen und schleunigst klommen wir die Anhöhe wieder hinauf, und ohne Rast eilten wir schweigend dahin zu einem andern Aufenthaltsort. In einer elenden Hütte lagen auf dem Fussboden drei Geschöpfe, die einst wohl Menschen gewesen, jetzt aber als solche kaum mehr zu erkennen waren. Eines von ihnen bewegte seinen lose herabbaumelnden Kopf hin und her unter Fluchen, wobei er seinem Kläger Tod und Teufel auf den Hals wünschte. Das andere Geschöpf schien in einem unruhigen Schlaf dazuliegen und fuhr erschreckt in die Höhe, wenn es von den beiden andern berührt wurde. Das dritte, ein Wahnsinniger, mit schwarzem, eingeschrumpften Gesicht, liess seine überlangen Arme in wilder Wut in der Luft herumfahren. Ein entsetzlicher Anblick, bei dem mir alle Lust verging, etwas zu fragen; nach einiger Zeit wurde mir jedoch näheres bekannt.

Der erste hatte aus Eifersucht seiner getreuen Frau den Hals abgeschnitten und war deshalb hingerichtet worden. Von niederem Intellekt und ohne moralische Begriffe, hegte er selbst im Jenseits nur den einen Gedanken, Rache zu nehmen. Da ihm der Wunsch sich zu bessern fern lag, und er im Gegenteil nur noch bösere Gedanken ausspann, so kontrastierte seine Umgebung nicht mit ihm. Er selbst sah aus wie ein Schwein, es fehlten nur die Borsten. Auf Erden wird man kaum solch scheussliche Gestalten treffen: das Gesicht von dem Ausdruck gemeiner Leidenschaft und roher Grobheit entstellt, mit niederer, finsterer Stirn, dem Zeichen der Beschränktheit, die Augen stechend, Wut und Rache verratend.
(242)
Das schlafende Geschöpf war auf Erden ein Schankwirt gewesen, der seine Genossen und Gäste mit schädlichen Getränken vergiftet hatte, bis er selbst in einem Streit erschlagen wurde. Der Wahnsinnige einstmals ein Räuber, der seinen Verstand niemals gebraucht hatte und ihn darum jetzt völlig verlor, glaubte mit seinen blutbefleckten Händen seine Opfer beständig erwürgen zu müssen.

Weil ich das irdische Leben für eine Last hielt, hatte ich jene unglückselige Tat begangen, die mich nun in diese elende Gesellschaft brachte, die mich mein früheres Schicksal nur als ein Kinderspiel ansehen liess. Ich war auf Erden kein wirklich schlechter Mensch gewesen, aber ich hatte selbst mein Lebenslicht zu früh ausgelöscht und darum befand ich mich nun in einer Finsternis, wo nur scheussliche Dämonen hausten. Hatte ich doch meinen Lebenspfad plötzlich verloren. Geistig entwickelte Wesen fand ich nur wenige; sie hatten sich zum Teil, wie das erwähnte junge Mädchen, in Gefahr gestürzt, und der „Magenkranke“ – diesen Namen legte sich mein Begleiter selbst zu – war trotz seines zynischen Wesens doch nicht bösartig.
(243)

Endlich eine heiss ersehnte Wendung

Es mochten wohl sieben Jahre nach meiner Berechnung verflossen sein, als ich zum erstenmal Licht bemerkte. Um so viel wie möglich allein zu sein, hatte ich mich an eine ganz abgelegene Stelle begeben, die wilde, rohe und aufrührerische Gesellschaft um mich herum brachte mich fast zur Verzweiflung und in einen Zustand, der mich zu vernichten drohte. Es wurde mir allmählich klar, dass es einem Boten der Liebe und des Lichtes wohl sehr schwer sein müsse, in diese Sphäre einzudringen. Nur durch das völlige Aufgeben eigener Glückseligkeit würde es möglich sein, Licht in diese Finsternis zu bringen, diese liebelosen und gemeinen Wesen aus ihrem Elende zu befreien. Und es ist erklärlich, dass nur jene zur Erlösung kommen, die selbst durch beständiges, aufrichtiges, inniges Bitten und Flehen zur Gottheit, in reinere Sphären emporgezogen zu werden, die Wesen der Liebe und des Lichtes herbeirufen, und wem dann endlich der weisse Bote der Erlösung erscheint, ihm milde und gütig zulächelt, der erhebt sich wie ein genialer Gedanke aus unserer Gefangenschaft zu höheren, lichteren Sphären.

So erschien er dann endlich auch uns, und nach unserer langen Gefangenschaft dünkten wir uns im Paradies, und die Liebe, Güte und Sympathie, die wir in dieser helleren Sphäre fanden, liessen jede noch vorhandene Härte unseres Wesens in Milde übergehen.

(244)
Werden diese meine Worte wohl einem verzweifelten Herzen zur Warnung denen und es vor dem schrecklichen wahnsinnigen Entschluss des Selbstmordes zurückschrecken lassen? Mein aufrichtiger Wunsch ist es; möge ihm keine Last zu schwer dünken, um sie geduldig zu tragen, bis die Zeit der Erlösung vom irdischen Körper und vom irdischen Elend von selbst kommt. Kein Ungemach kann unserer Seele dadurch genommen werden, dass man den Leib tötet; ein magnetisches Band fesselt die Seele an die Erde. Nur noch unerträglicher machen wir das Ungemach, dem wir entrinnen wollen, und grössere Schwierigkeiten stellen sich allen entgegen, die sich freiwillig in die Welt der Geister stürzen. Millionen unglücklicher Seelen irren hier verzweifelt und kummerbeladen umher, es fehlt ihnen die Anpassung, die sie sich bis zu ihrem natürlichen Tode erworben haben würden. Und selbst jetzt, da ich in lichteren Sphären weilen darf, bin ich, wenn auch viel glücklicher als anfangs, doch nicht so glücklich, als wenn ich mein Elend auf Erden ruhig ertragen hätte; ich empfinde, dass ich nicht höher kommen kann, da meine irdische Lebenszeit noch nicht abgelaufen ist und ich unter den Menschen selbst doch keinen Platz mehr einnehmen kann.

Durch diese Warnung hoffe ich mein Gemüt zu erleichtern, mein Herz zu beruhigen. Als ich, durch das Medium angezogen, in euren Kreis trat, übertrug ich unwillkürlich euch etwas vom Zustand meiner Vergangenheit, wodurch ich euch leibliches und geistiges Unbehagen schuf; ich bitte, mir dies gütigst zu verzeihen. Ich fühle mich nun angenehmer, und mit viel leichterem Herzen, als ich es je seit meiner elenden Tat empfunden, kehre ich zurück.

(245)
Oft sagen Verstorbene zu ihren zurückgelassenen Lieben: Wir sind glücklich und dabei sind sie es nicht im geringsten. Sie sagen dies nicht nur, um die Hinterbliebenen nicht noch mehr in Trauer zu versetzen, sondern auch oft, um die Verwandten auf Erden nicht darüber aufzuklären, wie erbärmlich elend es ihnen seit ihrem Tode ergangen ist und noch ergeht.

Und aus diesem Grund will ich auch meinen früheren Namen nicht unter diese Botschaft setzen, weilt ja noch eine Person auf Erden, übe welche ich dadurch grosses Herzeleid bringen würde, dies ist der einzige Grund, weshalb ich ihn nicht bekannt geben möchte. Doch hielt ich es für meine Pflicht, diese Mitteilung zu machen, damit Menschen, die mit dem Gedanken umgehen, sich auch selbst das Leben zu nehmen, davor zurückscheuen und meinem Schicksal entgehen. Ihr ahnt nicht, was ich durch das schreckliche Leben und die böse Umgebung auszustehen hatte. Männer und Weiber, die ihr dies hört, nehmet euch niemals eigenmächtig das Leben. Dies ist der Wunsch einer reuigen Seele.“

Eine Frau, die sich aus Gram über den Tod ihres Mannes erschossen, berichtet folgendes über ihr Ergehen im Jenseits:

Ich liebte meinen Mann so wahnsinnig, dass es mir unerträglich erschien, ohne ihn leben zu können. Während man ihn begrub, erschoss ich mich. Als ich meinen blutenden Leichnam vor mir liegen sah, erstarrte ich vor Schreck. Ich konnte nicht fort vom Leichnam; ich war wie angebunden. Ich sah, wie man die Wunde wusch, hörte wie sie weinten und jammerten. Ja, ich war wirklich tot und kalt. Freude durchzuckte mich, dass ich nu meinen geliebten Mann finden würde. Als meine erste Betäubung vorüber war, konnte ich mich bewegen, ich rief nach ihm, doch er kam nicht. Wo ist er? Wie furchtbar gross und weit ist das All; wie viele Millionen Sterne gibt es da! In welchem Stern ist er wohl? Soll ich ihn denn eine Ewigkeit suchen? Ich bin verzweifelt! Also hat mein Selbstmord gar nichts geholfen, denn ich bin nicht bei ihm.“
(246)

Nach einiger Zeit fand sie ihn, konnte aber wegen der ungleichen Beschaffenheit ihrer geistigen Körper nicht bei ihm bleiben.

Ich füge diesen Mitteilungen noch einige beachtenswerte Bemerkungen des Verfassers der Broschüre bei. „Das Gesetz der geistigen Wahlverwandtschaft offenbart sich im Jenseits in voller Stärke. Alle, die gleiche Taten aus gleichen Gründen getan haben, leben in gleichem Zustand. Jeder zeigt sich wie er ist. Verstellung gibt es da nicht mehr, wo einzig die moralische Beschaffenheit gilt. Orden, Titel, Gold, die auf Erden einen Schurken zum angesehenen Mann machen können, täuschen hier niemand mehr; der Wert des Menschen zeigt sich untrüglich in seiner Farbe und Gestalt. Hässlich und schwarz, dem Tiere ähnlich, erscheinen die niederen Menschen, schön und licht die höher entwickelten Geister. Wunderbar recht hat die Sprache, wenn sie Ausdrücke schafft, die wir bildlich zu nehmen gewohnt sind. Die Redensarten „schwarze Seele“, „schwarze Gedanken“, sind mehr als willkürlich zusammengesetzte Worte. Gutes erscheint im Jenseits wirklich als licht und hell, Böses als dunkel und schwarz. Die Sprache schöpfte aus dem metaphysischen.“

(247)
Diesen Bemerkungen möchte ich noch beifügen, dass solche, die in Geistesumnachtung oder auch von schweren satanischen Anfechtungen überwältigt sich das Leben nehmen, nach Gottes gerechtem Urteil gewiss ein anderes Los treffen wird, als solchen, die bei klarem Verstand die verhängnisvolle Tat begehen.

Mögen die Offenbarungen aus dem Reich der Finsternis, die wir in der erwähnten Broschüre erhalten die Leser anspornen, im untrüglichen Wort Gottes sich den Weg weisen zu lassen, wie wir geschickt werden, bei unserem Abscheiden aus der irdischen Welt Aufnahme zu finden in die himmlische Welt des Lichtes und des Friedens, in die uns die mitgeteilten Erfahrungen so erhebende Blicke gewähren!


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Leere Gräber / leerer Sarg (aus: „die Geisterchronik“)

17. das Kind von Bruder Zais

Kürzlich kam die Reihe zum Ausgraben auch an das Grab des Kindes von Bruder Zais, eines gar treuen, frommen, vom Geist Gottes ergriffenen Söhnleins, das etwa im 10. Jahre starb. Der alte Totengräber machte den Vater darauf aufmerksam und sagte: „Gib acht, wie nett es ist, wenn man den Sarg öffnet und die Brustbeinchen liegen so im Kreuz auf dem Rückgrat.“ Zais meinte trocken: ‚Ja, wir wollen sehen’, und stellte sich ein. Der Sarg war noch wohlerhalten, und als sie ihn öffneten, lagen die Hobelspähne noch darin, aber vom Körper keine Spur. „Was ist denn das?“ rief der ehrwürdige Mann, „das ist mir ja noch nie vorgekommen!“ ‚ Sei nur zufrieden,’ erwiderte Zais, ‚ich dachte mir’s, es könne so sein, und nun weiss ich’s gewiss.’

“Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung“ (Offbarung Joh. 20, 6).                              (siehe auch zusätzlichen Hinweis im Buch, Eintrag 30)

51. fromme Jungfrau…

Letzten Samstag abend stiess der Totengräber auf einen morschen, aber noch seine Form behaltenen Sarg. Als er ihn behutsam öffnete, fand er auch nicht eine Spur menschlicher Überreste. Nur ein sogenanntes Milchbecken lag darin, womit man früher den bei jungen Leuten auf den Sarg gelegten Blumenstrauss zum Schutz beim Zuschütten des Grabes zu bedecken pflegte, und welches Gefäss nun durch den morschen Deckel gefallen war. Angestellte Nachforschungen ergaben, das der Sarg einst die Leiche einer frommen Jungfrau barg, die ein stilles, weltabgewandtes Leben führte und, erfüllt von einer starken Sehnsucht nach der himmlischen Heimat, frühe gestorben war.


61. Auferstehung… 3. Beispiel: der alte Schäfer Wöhr..

Über die Auferstehung sind viele Kinder Gottes im Unklaren. Nach der allgemeinen Auslegung der in Betracht kommenden Schriftstellen findet die erste Auferstehung bei der Wiederkunft Christi statt und nicht sogleich nach unserem Tode oder etwa nach einer noch Ausreifung nötigen kürzeren oder längeren Zwischenzeit. Aber unumstössliche Tatsachen beweisen, dass es nicht ein einzigartiger Vorzug Christi ist, dass er so bald nach dem Tode auferstand, und wir als Glieder eines Leibes aufeinander angewiesen sind und nur alle miteinander zur Vollkommenheit gelangen können und sollen.
(Anmerkung der Red.: eine klare Bestätigung hierfür, eine klare Aussage findet sich in Matthäus 27, 52 und 53: „52: Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, 53: und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.“ Die Auferstehung, mit den leeren Gräbern als Folge, fand also damals gleich nach Jesu Auferstehung schon ihre Fortsetzung.)

Der alte Schäfer Wöhr ist für mich das dritte (s. Eintrag Nr 17 und 51) glaubwürdige Zeugnis für eine fortgehende Auferstehung. – Als man ihn ausgraben wollte, fand man im Sarge nur das halbvermoderte Sterbekleid. An seinem Todestag hatten sich einige seiner auswärtigen Freunde vor Tagesanbruch aufgemacht, ihn zu besuchen. Als sie noch eine schwache Stunde von hier entfernt waren, hörten sie in der Luft einen wunderbar lieblichen Gesang vieler Stimmen, der sich wie aufwärts steigend in den Wolken verlor. Sie hatten dabei den Eindruck, dass ihr schwerkranker Freund gestorben und soeben von en Engeln heimgetragen worden sei. Bei ihrer Ankunft erfuhren sie, das der Kranke genau zu der Zeit, da sie den Gesang gehört hatten, entschlafen sei. Sein Leben war eine Kette von Leiden. Was hatte er nur mit seinen zuletzt nach Amerika ausgewanderten Kindern durchgemacht! Gott zu loben war hienieden schon seine grösste Freude. Wenn er beim Morgengrauen mit seiner Herde die Gemeindescheuer verliess und die Amseln singen hörte, konnte er sich nicht enthalten, mit ihnen den Schöpfer zu preisen. Er tat dies gern mit selbstgemachten Reimen. Sein Andenken ist heute noch ein gesegnetes

Welch ein Unterschied, der hier am Schluss notierten gegenüber den ab Anfang aufgeführten Einträge!
Daher: no suicide!


”Der Geisterhannesle” (Johannes Gommel) ist ein weiteres Büchlein von Joseph Hahn (von welchem der Redaktion etwa 40 Schriften / Titel bekannt sind). Es passt völlig zum Lebensbeschrieb über Johannes Gommel was Joseph Hahn im letzten Abschnitt des vorerwähnten Büchleins (Renatus Verlag Lorch, Württ.) niederschrieb:

“ … Die irdischen Überreste des seligen Johannes Gommel wurden in Heidelberg auf dem St. Anna-Friedhof in dem von Göler’schen Familiengrab beigesetzt. Als in späteren Jahren dieser Friedhof einging und in einen zum Hotel Europe gehörenden Garten umgeschaffen wurde, liess die Familie von Göler ihre Angehörigen ausgraben und auf den neuen Friedhof verbringen, woselbst das Denkmal heute noch zu sehen ist. Als man das Grab des sel. Johannes öffnete, fanden sich keine Überreste mehr von ihm vor. Vermutlich hatte die Verwesung keine Macht über den vergeistigten Leib seiner in der Heiligung ausgereiften Persönlichkeit, und er zählt zu denen, die nach dem Vorbild Christi kurze Zeit nach ihrer Bestattung auferstehen dürfen, was trotz entgegengesetzter Ansicht vieler Schriftausleger – nach wohlverbürgten Zeugnissen immer wieder, wenn auch nur ganz selten, vorkommt.

Was der Herausgeber der Mitteilungen aus dem Leben Johannes Gommels in dessen Bibel eingeschrieben fand, soll im Sinne des Vollendeten den Schluss dieses Büchleins bilden:
“Gott allein die Ehr’              und sonst keinem mehr!“

Und im Büchlein „Oetinger der Geisterprediger“ schliesst Joseph Hahn mit folgender Begebenheit:
In Bezug auf seinen Heimgang wird erzählt: „Am dritten Tage nach Oetingers Leichenbegängnis stand bis tief in die Nacht sein Sohn Johann Friedrich an einem Fenster der Prälatur Murrhardt und warf, des teuren Vaters gedenkend und über den Zustand des Verstorbenen sinnend, von Zeit zu Zeit einen Blick nach der Klosterkirche hinüber, wo die Leiche eingesenkt war. Der zwölfte Glockenschlag hatte eben Mitternacht verkündigt, als Johann Friedrich, ehe er sich schlafen legte, seufzend den letzten Blick hinüberwarf. Da sah er plötzlich die Kirche hell erleuchtet, und ein klares Licht, glänzend wie der Morgenstern, erhob sich aus der Klosterkirche, bis es, langsam in die Höhe schwebend, endlich am Firmament seinen Augen entschwand. Da sank er auf die Knie und sprach bei sich: ‚Selig ist und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung’ (Offenb. 20, 6). ‚Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. (Daniel 12, 3).“


Ende 



Hier als Hinweis für Interessierte noch eine unvollständige Auflistung der Titel / Bücher von Josef Hahn, die s. z. im Renatus-Verlag, Lorch, Württ. erschienen sind:


Auf dem Heimweg
Aus der oberen Heimat
Bekanntes und Unbekanntes aus dem Leben von Johann Michael Hahn
Der „Geisterhannesle“ (Johannes Gommel)
Der kleine Kolb
Der letzte Augenblick
Das Reich des Lichts und das Reich der Finsternis
Den Wort ist die Wahrheit
Der zweite Tod
Die Geisterchronik
Die ewige Fortdauer der Menschenseele
Die Heimat der Seele
Der kleine Kolb
Ein Blick in die himmlische Heimat
Ein geheimnisvoller Gast
Ein Traum vom Gottesacker
Erlebtes, nicht Gedachtes, Geträumtes und Verlachtes
Ewiges Leben
Ewig geborgen
Franz Xaver Hugo, der Kapuziner
Friedhof-Poesien
Für hörende Herzen
Geistliche Bildergalerie
Geisterstimmen
Grabrede
Im Abendlicht
Jenseitsblicke
Jesus allein
Lebendiges Wasser
O Ewigkeit du Donnerwort! O Ewigkeit, du Freudenwort
Offene Augen
Oetinger der Geisterprediger
Pilgerpsalmen
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben
Tod und Ewigkeit
Trachtet nach dem was droben ist
Ungerufen, oder: Geh nicht vor der Zeit in die Ewigkeit
Über Luzifer, den gefallenen Thronfürstenengel
Was kein Auge gesehen hat
Zum Beten geh ins Kämmerlein
Zwischen Himmel und Erde


(Diese Auflistung ist nur als Hinweis gedacht und ist s.w.s. nicht vollständig)
s e & o

 

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